1/4 Schon tot?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:47 |
Wann ist man alt? Als ich vor 60 Jahren in die erste Klasse ging, kam mir Fräulein Hegwein, unsere Lehrerin, uralt vor. Mit einer sportlich braun gegerbten Lederhaut, einem stramm gezogenen Bürzi am Hinterkopf und einem strengen, aber doch freundlichen Gesicht. Dabei, denke ich, war sie damals „in den besten Jahren“ und wir als Schüler führten uns noch nicht so auf, dass sie unseretwegen hätte vorzeitig altern müssen.
Mein Vater verstarb an einer damals noch wenig bekannten Krankheit mit 50 Jahren. Da war ich neun. Meine Grosseltern hatte ich nicht persönlich gekannt, die waren schon vor meiner Geburt verstorben. Es fehlte mir ein aktiver Bezug zum „Alter“. Wenn man mich damals fragte, wie alt ich wohl werden wollte, so sagte ich programmatisch: siebenundsiebzig Jahre! Das schien mir eine schöne, irgendwie mystische Zahl zu sein, auch wenn ich das nicht hätte begründen können. Auf jeden Fall war sie – damals – weit weg im Irgendwo… jenseits der magischen Jahrtausendwende, die man sich noch überhaupt nicht so richtig vorstellen konnte…
Und nun lese ich von einer englischen Studie, in der man den BMI von Männern mit deren Lebenswerwartung in Verbindung gebracht hat und dabei herausfand, dass Männer, die in jungen Jahren schon einen BMI von über 40 hatten, bis zu 20 Jahre früher sterben als Männer mit „normalem“ Gewicht! – Das heisst, brutal gedacht, dass ich jetzt schon tot wäre. Oder sein müsste. Weggeputzt und abgeschnitten von meiner adipösen Parze… es sei denn, der liebe Gott hätte in seiner ursprünglichen Planung für mich ein würdevolles Greisendasein von 100 Lenzen vorgesehen… dann könnte ich ja sogar noch achtzig werden! – Eines aber wird bei dieser Gedankenspielerei klar: wir haben unsere hiesige Existenz nur geliehen, und der Zeitpunkt unseres Abtretens ist ungewiss. Gewichtsverlust könnte ihn ein wenig hinausschieben, aber – und das hat die englische Studie ebenfalls gezeigt – nur unwesentlich: zehn Kilo weniger machen 2,3 Jahre aus.