4/10  Metzgete

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:14

Kaum ist es Oktober, so geht landauf-landab ein fleischliches Treiben sondergleichen los. Die Gaststätten rüsten sich, bieten lustige Musikanten auf, nehmen Gäste nur noch gegen Voranmeldung an… und dann geht es los:

Früh schon strömt die Klientel ins herbstlich dekorierte Lokal. Auf einem kunstvoll gestalteten Menüplan wird der ganze Reichtum der Kadaververwertung angeboten: Speck, Rippli, Schnörrli, Wädli, Blut- und Leberwurst (begleitet von Sauerkraut und Apfelmus), die knackige Schweins- oder Bauernbratwurst, das Kotelett, der Rostbraten… man könnte sich schlaraffenlandmässig durch die ganze Karte schlemmen, wäre aber am Schluss so kugelrund, dass man kaum noch auf eigenen Beinen aus der Wirtschaft käme.

Bier, Wein, saurer Most fliessen um die Wette mit Mineralwasser und Schorle für das fahrende Personal. Zu fortgeschrittener Stunde wird gesungen und geschunkelt. Das ist schon die halbe Verdauung. – Was ist die Faszination dieses Brauchs, der nur noch von sehr ferne an die Zeiten erinnert, da die Sippe um das Feuer in der Höhle sass und den frisch erlegten Fang verzehrte? Jedenfalls sind die Lokale überfüllt, die Laune schlägt Purzelbaum und es wird wohl insgesamt mehr gegessen, als man eigentlich brauchen würde. Deshalb haben verantwortungsbewusste Metzgete-Fans auch den ganzen Tag vorgehungert. Und das Angebot fügt sich nahezu nahtlos in eine ketogene Ernährung. Die Gewissensbisse halten sich in Grenzen.