14/2 Bye bye, BMI?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:43 |
Der gute Body Mass Index ist schwierig zu berechnen. Er galt und gilt – neben dem Bauchumfang – als Mass aller Dinge, wenn es um Adipositas geht, obwohl er in letzter Zeit ordentlich unter Beschuss geraten ist, da er nur rein „äusserliche“ Phänomene berücksichtigt (Grösse und Gewicht) und nichts aussagt über den inneren, gesundheitlichen Zustand des Probanden.
Nun hat ein Team von Adipositas-Spezialisten in Kanada und USA ein neues System entwickelt, mit dem sich Übergewicht und Adipositas „klassifizieren“ lassen, wobei es nicht mehr um die Relation zwischen Grösse und Gewicht geht, sondern – vereinfacht gesagt – um das Vorhandensein bzw. die Summe der diagnostizierten Begleit-Krankheiten.
Das Edmonton Obesity Staging System, das in der aktuellen Ausgabe des International Journal of Obesity vorgestellt wird, unterscheidet 5 Stadien von Adipositas. Mit Kategorie Null wird jener Zustand bezeichnet, in dem ein Patient (unabhängig vons einem Gewicht) keinerlei Begleiterkrankungen aufweist; in der Kategorie 4 leidet der Patient an den schwersten gesundheitlichen Problemen, die mit Adipositas verbunden sind. – Diese Klassifizierung ist für den Arzt sehr einfach anzuwenden. Er muss den aktuellen Gesundheitszustand diagnostizieren und die Krankengeschichte berücksichtigen, Bluttests durchführen – und schon kann er über die anzuwendenden Therapien entscheiden.
Bereits wird das neue System an verschiedenen Zentren in Amerika in der Praxis erprobt und die Feedbacks seien positiv. – Allerdings setzt diese neue Klassifizierung voraus, dass eine medizinische Untersuchung stattfindet… und die wiederum muss man veranlassen. Dies jedoch – so schliesse ich jetzt einmal – nicht mehr aufgrund eines „errechneten“ Übergewichts, sondern de facto erst, wenn sich die Begleiterkrankungen bemerkbar machen. Das könnte in manchen Fällen schon zu spät für eine Umkehr sein. Anderseits berücksichtigt diese neue Form der Adipositas-Bestimmung weit eher das Individuum und dessen persönliches „Lebensgewicht“, als dass es sich an einem rein statistischen Standard – eben dem BMI – orientiert, der letztlich auch dazu führen kann, dass Leute sich zu dick fühlen, die noch lange nicht adipös sind… – Abwarten und beobachten!