28/7 Kindsmissbrauch?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:34 |
Der Fall macht selbst in USA Schlagzeilen, wo doch Übergewicht schon fast zur mehrheitsfähigen Norm geworden ist. 14 Jahre ist Alexander alt und über 200 Kilo schwer. Seine Mutter steht in South Carolina vor Gericht, wegen Vernachlässigung ihres Kindes – durch falsche Ernährung. Dies komme – so die Argumentation der Anklage – dem Tatbestand des Kindsmissbrauches gleich, denn durch eine (allenfalls bewusste) falsche und schädliche Ernährungsweise sei das Kind an Leib und Leben bedroht. Es wurde der Mutter weggenommen und in Pflege gegeben.
Der Fall, über den u.a. USA Today berichtet, bewegt die Gemüter. Die Mutter habe alles unternommen, damit ihr Kind abnehmen könne, leider ohne Erfolg, sagt ihr Anwalt… Wer kann diese Aussage überprüfen? Würde die Mutter verurteilt, so müssten wohl die Hälfte aller amerikanischen Eltern ins Gefängnis.
Welche Verantwortung liegt bei den Erziehungsberechtigten? Wir nehmen jeweils mit Schaudern und Anteilnahme zur Kenntnis, wenn irgendwo ein Kleinkind nach elterlichen Misshandlungen verstorben ist, wenn eine drogenabhängige Mutter ihren Säugling „vergisst“ und ihn verhungern lässt… das sind alles menschliche Tragödien, die hinter solchen Vorfällen festgestellt werden und man denkt darüber nach, wie sie sich künftig vermeiden liessen, durch bessere Beratung, engere Begleitung, frühzeitige Einwirkung der zuständigen Behörden… und nicht zuletzt durch ein griffiges Rechtssystem.
Aber die Diskussion in USA zeigt, dass es hier eine immense Grauzone gibt, dass der Tatbestand selbst stärksten Übergewichts noch nicht zu einer akuten Gefährdung an Leib und Leben führt, wie dies offenbar als Auslöser für einen präventiven Eingriff von Gesetztes wegen nötig ist. – Bekommt die Debate über kindliches Übergewicht plötzlich den gleichen Stellenwert wie die Kontroverse zur Verschärfung des Jugendstrafrechts im Zusammenhang mit Gewalttaten Jugendlicher?
In der Schweiz ist die Situation (noch) nicht so krass wie in Amerika. Das kann sich ändern, die Debatte wird auch hierzulande zu führen sein.