12/10 Flüssige Pfunde
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:38 |
Amerika hat den Softdrinks den Kampf angesagt. Nicht den Drinks an sich, aber dem Trinken derselben. Denn sie sind das Symbol für das berühmte „amerikanische Paradox“. Kein Land hatte so rigoros wie USA den Verzehr von Fett gegeisselt und in kurzer Zeit erreicht, dass der durchschnittliche Fett-Konsum tatsächlich zurück ging… und trotzdem wurden die Amis immer dicker! Das war, fand man heraus, vor allem dem übermässigen Genuss von gesüssten Getränken zuzuschreiben, deren Portionen vor allem in Fast-Food-Shops explosionsartig grösser wurden, bis zum 2-Liter-Becher, der bei der Supersize-Mahlzeit gereicht wird.
Und nun wird mit einer Kampagne und mit Extrem-Bildern gegen diese flüssigen Kalorienbomben angegangen. Von weitem sieht das Plakat aus wie eine beliebige Whiskey-Reklame: aus einer Flasche rinnt eine goldgelb schimmernde Flüssigkeit in ein Glas.
Bei näherer Betrachtung entpuppt sich die Tranksame jedoch als richtige Ekelware: da hält eine Hand eine Flasche, die aussieht wie eine Colaflasche. Aus der Öffnung ergiesst sich ein Strahl einer bräunlich-durchscheinenden Flüssigkeit. Doch diese wandelt sich in ein Rinnsal, einen Strang aus gelblichem, menschlichem Fettgewebe, von feinen Äderchen durchzogen, das sich im Glas zu einem gallertigen Fettgewucher klumpt, das bedrohlich über den Glasrand schwappt…
In grossen Lettern steht darüber die Frage: Schüttest du dir die Pfunde rein?
Eine grimmige Aussage, überdeutlich visualisiert. Sie soll die Bevölkerung aufrütteln, soll Diskussionen auslösen, Kontroversen entfachen. So will es die New Yorker Gesundheitsbehörde. Die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Bloomberg hat dem menschlichen Körperfett den Krieg erklärt mit strikten Regulierungen betr. Transfetten, mit einer verbindlichen Anschreibepflicht der Kalorien pro Menü in Cafes und Fast Food-Schuppen, mit verbilligten Früchte-Angeboten in armen Wohngegenden.
Ob die Plakate die gewünschte Wirkung zeigen, muss sich weisen. Psychologen und Werber argumentieren kontrovers. Es dürfte spannend sein, die Entwicklung zu verfolgen. Hierzulande debattiert man zunächst einmal über die Frage der allfälligen Notwendigkeit eines Präventionsgesetzes.