11/7  Der Feedbag

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:20

Die älteren Zeitgenossen unter uns erinnern sich noch: auf den Strassen gab es erst wenige Autos. Daneben waren die Pferdefuhrwerke unterwegs, mit stämmigen Gäulen die Bierfuhrwerke oder mit eleganten Zugtieren die Landauer Wägelchen mit dem Lederverdeck… und mussten die Fahrzeuge irgendwo warten, wurden den Pferden die Hafersäcke umgehängt: runde Tüten aus grauem Segeltuch, die vor den Nüstern baumelten, gefüllt mit einer Körnermischung als Kraftfutter…

Eine archaische Ernährungsform, die offenbar ihre Vorteile hat, denn es kommt nicht von ungefähr, dass nun in Amerika für die Fastfood-Verpflegung ein ähnliches Prinzip wieder entwickelt wird: der Feedbag. – Jedes der bekannten FF-Angebote hat seine eigene Tüte mit der entsprechenden Marken-Abbildung drauf. Das Essen wird vor dem Abfüllen maschinell zerkleinert, so dass es ohne Zuhilfenahme der Hände leicht aufgenommen werden kann. Mit einem Elastikband wird die Tüte vor dem Mund festgehalten und man kann sie problemlos beim Laufen, beim Warten, im Auto, stehend, sitzend benutzen… dadurch wird es möglich, den Traum von der raschen und unkomplizierten Nahrungsaufnahme noch besser und zeitgemässer umzusetzen, ohne dabei einen Finger rühren zu müssen.

Die Promotoren des Feedbag-Konzeptes denken schon daran, für die Drive-In-Verpflegung eine Technik zu entwickeln, welche die verschiedenen Angebote vorgängig verflüssigt, so dass sie der vorbeifahrenden Kundschaft mit einem speziellen Schlauch direkt in den Mund gepumpt werden können. Charlie Chaplin war, erkennt man, mit Modern Times noch ein rechter Anfänger. Die Gefahr besteht, dass die Satire von der Wirklichkeit überholt wird.




10/7  Vive la France!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:01

Ein Beitrag in der Info-Sendung 10vor10 liess aufhorchen und hinsehen: es ging um „Grazile Französinnen“ und um die von der EU statistisch erhobene Tatsache, dass in Frankreich die Menschen mit dem tiefsten Body Mass Index (BMI) leben, während England mit dem höchsten durchschnittlichen BMI am Schluss der Parade steht.

Wie kann das kommen, dass ausgerechnet die Franzosen, die so gerne gut leben, dass man den Aufenthalt im Frankenland sogar dem Lieben Gott zuschreibt, wenn er es sich gut gehen lassen will… wie kann es also kommen, dass Französinnen und Franzosen so gut im Gewicht sind? – Der TV-Bericht gibt einige Indizien. Da ist zunächst die gepflegte Ess-Kultur mit hohem Traditionswert: gefragt sind wohlschmeckende Speisen, raffiniert gkocht aus marktfrischen Produkten… verpönt ist Fastfood, das auf die Schnelle verdrückt wird. Man nimmt sich in Frankreich Zeit zum Essen, durchschnittlich zwei Stunden am Mittag und am Abend; man speist in geselliger Atmosphäre, in der Familie, im Restaurant, mit Freunden, die Gastronomie wird kultiviert.

Daneben zeigt offenbar ein nationales Gesundheitsprogramm erste Wirkungen. Ich habe es an dieser Stelle vor drei Jahren schon erwähnt, als es an einer Tagung der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung vorgestellt wurde. Eindrücklich war dabei die konsequente und kohärente landesweite Instrumentalisierung des Zusammenspiels von Information, Aufklärung und verbindlichen Weisungen für Ernährung und Bewegung im öffentlichen Bereich, ausgelegt zunächst auf 10 Jahre (von denen jetzt 8 vorbei sind), beginnend mit gesunder, natürlicher, kalorien- wie fettbewusster Küche in Schulen und Betrieben, mit Regelungen bezüglich TV-Werbung für Lebensmittel, Getränkeautomaten in der öffentlichen Verpflegung, etc.

