20/7 Gestört
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:14 |
Statistisch gesehen, sagen die Zahlen, haben in USA die Fälle von Essstörungen, die zu Magersucht führen, seit 1990 um 400 Prozent zugenommen. Das ist ein gewaltiger Schub, denn es geht dabei nicht etwa um Teenager, sondern um Frauen über 40. Bulimie und Anorexie – gestörtes Essverhalten, das man gemeinhin mit Jugendlichen in Zusammenhang bringt, die auf der Suche nach ihrer eigenen Identität noch keinen Zugang zu ihrer Körperlichkeit gefunden haben und fremden, oft bizarren Idolen nacheifern… Aber wie es scheint greift der Befund mehr und mehr auch in der mittleren und älteren Generation um sich.
Warum das so ist und welche – direkte oder indirekte – Beziehung zwischen den beiden Ernährungs-Polen „dick“ und „dünn“ besteht, das ist noch nicht ausreichend erforscht. Auffallend häufig wird jedoch festgestellt, dass Frauen, die ihr halbes Leben lang gegen zuviel Gewicht angekämpft haben, dann nicht mehr aufhören können, wenn der Erfolg sich einstellt und dass sie vom einen Extrem ins andere fallen. Dass sie – als erwachsene Menschen – auf jenen Internetseiten Rat suchen, an die sich meist verzweifelte Teenies halten, wenn sie sich einbilden, noch nicht dünn genug zu sein. Der morbide Kult mit der Magerkeit nehme – so sagen Betroffene aus – die ganze Persönlichkeit quasi in Geiselhaft, werde zu einer Obsession, auf ganz andere Weise als es vorher das Übergewicht gewesen war, gegen das man endlich erfolgreich vorgegangen war…
Dieser Trend, der laut einem Bericht der New York Times von nahmaften Wissenschaftern bestätigt wird, löst Ratloskgkeit aus. Das haben wir und die Präventionsbehörden, die sich für ein gesundes Körpergewicht einsetzen, so nicht gemeint, denn zu dünn ist klar gefährlicher als ein wenig zu dick… – Haben wir hier in Europa die Chance, nicht den gleichen Fehler zu machen? Zu befürchten ist, dass nein. Und darum müssen wir diese Perspektive fortan in unsere Aktivitäten einbeziehen.