11/10 Händ Sie’s gern gha?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:46 |
Eine unorthodoxe, persönliche Frage, die mir die flinke Bedienung im Gourmet-Lokal nach dem Amuse-Bouche und nach dem Hauptgang stellt. Sie zielt direkt auf das private Verhältnis des Kunden zur gebotenen Nahrung. Sie stellt eine Verbindung her zwischen dem Produkt aus der Küche und dem Geschmack des Bestellers, und sie erlaubt eine ehrliche Antwort.
Nur allzu bekannt sind die Allerweltsfloskeln, die einem sonst entgegenwehen: Isch es rächt gsi, bi Ihne? – Häts gschmöckt?
Würde man diese Fragen beim Wort nehmen und wahrheitsgetreu beantworten, könnte das zu verzwickten Situationen führen: War es recht? – Was soll das? Wenn es nur „recht“ war, dann war es schlecht, denn für mein gutes Geld erwarte ich, dass es zumindest gut ist, wenn möglich sogar sehr gut. Also wenn ich JA sage, so bestätige ich, dass es nicht gut war… und wenn ich NEIN sage, entsteht der furchtbare Verdacht, ich könnte meinen, es sei weniger gut als recht gewesen…
Und was soll die Floskel „bei Ihnen“? Hoffentlich war nicht nur „mein“ Essen gut, sondern das aller Gäste, die hier im Lokal sind. Und wieso sollte es allenfalls nur „bei mir“ gut sein und nicht ganz allgemein? Lässt meine Befindlichkeit in Bezug auf die Mahlzeit denn überhaupt einen Rückschluss auf deren Qualität zu? Ist das ein Feedback, mit dem sie in der Küche etwas anfangen können?
Und die andere Frage führt uns aufs begriffliche Glatteis: Im Hochdeutschen wäre die Sache klar: Ob mir das Essen geschmeckt habe, will der Kellner wissen. Und das kann ich ich natürlich beantworten. – Im Dialekt jedoch vermischen sich die Bedeutungen. Und die Frage, ob das Menu „gschmöckt“ habe, kann ich böswilligerweise dahingehend interpretieren, ob es allenfalls schlechte Gerüche verbreitet habe… was, wäre es der Fall gewesen, wir mit Sicherheit sofort beanstandet und den Teller wieder zurück gegeben hätten.
Die Frage „Hatten Sie das gerne?“ ist klar und eröffnet die Kommunikation. Auch wenn ich sagen müsste, dass es nicht gerade meine Leibspeise war, kann ich doch das Rezept, die Zubereitung und das Gericht an sich loben, oder eben ehrlich kritisieren, wenn ich etwas daran auszusetzen habe. – Das ging mir heute bei einer spontanen Rast im Zugerland durch den Kopf. – Aber ich frage jetzt nicht, ob Sie das gerne gelesen haben.