11/3 Kinder schützen
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:32 |
Die eben angelaufene Aktion für ein „gesundes Znüni“ an den Schulen der Stadt Zürich hat interessante Reaktionen ausgelöst. Viel Lob und Anerkennung seitens der Fachwelt in Sachen Ernährung, aber auch Vorbehalte gegenüber einer zu plakativen Unterscheidung zwischen „guten“ und „schlechten“ Lebensmitteln… In diesem Punkt ist auch die Nahrungsmittel-Industrie bereits auf die Barriakden geklettert und hat sich vehement gegen eine Verketzerung bestimmter Produkte (mit denen sie natürlich gute Umsätze macht) zur Wehr gesetzt. Und perverserweise gibt es auch Stimmen von Eltern, die auf ihre Freiheit pochen, ihren Nachwuchs mästen zu können wie es ihnen beliebt und sich in dieser Sache nichts vorschreiben zu lassen.
Vergleichbare Aktionen gab und gibt es auch in anderen Kantonen und Gemeinden und hier werden wichtige Grundsteine gelegt für ein später hoffentlich „richtiges“ und bewusstes Ernährungsverhalten… – Aber hoppla: da melden sich schon wieder Zweifel an, ob die Bemühungen zur Erziehung der Kinder nicht ins Gegenteil umschlagen könnten. Hierzu hat die New York Times einen aufschlussreichen Artikel publiziert: die Fachleute zeigen sich besorgt darüber, dass allzuviele Vorschriften und Ermahnungen die Kinder verunsichern und ihnen eine negative Einstellung gegenüber dem Essen vermitteln könnten. Da gibt es Kids, die sich vor bestimmten Nahrungsmitteln regelrecht fürchten und sie direkt mit Krankheiten oder dem Tod in Verbindung bringen… und wenn das „richtige“ Essen ein tägliches Thema sei, bestehe die Gefahr, dass sich im schlimmsten Fall schwere Essstörungen herausbilden, bis zur Anorexie.
Da sind die Eltern in der Zwickmühle: einerseits hören und lesen sie, dass Kinder schon mit 6 Jahren Nierensteine und Diabetes haben können und dass die Weichen für eine spätere Adipositas bis zum fünften Lebensjahr gestellt werden… und andererseits möchten sie ihre Kleinen nicht unter Druck setzen und verängstigen. So stehen sie vor der heiklen Aufgabe, ihre Kinder anzuleiten, die richtige Balance zu finden zwischen Genuss und bewusster Ernährung, und dies zudem stufengerecht, entsprechend dem jeweiligen Alter… Das war noch kein Problem, als unsereins klein war. Es fing bereits an, als unsere Kinder aufwuchsen. Aber heute ist es eine echte Herausforderung.