21/10  Fett-Zensur?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:16

An sich sind wir ja nicht dafür, dass Botschaften mit einem Verbot belegt und somit zu Verbotschaften gemacht werden. Die freie Meinungsäusserung halten wir hoch. Ist der Gebrauch gewisser Begriffe mit einem Tabu belegt oder gar untersagt, könnten diese eine neue Guerilla-Bedeutung im Untergrund gewinnen, mit der niemand gerechnet hat. Und doch gibt und gab es gerade im Zeichen der political correctness zahlreiche Ausdrücke, deren Verwendung nicht mehr schicklich ist. Darin hat man im angelsächsischen Sprachraum eine gewisse Meisterschaft entwickelt.

In einem Blog aus Kanada lesen wir vom Vorstoss, es sei während einer ganzen woche auf den Gebrauch des Wortes „FETT“ zu verzichten. Hintergrund ist der statistische Befund, dass 54 Prozent der Frauen lieber von einem Lastwagen überfahren werden möchten als fett zu sein… und dass 81 Prozent der zehnjährigen Mädchen Angst davor haben, fett zu werden! – Die Kampagne geht bereits ins zweite Jahr. Mit einem Video-Spot wurde ein Programm für Studentinnen lanciert, das in der Aufforderung gipfelt, nicht mehr von FETT zu sprechen, wenn es ums Körperbild, ums Body Image geht.

Die Woche des FETT-SPRECH-VERBOTS dauert vom 19. bis zum 23. Oktober 2009. Wäre so etwas auch hierzulande zu lancieren?




19/10  Auf die Nüsse

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:09

Ernährungsfachleute sind sich einig, dass Nüsse eine hervorragende Ergänzung zur Mahlzeit darstellen, weil sie die gesunden Fettsäuren und eine Menge natürlicher Mineralstoffe und vitamine enthalten. Deshalb lautet die offizielle Empfehlung, man möge pro Tag ca. 30 Gramm Nüsse verzehren.

Nüsse und Kerne können in beliebiger Form zum Salat gegeben werden, geröstet schmecken sie besonders gut. Aber wie geht man mit der Menge um? . Wieviel sind eigentlich die 30 Gramm? – Hier eine kleine Mengenlehre:

Baumnüsse: 8-11 Stück
Cashews: 16-18
Haselnüsse: 18-20
Mandeln: 20-24
Pinienkerne: 150-157
Pistazienkerne: 45-47

Mein Problem ist die Begrenzung der Menge: das Angebot im Laden ist riesig, zu den „naturbelassenen“ kommen all die aufbereiteten Nüsse, die „ohne Öl und Fett gerösteten“, die verzuckerten, die Wasabi-aromatisierten, die mit Schokolade überzogenen (die waren von den Ernährungsspezialisten sicher nicht gemeint)… und wenn ich einmal so eine Packung geöffnet habe (oder nur weiss, dass sie geöffnet im Küchenschrank steht), dann zieht es mich mit magischer Macht immer wieder in die Nähe dieses Schrankes, dieser Packung… und ich sage mir, so ein-zwei Stück, das kann es doch nicht ausmachen, und ich klaube diese zwei-drei Stücke heraus, sehe, wie klein sie sind (denn sie sind immer winzig im Vergleich mit den Abbildungen auf der Packung), schütte noch einige in meine Hand oder nehme eine kleine Schale, wenn ich sie nicht sofort in der Küche verspeise… Und ehe man es sich versieht ist die Nusstüte leergefuttert und man muss sie ganz rasch wegwerfen, damit man micht mit der hässlichen Wahrheit des totalen Kaloriengehalts konfrontiert wird.

Gibt es im praktischen Leben Rezepte für eine einwandfreie Dosierung der so gesunden Nüsse? Weil: gänzlich auf den Einkauf derselben zu verzichten, das wäre zwar eine sichere, aber keine gesunde Lösung.




18/10  Wer überwacht mich?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:34

Die Sache mit Ghaddafi hat mir zu denken gegeben. Las man doch heute in einem der sonntäglichen Blätter, dass der ferne Herrscher in Libyen durch eine weltläufige PR-Agentur die Schweizer Medien überwachen lasse, um so jederzeit zu wissen, was über ihn geschrieben und gesagt wird. Im Artikel schwang unausgesprochene Empörung mit, so à la Unerhört, was der sich wieder erlaubt, uns Schweizer auszuhorchen!?

