19/2  Die rote Mütze

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:37

Da ist die Geschichte von Bruno, dem Gastronomen mit dem roten Beret. Ein engagierter Wirt und Koch, stets auf der Suche nach einem neuen Kick, einer frischen Herausforderung und einer Sache, für die es sich zu kämpfen lohnt. Ein Macher mit Sinn für das Machbare, mit Stil und Qualitätsgefühl.

Auf der Suche nach einem geeigneten Lokal für die kommende Jahresveranstaltung unserer Gönner-Organisation sind wir wieder mal in seinem Lokal eingekehrt. Gediegen ausgestattet, geschmackvoll und praktisch eingerichtet, picobello alles… aber was war los? Waren wir tatsächlich die einzigen Kunden in der gepflegten Gaststätte?

Beim Kaffee setzte sich der Patron an unseren Tisch. Jahrelang hatte er ausgeharrt, während rund um sein Lokal die Strassen aufgerissen und die Schienen für die neue Glatttalbahn verlegt wurden. Das würden Boom-Zeiten werden, wenn einmal die Bahn direkt vor dem Lokal ihre Passagiere ausspuckte, wenn die Geschäftsleute aus den nahen Sunrise-Türmen und dem Büro-Komplex sich hier verpflegen würden… Und dann war die Bahn gebaut, die Haltestelle etwas weiter weg… aber vor allem: inzwischen war die Krise gekommen. Keine Spesen-Essen mehr, bei der Zwischenverpflegung wurde gespart… Bruno musste zusehen, wie jeden Morgen die Caterer mit ihren Sandwich-Lieferungen ankamen für die Büros im gleichen Haus… produziert zu Massenfertigungs-Bedingungen, mit denen ein qualitätsbewusster Wirt nicht mitziehen konnte.

Die Investitionen all die Jahre, der Durchhaltewillen und der Glaube an bessere Zeiten – sie hatten nichts genützt. Die Tage des Etablissements sind gezählt. Aber Bruno gibt nicht auf. Er hält nach einem neuen Lokal Ausschau und will es noch einmal wagen, wieder von vorne beginnen, einen Kontrapunkt setzen mit qualitätsbewusster Küche in einer Landschaft, in der sich Take-Aways, Pizzerias und Kebab-Buden vermehren wie Karnickel. Ob er es schafft? Wir drücken ihm die Daumen. Das Essen war exzellent.