24/8 Blogwirkung
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:27 |
Vor drei Tagen habe ich mich an dieser Stelle darüber aufgehalten, dass in einer offiziellen Rauchstopp-Broschüre die Problematik der Gewichtszunahme allzu „verharmlosend“ dargestellt werde. Heute hat sich die Verfasserin des Büchleins bei mir gemeldet. Sie hätte es – das verstehe ich gut – natürlich vorgezogen, wenn ich mich vor meinem kritischen eBalance-Exkurs mit ihr in Verbindung gesetzt hätte, um mich über die Hintergründe und die Faktenlage zu informieren.
Fakt sei, dass die durchschnittliche Gewichtszunahme bei Rauchstopp statistisch weltweit noch tiefer sei als für die Schweiz angegeben, da es vor allem bei den asiatischen Völkern kaum zu einer Zunahme kommt. Die Leute, die sich bei der SAPS melden, die über 10 Kilo und mehr zugenommen hätten, wären eine rechnerisch zu vernächlässigende Grösse, weniger als ein Prozent all derer, die mit Rauchen aufhörten… für diese könne man nicht einen separaten Passus in eine Orientierungsschrift schreiben, welche sich an die Gesamtheit der rauchenden Bevölkerung wendet.
Ich nehme dies mit innerlichem Stirnrunzeln zur Kenntnis. Auch wenn die Fakten „stimmen“, so ist es doch für einen Betroffenen völlig irrelevant, ob er nun einer kleinen Minderheit oder der grossen Mehrheit angehört: er hat ein Problem, das sich ev. hätte vermeiden lassen, wäre man rechtzeitig und kompetent auf seine speziellen, allenfalls minoritären Bedürfnisse eingegangen. Die Antwort kann mich – aus dem Blickwinkel unseres Auftrags – eigentlich nicht befriedigen.
Aber wie ich mir dies durch den Kopf gehen lasse, realisiere ich, dass ich in meinem früheren Job noch und noch dieses gleiche Argument der Mehrheitsinteressen und der Minderheitswünsche selber gebraucht habe, um irgendwelchen Leuten zu erklären, weshalb gerade IHR Wunsch jetzt nicht erfüllt werden könne… auch wenn, das will ich einräumen, die Ausgangslage eine andere ist.
Wie weiter? Wir sind überein gekommen, dass wir angesichts dieser Ausgangslage zumindest versuchen sollten, ein Merkblatt für die beratenden Ärzte und Ärztinnen zu entwerfen, in welchem auf die besondere Thematik der gelegentlichen (ev. vereinzelten) „massiven“ Gewichtszunahme nach Rauchstopp eingegangen werden soll, unter Angabe konkretr Anlaufstellen und Hilfs-Angebote. Denn – und auch das ist ein Teil der Wirklichkeit – viele der Betroffenen gehen erst in eine Arztpraxis, wenn es eigentlich schon „zu spät“ ist. Das kann durch umfassende Aufklärung und Information vermieden werden. Aber „man“ müsste diese Information dann auch zur Kenntnis nehmen wollen.