Dass sich Frankreich mit dieser konsequenten Politik nun in Europa an die Spitze gestellt hat, ist ein gutes Zeichen und weckt Hoffnung, auch wenn hierzulande die Tradition bezüglich Küche, Speiseplan und Essverhalten eine etwas andere, wohl bodenständigere ist. Noch ist Frankreich nicht verloren.




9/7  Pfund für Pfund

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:52

Es gibt einen Richt- bzw. Erfahrungswert bezüglich der Kosten für ein Kilo „verlorenes“ Fett beim Besuch einer Institution oder Klinik: 1’000 Franken (in Worten: eintausend). An diesem Betrag lässt sich der Kosten/Nutzen-Effekt der verschiedenen Programme zur Gewichtskontrolle messen.

Weit unter Preis wird nun das Kilo bzw. das Pfund Fett in England gehandelt: um des schnöden Wortspiels willen wird ein Pfund mit einem britischen Pfund verrechnet, das sind gerade mal 1 Franken und 75 Rappen nach aktuellem Kurs. Das jedenfalls ist ein Pilotversuch der britischen Gesundheitsbehörde in Essex, wobei es nicht einmal um Bargeld geht, sondern um Einkaufs-Gutscheine.

Eine Motivation soll dieser materielle Anreiz sein, nach dem Vorbild einer Aktion in USA, wo die Übergewichtigen ebenfalls mit finanziellen Entschädigungen angespornt worden sind. Der Versuch soll im September mit zunächst 100 Teilnehmenden starten. Die Probanden erhalten Beratung, wie sie abnehmen können, und werden nach 3 Monaten wieder gewogen. Die Gesundheitsbehörde verspricht sich davon mehr als von der finanziellen Unterstützung einzelner Fitness-Abonnements, die dann doch nicht benutzt würden…

Die Fachwelt reagiert verhalten bis skeptisch: die Aktion verführe dazu, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel abzunehmen, wird gesagt, das sei nicht nachhaltig, der Jojo-Effekt sei programmiert, der Gewichtsverlust an sich müsste ausreichender Anreiz sein um abzunehmen…

Ergänzend zum geldwerten Bon (ein £ pro Pfund) wird auch ein professionelles Foto-Shooting angeboten. Vielleicht ist dies ein noch wirksamerer Anreiz, wenn die verschlankte Form auf Glanzpapier festgehalten und am Schlafzimmerschrank aufgehängt wird…




8/7  Kunstgenuss

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:35

Jammern nützt nichts und erzielt mit der Zeit das Gegenteil: Abstumpfung und Überdruss. Dieser Eindruck entteht, wenn man die Botschaft einer 17jährigen jungen Frau liest, die sich in einem neuen Familien-Online-Portal darüber ärgert, dass immer und überall auf einer gesunden Ernährung herumgeritten wird, so dass sie am Schluss mit doppeltem Genuss in ungesunde Leckereien beisse…

Und doch braucht es weiterhin eine permanente Aufklärung und Bewusst-Machung, wie sie etwa die deutche Verbraucherzentrale Hamburg betreibt. Sie hat eine Liste veröffentlicht mit 29 Produkten aus dem Lebensmittel-Supermarkt, die sie daraufhin untersucht hat, ob das, was auf der Verpackung appetitlich abgebildet ist, auch wirklich drin sei Und siehe da: Erdbeeren null Prozent, Käse null Prozent lautet das ernüchternde Fazit.