Dabei, seien wir ehrlich, schreibt doch jeder Schreiber aus keinem anderen Grund als dem, dass er gelesen werden möchte. Und nicht wenige Journalisten leben nach dem altritterlichen Grundsatz, dass „viel Feind“ jeweils auch „viel Ehr“ bedeuten. Also ist es dem Zeltbewohner dort unten doch hoch anzurechnen, dass er es sich auch noch etwas kosten lässt, herauszufinden, wer ihn in der kleinen Schweiz zum Thema gemacht hat.

Mir jedenfalls hat es einigermassen geschmeichelt, als bei einem Gespräch mit Vertretern einer Krankenkasse mein Gegenüber plötzlich einen Stapel Computer-Ausdrucke hervorkramte und aus meinem Blog zitierte, um mich auf meinen Aussagen zu behaften bzw. mir auf den Zahn zu fühlen. – So ist also keine Anti-Ghaddafi-Empörung angezeigt, sondern Genugtuung darüber, dass die journalistische Tätigkeit nicht nur ernst- sondern auch beim Wort genommen wird. Ob die Übersetzung ins libysche Idiom dann den Sinn getreulich wiedergibt, das ist eine andere Frage. In meinem Fall wäre sie nicht relevant. Mich könnte man problemlos überwachen.




17/10  Hilf Didier!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:47

Letzte Woche trafen sich die Spitzen der angelsächsischen (USA/GB) Adipositas-Spezialisten in London. Sie riefen die Regierungen ihrer Länder auf, endlich zu handeln und Adipositas nicht länger als eine Folge von Willensschwäche der einzelnen Betroffenen abzutun. In Amerika sind 65 Prozent der Bevölkerung übergewichtig oder adipös, in England sind 22 Prozent der Erwachsenen adipös.

Es sei die Verantwortung der Gesellschaft als Ganzes, dass sich die Verhältnisse verändern: die Ernährung sei zu fett, zu süss, und die Menschen bewegten sich nicht mehr genug. Kinder sollten Zugang haben zu mehr körperlicher Bewegung in der Schule und in der Freizeit, dazu brauche es sichere Spielplätze, die leicht zugänglich sind. Auch müsste erreicht werden, dass die Kinder weniger lange TV schauen und Videospiele machen. Regierungen, Lebensmittelindustrie und Gesundheitsexperten müssten zusammenarbeiten, um es den Menschen zu erleichtern, gesund zu leben. Das Thema Übergewicht sei nach wie vor mit Vorurteilen und Tabus behaftet. Und noch immer gebe es zu wenig Institutionen, in denen den Betroffenen wirklich geholfen werden könne.

Solche Töne aus England machen betroffen. Verglichen mit der Schweiz ist man dort wesentlich weiter, was staatliche Programme und Kampagnen betrifft. Hierzulande besteht Nachholbedarf. Aber gleichzeitig scheut man vor konsequentem Handeln zurück. Vieles scheitert an unserem berühmten Kantönligeist und es braucht enorme Kraft, um diesen zu überwinden. Vielleicht ist es nötig, vorsichtige Hoffnungen in den neuen Gesundheitsminister zu setzen, sofern es uns gelingt, ihn rechtzeitig von der Wichtigkeit der Thematik zu überzeugen.




16/10  Angst vor dem Messer

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:30

Vor drei Wochen fand das 2. Adipositas-Symposium in St.Gallen statt. Dabei stand u.a. das Thema der chirurgischen Eingriffe bei Kindern und Jugendlichen zur Debatte. Die Experten waren sich nicht einig, ob Risiken oder Gefahren überwogen, Fragen der Ethik wurden diskutiert, aber nicht schlüssig beantwortet. – Was damals nicht zur Sprache kam: wie die Jungen selber einer Magen-Operation bei schwerer Adipositas gegenüberstehen würden.

Die Antwort kommt nun aus England. Dort hat ein Forscherteam an der Universität in Leeds 100 krankhaft adipöse Jugendliche zwischen 8 und 17 Jahren befragt. Das Resultat sollte zu denken geben. Auch wenn es sich auf die gesellschaftliche und schulische Realität in England bezieht, sind wphl die Unterschiede zur hiesigen Lage nicht sehr gross. Hier einige der erhobenen Befunde:

Zwei Drittel der befragten Kids sagen, dass sie in der Schule zu wenig Unterstützung für ihr Gewichtsproblem erhalten haben. Nur 29 Prozent sahen die Ursache für ihr Übergewicht im Konsum von zu viel Junk Food. 59 Prozent sahen den Grund für ihr Gewicht in zu grossen Portionen. 71 Prozent halten einen chirurgischen Eingriff für „gefährlich“, 60 Prozent glauben, eine Operation sei ein „Betrug“ und 61 Prozent meinen, es gebe „einfachere“ Therapien als einen chirurgischen Eingriff. Die Forscher waren überrascht von dieser massiven Ablehnung durhc die Jugendlichen.

