12/3 Vorbild Joschka
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 21:25 |
Einst war Adel Abdel-Latif der schönste Mann der Schweiz. Das war vor 13 Jahren. Medizinstudent damals noch, kurz vor dem Staatsexamen, als er in die Mister-Maschinerie geriet. Ein freundlicher junger Mann, wir waren uns gelegentlich begegnet an Anlässen, die ich beruflich zu frequentieren hatte. Kein dummschwätzender Schönling, wie es viele gibt in der Branche.
Heute ist er etablierter Mediziner und schreibt im Blick am Abend eine Kolumne über Gesundheitsprobleme der Stars und derer, die scih dafür halten. In der heutigen Ausgabe hat er sich den früheren bundesdeutschen Aussenminister und Vizekanzler Josef „Joschka“ Fischer vorgeknöpft bzw. dessen Körpergewicht. Mit scharfem Auge diagnostiziert er ein „erschreckendes“ Aussehen: Aus dedm gertenschlanken Marathon-Mann ist ein beängstigend fettleibiger Mensch geworden.
Beflissen zählt der kleine Doktor alle Komorbiditäten auf, an denen Joschka leiden könnte, von Gefässverkalkung, Diabetes, Bluthochdruck und Hypercholesterinämie bis zu Herzinfarkt, Hirnschlag und Krebs, zudem ist da auch noch die Arthrose… Und Abdel hofft, dass Joschka durch seinen Aufruf zur Besinnung kommen und zu seinem früheren schlanken Selbst zurückfinden möge. – Das ist alles richtig und sachlich korrekt, bloss weiss der junge Mann wohl nicht, dass sich Fischer in einem ganz anderen Adipositas-Zyklus befindet. Er war schon korpulent, als er in den Turnschuhen als bundesweit erster Grüner zum hessischen Umweltminister ernannt wurde. Erst für sein Amt auf Bundesebene in der rot/grünen Koalition hat er tüchtig abgespeckt und sich unter anderem mit Marathon-Schauläufen bei Figur gehalten. Damals war er ein Vorzeige-Ex-Adipöser, dem es gelungen war, seinen stressigen Job mit der nachhaltigen Sorge für seinen Leib zu verbinden. Aber als es aus war mit dem linken Bündnis und der Macht und er bald darauf auch von seiner Partei ins politische Niemandsland verbannt wurde, da kamen die Pfunde zurück, ereilte ihn das sattsam bekannte Schicksal der 85%-igen Rückfallquote, wie sie im Adipositas-Schulbuch steht.
Ob er es nochmals schafft, ist offen. Je älter er wird, umso schwieriger wird es sein und er kann von Glück reden, wenn sich nicht das ganze Panoptikum der möglichen Begleiterkrankungen einstellt. Aber einige werden ihm nicht erspart bleiben.