Sicher, die auf der Packung abgebildeten Früchte aller Art, Pouletfleisch, Honig, Pistazien, Garnelen und Käse, werden in der Zutaten-Liste nicht namentlich erwähnt… aber das ist zuweilen so klein gedruckt, dass man beim Kauf kaum nachschaut. Und auch dann gibt es noch irreführende Hinweise: wenn es heisst „natürliches Vanille-Aroma“, so denkt der unverdorbene Normalverbraucher, das Aroma sei „natürlich“ aus Vanille hergestellt… dabei reicht es aus, wenn dem Produkt ein „natürlicher“ Rohstoff zugrunde liegt, etwa Baumrinde…

Einen direkten Bezug zu Übergewicht stellen die Leute von der Verbraucherzentrale her, wenn sie Schreiben: Aromen können überdies Übergewicht fördern, weil der Kunstgeschmack dazu verleitet, mehr zu essen und sich an die unnatürlichen, häufig überaromatisierten Lebensmittel zu gewöhnen. So manches Kind erteilt dem selbst hergestellten Quark mit Erdbeeren eine Absage, weil es sich an den Standard-Aromageschmack gewöhnt hat. Die vielfältigen Geschmackserlebnisse, die natur belassene Nahrungsmittel bieten, werden verlernt und durch künstliche ersetzt – eine bedenkliche Entwicklung. Über den aktuellen Preisrutsch bei Lebensmitteln können sich Verbraucher freuen, die stärker aufs Geld schauen müssen. Doch wir meinen: Das Verscherbeln von Lebensmitteln im Kampf um Marktanteile darf nicht auf die Qualität gehen!

Die meisten der in einer Übersicht dargestellten Produkte sind deutschen Verteiler-Ketten zugeordnet und möglicherweise bei uns nicht alle im Handel. Aber trotzdem lohne es sich, gerade bei besonders ansprechenden Illustrationen auf der Verpackung die Inhaltsdeklaration aufmerksam und kritisch zu lesen. Im EU-Raum sind 2’700 verschiedene Lebensmittel-Aromen zugelassen. Wie die „richtigen“ Speisen wirklich schmecken würden, haben viele von uns bereits verlernt.




7/7  Diskriminiert oder nicht?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:35

Selten, sagt die Mitarbeiterin von Radio 24, habe eine Mitteilung so viele Emotionen geweckt wie diese. Es seien aussergewöhnlich viele Anrufe von aufgebrachten Hörerinnen und Hörern eingegangen, die sich mit den betroffenen Übergewichtigen solidarisiert hätten.

Das ist zwar erfreulich und steht in wohltuendem Kontrast zur landläufigen Volksmeinung, dass die Dicken an allem Ungemach, das sie betrifft, ohnehin selber schuld seien, und doch ist die Sache wohl etwas komplexer.

Auslöser ist eine interne Weisung der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ), wonach Tram- und Bus-Chauffeure mit einem BMI von über 35 angehalten werden, abzunehmen. Sollte ihnen dies innerhalb einer gesetzten Frist nicht gelingen, so würde ihnen ein anderer Arbeitsplatz zugewiesen. Bei Neu-Anstellungen werden Kandidaten mit einem BMI über 35 gar nicht erst berücksichtigt. Die Gewerkschaft ist empört und spricht von Diskriminierung.

Mehrere Medien möchten eine Stellungnahme der SAPS. Die Fragen sind hart formuliert: Was sagen Sie dazu, dass die Chauffeure zu einer Diät verknurrt oder sonst zwangsversetzt werden? – Was soll man dazu sagen? Die Fragestellung an sich ist tendenziös: mit welcher Massnahme eine Gewichtsreduktion angestrebt wird, ist noch offen, wichtig ist, dass die Betroffenen dabei unterstützt und begleitet werden… und das Angebot eines neuen Arbeitsplatzes ist jedenfalls besser als eine Entlassung.

Ich habe mir die folgende Beurteilung zurechtgelegt:

Grundsätzlich ist es zu begrüssen, wenn ein Arbeitgeber seinen adipösen Mitarbeitenden eine Motivation zur Gewichtskontrolle bietet und sie dabei aktiv unterstützt. Positiv ist auch, dass alternative Arbeitsmöglichkeiten angeboten werden (solange diese nicht mit einer Lohneinbusse verbunden sind). Die SAPS vertritt schon seit längerer Zeit das Anliegen, dass im Rahmen der Kampagnen für Gesundheit am Arbeitsplatz auch der Adipositas-Problematik Beachtung geschenkt wird.