42 Prozent beklagten sich zudem, dass sie in der Schule wegen ihres Gewichts gemobbt würden; 58 Prozent fürchten, dass sie wegen ihres Gewichts keine Beziehung und keine Freunde finden würden. Ebensoviele denken, dass ihr Übergewicht sie daran hindern werde, einmal ihren Traumberuf zu ergreifen. – Die Wirklichkeit zeigt, dass diese Befürchtungen zutreffen: in Amerika verdienen Übergewichtige weniger und die Wahrscheinlichkeit, dass sie heiraten, ist geringen.

Die Folgerungen der Experten sind eindeutig: mehr Beratungsstellen für übergewichtige Kinder, mehr Unterstützung in der Familie und in der Schule. Die Frage einer Operation muss extrem sorgfältig und unter strengen medizinischen Aspekten geprüft werden – und bei Kindern auf jeden Fall die allerletzte Lösung sein.




15/10  Schwer(st)transport

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:11

Weltweit sorgen sie immer wieder für Aufsehen und Schlagzeilen, die Sondertransporte, wenn ein extrem übergewichtiger Mensch ins Spital muss und in kein „normales“ Ambulanzfahrzeug passt. Wenn die Feuerwehr kommen und die kolossale Masse durchs Balkonfenster in die Tiefe hieven muss, wenn ein Lastwagen mit Hebebühne den Patienten wegspediert…

Diese Zeiten sind in Winterthur vorbei: dort wird ein spezielles Gefährt in Betrieb genommen, das gezielt eingerichtet ist für den Transport von Adipositas-Betroffenen. Grosszügig wurde entschieden, dass der zusätzliche Personalaufwand nicht in Form von Mehrkosten auf die Benutzer überwälzt werden soll. Somit wäre auch für Leute, die gewichtsmässig ausserhalb der „Norm“ liegen, im Notfall ein menschenwürdiger Transport gewährleistet… und „dankbare“ Sujets für die Sensationsberichterstattung entfallen.

In diesem Zusammenhang sei die Erneuerung unseres Schweizer Boulevard-Blattes nicht vergessen: rund um das 50-Jahr-Jubiläum und die Neu-Lancierung im „alten“ Format des Blick wurde auch da und dort über die Merkmale des „echten“ Boulevard-Journalismus geschrieben. In einem Kommentar habe ich gelesen, dass diese spezielle Form der Publizistik vor allem von ausgefallenen, prominenten Zeitgenossen lebe, wenn diese sich Exzessen hingeben, wenn sie beim Fremdgehen ertappt werden, wenn sie sich scheiden lassen, wenn sie straffällig werden oder… wenn sie übergewichtig sind.

Da haben wir es also wieder: Dicke sind und bleiben Freaks, noch immer eine „Sensation“, die bestaunt und begafft werden will… – Da trifft es sich wirklich gut, dass man sie mit dem neuen Transporter diskret wegschaffen kann.




14/10  Frisch gemogelt?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:10

Frischkäse der besonderen Art soll sich laut einer Untersuchung von Foodwatch in den neuen Packungen des Produktes Philadelphia befinden. Laut Packung hat es in dem leichten (11% Fett) Käse schöne, leuchtend rote Tomaten (5 Stück sind zu sehen) und gutes, im Mörser zerriebenes Pesto… deshalb heisst das Produkt auch „alla pesto verde & Tomate“. „Balance“ steht auch noch drauf und „ausgewogener Genuss“… was also könnte gesünder und natürlicher sein als ein dermassen angepriesenes Lebensmittel?

