15/3 Fett besteuern?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:25 |
Seit einigen Jahren geistert von Zeit zu Zeit der Ruf nach einer Fettsteuer durch die Medien. Hierzulande hat vor einiger Zeit EVP-Nationalrat Heiner Studer eine entsprechende Motion eingereicht, die aber nicht weiter verfolgt wurde. Generell war und ist die Meinung, ein solches Instrument wäre kaum tauglich, da eine allgemeine Erhebung auf der Substanz Fett den Wettbewerb in der Lebensmittelindustrie verfälschen könnte, zumal ja „Fett“ als Grundnahrungsmittel unverzichtbar ist, zumindest in einer begrenzten Menge.
Eine Konsumenten-Organisation namens Which? in England hat die Forderung nun dieser Tage wieder auf den Tisch gebracht. Gerade in der Wirtschaftkrise sei es ein Faktum, dass ärmere Familien zuerst beim Essen sparen und vermehrt billigere – und damit weniger gesunde – Esswaren kaufen würden. Dem solle der Staat dadurch entgegen wirken, dass er eine Sondersteuer auf Lebensmitteln erheben, die einen ungesund hohen Gehalt an Fetten, Salz und Zucker aufweisen. Zudem sollten gesunde Angebote durch den Staat radikal verbilligt werden, um zu erreichen, dass auch weniger bemittelte Familien sich weiterhin gesund ernähren können.
Nun ist die Gleichung von „billig“ und „ungesund“ bei uns nicht so eindeutig, wie sie in andern Ländern sein mag. Eine Studie der Universität Bern hat letztes Jahr gezeigt, dass die Billiglinien „M-Budget“ und „Prix garantie“ punkto Qualität den „normalen“ Angeboten in nichts nachstünden… im Gegenteil: bei zahlreichen vergleichenden Tests, wie sie etwa vom Kassensturz durchgeführt wurden, haben gerade diese Billig-Produkte meist gut abgeschnitten. Ähnlich war es mit den günstigen Produkten der Discounter Aldi – und jetzt dann auch Lidl. – Es wird sich also lohnen, die Preispolitik der Grossen im Auge zu behalten, darauf zu achten, ob auch „gesunde“ Lebensmittel im Billig-Segment zu finden sind und wie sich die Discounter punkto Ernährungs-Gesundheit profilieren werden.
Damit ist aber noch nichts gesagt über die Idee, mit Verbilligungen – z.B. bei Obst und Gemüse – den entsprechenden Konsum gezielt zu unterstützen. Das wäre nach wie vor erstrebenswert.