Wir anerkennen, dass es bestimmte Berufe gibt, bei denen „körperliche Besonderheiten“ einen Ausschlussgrund darstellen: ein Farbenblinder wird nicht Lokführer, ein Kranführer muss schwindelfrei sein und darf keine Höhenangst haben, ein Model muss über bestimmte Mindest- bzw. Idealmasse verfügen… So ist nachvollziehbar, dass eine zu grosse Körperfülle in einem Tram- oder Bus-Cockpit unter gewissen Umständen ein Sicherheitsrisiko bedeuten kann.

Für den einzelnen Betroffenen stellt diese Regelung sicher einen unangenehmen Eingriff in seine persönliche Freiheit dar. Entscheidend ist jedoch, wie im Einzelfall mit den Leuten umgegangen und welche Art von Hilfe ihnen geboten wird.

Es wäre publizistisch wirkungsvoll, wenn man sich aufregen und in den Chor der Skandal-Rufer einstimmen könnte. Aber das Thema ist wohl differenzierter anzugehen: emotional ist die Empörung voll verständlich, rational ist der Entscheid nachvollziehbar. Offenbar liegt ihm eine nationale Weisung des Bundesamtes für Verkehr aus dem Jahre 2006 zugrunde, die Personen mit BMI über 35 davon ausschliesst, Lokomitvführer zu sein. Nun mag diese „Limite“ willkürlich erscheinen. Und es gibt auch ernst zu nehmende Stimmen von Fachleuten, die nicht verstehen können, weshalb adipöse Chauffeure in irgend einer Weise eine „Gefahr“ darstellen sollten…

Aus meiner persönlichen Erfahrung (mit BMI über 40) weiss ich, dass in dieser „Gewichtsklasse“ ein fixer Fahrer-Sessel in einem engen Cockpit zu einer erheblichen Einschränkung der Bewegungs- und Handlungsfreiheit führen kann. Ich würde mir die Ausübung eines solchen Berufes jedenfalls nicht (mehr) zutrauen…

Womit haben wir es also zu tun? Mit einem Vorläufer einer „sauren Gurke“? Mit einem ernsthaften Diskriminations-Problem? Einem leider aktuellen gesellschaftlichen Tatbestend (der untermalt wird durch die Tatsache, dass offenbar in der Schwezer Armee auch nur noch Dienst leisten kann, wer einen BMI unter 30 hat)? Warten wir ab, wie sich die Diskussion entwickelt.




6/7  Macho, sweet Macho…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:42

Es sei, so sagt die volkstümliche Verhaltenstypologie, der Mann grundsätzlich testosteron-gesteuert, also angetrieben von seinem männlichen Geschlechts-Hormon, das ihm eine dominante, gewalttätig-kräftige Rolle aufzwingt, mit der er sich in freier Wildbahn gegen die Unbilden der Natur und der Tierwelt zu behaupten hat, auch wenn diese sich heutzutage vorwiegend in Form von Automobilen oder Sportgeräten artikuliert…

Nun stellt sich heraus, dass der individuelle Testosteron-Spiegel im Blut des Mannes durch gezieltes Verabreichen von Nahrung beeinflusst werden kann. Ein Test mit 74 Männern hat ergeben, dass 73 davon, unabhängig von ihrer übrigen gesundheitlichen Kosntitution, nach der Einnahme einer Zuckerlösung (mit 75 Gramm Glukose) einen Testosteron-Spiegel aufwiesen, der 25% tiefer war als vor dem Zucker-Drink.

Warum dem so ist, das haben die Wissenschafter noch nicht herausgefunden. Aber aus der Tatsache liesse sich vielleicht etwas machen, auch wenn sie reichlich quer liegt in der aktuellen Landschaft der bewussten Ernährung mit möglichst vorsichtigem Kohlehydrate-Verzehr. Wie appliziere ich einem ruppigen Partner unbemerkt 75 Gramm Zucker, wenn ich ihn von einem Gewalts-Trip herunter holen will? Und es muss ja wohl richtige Glukose sein, Süssstoffe würden den Effekt ebenso wenig bringen wie ein süsses Lächeln oder Kisses sweeter than Wine

Wenn man nun aber sieht, in wie viele Fertigprodukte erhebliche Mengen an Glukose eingearbeitet sind (was auch und besonders für Fleischwaren gilt), dann ist die Hoffnung berechtigt, dass sich das „starke“ Geschlecht mit der Zeit durch entsprechende Fütterung erfolgreich zähmen lässt. Es winken friedliche, wenn nicht gar paradiesische Zeiten.