Eine Analyse der deutschen Verbraucherorganisation hat allerdings eher ernüchternde Tatsachen ans Tageslicht gebracht: an „Tomate“ hat es im Frischkäse gerade mal 0,4 Prozent getrocknete Tomaten, das ist weniger als ein Gramm auf die ganze Packung; und Pesto ist überhaupt keines drin, dafür 2,6 Prozent Basilikum und etwas Schmelzkäse…

Aber was will man? Die Sache ist völlig legal, das Lebensmittelgesetz erlaubt es (in Deutschland). Hierzulande wird das Schweizer Lebensmittelgesetz an die europäischen Standards angepasst und befindet sich in einer Revision. Heute ist die Vernehmlassungsfrist abgelaufen. Eine Allianz von Organisationen im Gesundheitswesen, zu der auch die Schweizerische Adipositas-Stiftung SAPS gehört, hat deshalb in ihrer Eingabe darauf hingewiesen, dass es dringend nötig ist, gesetzliche Grundlagen zu schaffen, damit bei der Bewerbung und der Anpreisung von Lebensmitteln künftig mehr Transparenz hergestellt werden kann im Sinne einer wirklich ausgewogenen und gesundheitsförderlichen Ernährung. Die ganze Eigenverantwortung des Konsumenten nützt nichts, wenn er gezielt und raffiniert getäuscht wird.




13/10  Prä-Adipositas-Syndrom

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:43

Das ist eine gute Geschichte. Der heutige TagesAnzeiger brachte ein Gespräch mit einer englischen Ärztin, die sich unter anderem gegen allzu aufdringliche Marketing-Aktionen der Pharma-Industrie einsetzt. An einem internationalen Ärztekongress hat sie eine Übung gemacht, bei welcher sich die Teilnehmenden überlegen mussten, gegen welche noch nicht vorhandene bzw. bekannte Krankheit am besten ein gewinnbringendes Medikament entwickelt wreden könnte.

Die Kriterien waren einfach: es mussten möglichst viele Menschen „betroffen“ sein, das neue Gebrechen musste einen möglichst wissenschaftlichen Namen bekommen und man musste eine wirkungsvolle Kampagne in der Öffentlichkeit starten können. – Nach diesen Prinzipien haben sich die Kongress-Teilnehmer eine ganze Reihe von möglichen Befindlichkeits-Störungen ausgedacht, die es zu bekämpfen oder zu verhindern galt.

Für uns am naheliegendsten ist das Prä-Adipositas-Syndrom: betroffen wären all jene, die heute noch nicht übergewichtig sind, die Schlanken und die Fitten, alle, die gesund leben und Sport treiben. – Ihnen muss klar gemacht werden, dass sie jederzeit zunehmen könnten und dass ihr Zustand möglicherweise nur ein Vor-Stadium zu einer späteren Übergewichtigkeit ist… die sie vermeiden oder zumindest aufhalten können, indem sie ein gewisses Präparat einnehmen oder ein bestimmtes Programm befolgen.

Das eröffnet auch für unsere Stiftung ganz neue Perspektiven. Wir müssen uns nicht mehr mit denen begnügen, die heute betroffen sind, sondern können unsere Aktivitäten auch schon ausrichten auf all jene, die noch gar nicht wissen, dass sie vielleicht einmal betroffen sein könnten… Wenn wir eine Garantie abgeben könnten, dass alle, die bei uns einen Mitglieder- oder Gönnerbeitrag einzahlen, nie dick werden, dann wäre unsere Zukunft gesichert. – Ob es auch reichen würde, wenn wir versprechen, dass wir sie beraten würden, falls sie trotzdem zunehmen? Mit geschicktem Marketing müsste das eigentlich zu machen sein.




12/10  Flüssige Pfunde

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:38

Amerika hat den Softdrinks den Kampf angesagt. Nicht den Drinks an sich, aber dem Trinken derselben. Denn sie sind das Symbol für das berühmte „amerikanische Paradox“. Kein Land hatte so rigoros wie USA den Verzehr von Fett gegeisselt und in kurzer Zeit erreicht, dass der durchschnittliche Fett-Konsum tatsächlich zurück ging… und trotzdem wurden die Amis immer dicker! Das war, fand man heraus, vor allem dem übermässigen Genuss von gesüssten Getränken zuzuschreiben, deren Portionen vor allem in Fast-Food-Shops explosionsartig grösser wurden, bis zum 2-Liter-Becher, der bei der Supersize-Mahlzeit gereicht wird.

Und nun wird mit einer Kampagne und mit Extrem-Bildern gegen diese flüssigen Kalorienbomben angegangen. Von weitem sieht das Plakat aus wie eine beliebige Whiskey-Reklame: aus einer Flasche rinnt eine goldgelb schimmernde Flüssigkeit in ein Glas.