5/7  Rebound

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:17

Das bedeutet so viel wie „wieder hochschnellen“. Im negativen Fall ist damit der Wiederanstieg des Gewichts gemeint, nachdem man mittels Ernährungsumstellung und mehr Bewegung abgenommen hat, das neue Gewicht aber nicht halten konnte. Im positiven Sinn wird der Begriff auch im Zusammenhang mit einem Trampolin verwendet, ein Gerät, das im englischen Sprachraum auch Rebounder genannt wird.

Trampolinspringen ist eine anerkannte Bewegungsform, um den Körper fit zu halten und überflüssige Pfunde loszuwerden. Aber nicht alle, die übergewichtig sind, trauen sich, auf der federnden Unterlage zu hüpfen. Je nach Ausmass des Körpergewichts kann ein solches Gerät auch überstrapaziert werden, der Druck auf die Gelenke nimmt massiv zu, auch wenn er sanfter abgefedert wird als auf jedem anderen Untergrund.

Hier gibt es eine neue Perspektive: die ETH Zürich sucht im Moment ProbandInnen, die interessiert und bereit sind, sich an einem Praxistest zu beteiligen, bei dem es darum geht, ein neuartiges Trampolin zu erproben, das aus besonderen Materialien gefertigt ist, um speziell schwere Leute auszuhalten. So sollten alle, die sich für diesen Test interessieren, einen BMI rund um 30 haben. – Wer die Auflagen erfüllt, regelmässig hüpft und sich für eine Auswertung zur Verfügung stellt, darf am Schluss das Trampolin behalten. Wer sich für eine Teilnahme an diesem Experiment interessiert, findet hier die Details dazu.




4/7  1 x 0 = 50

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:21

Das ist jetzt keine von den Rechnungen, die jeweils spätabends am Fernsehen von minderbekleideten Fräuleins präsentiert werden, bei denen man herausfinden muss, wo der Fehler ist und bei denen die Dummen anrufen, weil sie meinen, sie seien die einzigen, die es wissen…

Es ist eine schlichte Kalkulation mit verschiedenen Masseinheiten: die Eins steht für einen Deziliter, die Null steht für den Begriff „Zero“ und die Fünfzig steht für Kilokalorien. Will sagen: 1 dl des neuen Milchgetränkes Caffe Latte Zero hat 50 Kalorien. Und das hat mich ein wenig überrascht. Denn seit es die Männerbrause CocaCola Zero gibt, ist für mich das Wort Zero bezüglich des Energiegehaltes gleichbedeutend mit dessen eigentlicher Übersetzung, nämlich Null, Nichts, Nada, Nothing, Rien… oder doch wenigstens im kaum messbaren Promillebereich.

So habe ich mir denn heute erstmals einen solchen Plasticbecher aus dem Kühlregal gegriffen, habe ich freudig vor Gebrauch geschüttelt, dwn Deckel abgehoben, die aufgeschweisste Alufolie vorsichtig weggezogen… und den ersten Schluck geschlürft. Das Getränk schmeckt angenehm, erfrischend und nach gutem Kaffee, wenn auch am Anfang etwas wässrig, aber eben leicht und süffig, vor allem, wenn es draussen so warm ist wie heute.

Aber als ich dann nach getanem Schluck die Deklaration las, da sah ich, dass ich mit meinem Zero-Verständnis voll daneben lag. Als alte Kaffeetante hatte ich mich schon gefreut, endlich mein Lieblingsgetränk Milchkaffee in einer kalorienverträglichen Dosierung gefunden zu haben… und musste nun feststellen, dass es gleichviel Energiewert enthält wie die meisten der verpönten Süssgetränke. Das „Zero“ bezieht sich freundlicherweise auf „zugefügtgen Zucker“, „Süsstoffe“ und „Laktose“.

Wie auch immer, ich beklage mich nicht. Der Drink hat ja geschmeckt und es ist wohl gut zu wissen, dass man auch davon nicht zuviel konsumieren soll. Aber die entscheidende Lehre heisst: Etikett lesen BEVOR man einkauft. Man kann’s dann immer noch nehmen, weil es gut ist.




3/7  Trübe Aussicht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 13:55

Irgend einmal, denkt man, müsste es ja ein Ende haben mit der Zunahme des Zunehmens! Weltweit laufen Aktionen und Kampagnen, die Menschen sind sich des Problems bewusst, nicht wenige haben ihren Lebensstil überprüft und verändert, soweit es eben ging, und trotzdem…

Die jüngsten Nachrichten aus Amerika sind ernüchternd: das Adipositas-Problem hat sich erneut „intensiviert“. In 23 von 50 Staaten ist die Anzahl der adipösen Menschen gestiegen, gesunken ist sie in keinem einzigen. Zudem sind inzwischen in 30 US-Staaten 30 und mehr Prozent der Kinder übergewichtig oder adipös.

Die amerikanische Regierung hatte sich vorgenommen, bis 2010 die Adipositas-Rate in allen Staaten auf unter 15% zu senken… dieses Ziel kann bei weitem nicht erreicht werden. Nach wie vor (zum 5. Mal in Folge) ist Mississippi der „fetteste“ Staat, mit 32% adipösen Erwachsenen (in der Schweiz beläuft sich dieser Anteil auf 10%). Ein einziger Staat (Colorado) hat weniger als 20% Adipöse. 1980 betrug der Durchschnitt aller Staaten noch 15 Prozent.

Kommt dazu, dass man in USA befürchtet, die aktuelle Wirtschaftskrise könnte eine verschärfende Auswirkung haben, indem mehr Leute sich von billigem Junk-Food ernähren müssen und die „gesunden“ Nahrungsmittel teurer und damit für viele unerschwinglich werden. – Da würde plötzlich das historische „Modell“ gar nicht mehr gelten, das uns im Wissen hielt, während des letzten Krieges habe man kein Übergewichts-Problem gehabt, weil die Leute eh zu wenig zum Essen hatten und die Lebensmittel rationiert waren. Nicht einmal die Nostalgie ist noch, was sie einmal war.




2/7  Die Schule rollt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:18

Das ist eine ermutigende Nachricht aus England. Dort hat man in einer Ortschaft an den Schulen das Skateboard-Fahren als obligtorischen Untgerrichtsstoff in den Lehrplan aufgenommen. Zwar handelt es sich nicht um „normales“ Skateboarden, sondern um so genannte Vigorboards (etwa: Kraftbretter). Sie bestehen aus zwei Hälften (Vorder- und Hinter-Teil), die so miteinander verbunden sind, dass man mit geschicktem Balancieren auch in der Ebene vorwärts fahren kann…

Offenbar macht diese neue Technik den Kids Spass, denn sie beteiligen sich in grosser Zahl an den freiwilligen Trainings nach der Schule oder haben sich schon eigene Bretter angeschafft. Das Balancieren setzt ein gewisses Mass an Fitness und Beweglichkeit voraus und fordert dem Körper gleichzeitig jene Anstrengung ab, die auch für den Herz-Kreislauf positiv ist.

Seit der Einführung des Vigorbard-Fahrens als Schulfach hat man festgestellt, dass 80 Prozent der Schüler zwischen 9 und 11 Jahren jeden Tag im Durchschnitt 40 Minuten länger körperlich aktiv sind, das gilt auch für jene Schüler, die bei Mannschaftsspielen sonst nicht mitmachen. Wenn der Pilotversuch abgeschlossen ist, wird über eine landesweite Einführung zu befinden sein.