Bei näherer Betrachtung entpuppt sich die Tranksame jedoch als richtige Ekelware: da hält eine Hand eine Flasche, die aussieht wie eine Colaflasche. Aus der Öffnung ergiesst sich ein Strahl einer bräunlich-durchscheinenden Flüssigkeit. Doch diese wandelt sich in ein Rinnsal, einen Strang aus gelblichem, menschlichem Fettgewebe, von feinen Äderchen durchzogen, das sich im Glas zu einem gallertigen Fettgewucher klumpt, das bedrohlich über den Glasrand schwappt…

In grossen Lettern steht darüber die Frage: Schüttest du dir die Pfunde rein?

Eine grimmige Aussage, überdeutlich visualisiert. Sie soll die Bevölkerung aufrütteln, soll Diskussionen auslösen, Kontroversen entfachen. So will es die New Yorker Gesundheitsbehörde. Die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Bloomberg hat dem menschlichen Körperfett den Krieg erklärt mit strikten Regulierungen betr. Transfetten, mit einer verbindlichen Anschreibepflicht der Kalorien pro Menü in Cafes und Fast Food-Schuppen, mit verbilligten Früchte-Angeboten in armen Wohngegenden.

Ob die Plakate die gewünschte Wirkung zeigen, muss sich weisen. Psychologen und Werber argumentieren kontrovers. Es dürfte spannend sein, die Entwicklung zu verfolgen. Hierzulande debattiert man zunächst einmal über die Frage der allfälligen Notwendigkeit eines Präventionsgesetzes.




11/10  Händ Sie’s gern gha?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:46

Eine unorthodoxe, persönliche Frage, die mir die flinke Bedienung im Gourmet-Lokal nach dem Amuse-Bouche und nach dem Hauptgang stellt. Sie zielt direkt auf das private Verhältnis des Kunden zur gebotenen Nahrung. Sie stellt eine Verbindung her zwischen dem Produkt aus der Küche und dem Geschmack des Bestellers, und sie erlaubt eine ehrliche Antwort.

Nur allzu bekannt sind die Allerweltsfloskeln, die einem sonst entgegenwehen: Isch es rächt gsi, bi Ihne? – Häts gschmöckt?

Würde man diese Fragen beim Wort nehmen und wahrheitsgetreu beantworten, könnte das zu verzwickten Situationen führen: War es recht? – Was soll das? Wenn es nur „recht“ war, dann war es schlecht, denn für mein gutes Geld erwarte ich, dass es zumindest gut ist, wenn möglich sogar sehr gut. Also wenn ich JA sage, so bestätige ich, dass es nicht gut war… und wenn ich NEIN sage, entsteht der furchtbare Verdacht, ich könnte meinen, es sei weniger gut als recht gewesen…

Und was soll die Floskel „bei Ihnen“? Hoffentlich war nicht nur „mein“ Essen gut, sondern das aller Gäste, die hier im Lokal sind. Und wieso sollte es allenfalls nur „bei mir“ gut sein und nicht ganz allgemein? Lässt meine Befindlichkeit in Bezug auf die Mahlzeit denn überhaupt einen Rückschluss auf deren Qualität zu? Ist das ein Feedback, mit dem sie in der Küche etwas anfangen können?

Und die andere Frage führt uns aufs begriffliche Glatteis: Im Hochdeutschen wäre die Sache klar: Ob mir das Essen geschmeckt habe, will der Kellner wissen. Und das kann ich ich natürlich beantworten. – Im Dialekt jedoch vermischen sich die Bedeutungen. Und die Frage, ob das Menu „gschmöckt“ habe, kann ich böswilligerweise dahingehend interpretieren, ob es allenfalls schlechte Gerüche verbreitet habe… was, wäre es der Fall gewesen, wir mit Sicherheit sofort beanstandet und den Teller wieder zurück gegeben hätten.

Die Frage „Hatten Sie das gerne?“ ist klar und eröffnet die Kommunikation. Auch wenn ich sagen müsste, dass es nicht gerade meine Leibspeise war, kann ich doch das Rezept, die Zubereitung und das Gericht an sich loben, oder eben ehrlich kritisieren, wenn ich etwas daran auszusetzen habe. – Das ging mir heute bei einer spontanen Rast im Zugerland durch den Kopf. – Aber ich frage jetzt nicht, ob Sie das gerne gelesen haben.