10/10  Das Gelbe vom Ei

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 13:29

Zurück nach einer technischen Zwangspause… hoffentlich hälts.

In meinem Büro an der Wand hängt ein Filmplakat, es zeigt einen der wohl allgemein bekanntesten Zeitgenossen, der mit seiner direkten und unverhohlenen Gefrässigkeit auf anschauliche Weise einen Teil der Problematik verkörpert, mit der wir jeden Tag konfrontiert sind. Sein Leben und das seiner Familie, das Schicksal seines Städtchens Springfield, kennt heute jedes Kind aus dem TV und es gab bisher erst einen Kinofilm, in dem er die Hauptrolle spielte. Sein Name ist Programm und er kann es sich auf dem Plakat nicht verkneifen, den zuckerglasierten Donut, mit dem das O in seinem Namen geschrieben ist, zu verputzen als wäre er das Krümelmonster in Person.

Das ist er ja wohl auch, ein Stück weit. – Und nun soll Homer Simpson nach dem Willen der britischen Gesundheitsbehörde zum Vorbild und Lehrmeister für gesunde Ernährung werden! In einer millionenteuren Fernsehspot-Aktion soll die Simpson-Familie gezeigt werden, wie sie sich gesund ernährt und dabei schlank und fit wird. Und man verspricht sich durch die Bekannt- und Beliebtheit der gelbhäutigen Leutchen eine positive Wirkung, die zum Nachahmen verleitet.

Stellt sich natürlich die Frage, ob da am Ende nicht der Bock zum Gärtner gemacht wird? Aber der gute „Homie“ ist ja nicht für die Kampagne verantwortlich, er ist lediglich Mittel zum Zweck. Ich bin gespannt, was damit erreicht wird.




6/10  Gewerbliche Einfalt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 11:36

Nun ist die Katze aus dem Sack: das Bundesamt für Gesundheit BAG hat publik gemacht, dass nächstes Jahr ein neues Label für Lebensmittel zum Einsatz kommt. Dabei wird es definitiv nicht die „Ampel“ sein, die in vielen europäischen Ländern immer mehr Anhänger (vor allem auf Seiten der Konsumenten- und Patientenorganisationen) findet, sondern ein „empfehlendes“ Symbol, mit welchem Lebensmittel ausgezeichnet werden (können), die innerhalb ihrer Kategorie den für diese Lebensmittelgruppe festgelegten Richtwerten für eine gesundheitsförderliche Ernährung entsprechen. Das Ganze ist freiwillig.

Gute Erfahrungen mit diesem System hat man bereits in einigen Ländern gemacht. Der Konsument erkennt auf einen Blick, ob er bedenkenlos zugreifen darf… und die Produzenten erhalten Anreize, die Rezepturen ihrer Produkte so zu ändern, dass sie den Vorgaben entsprechen. – Das ist, man darf es sagen, ein erster, wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Im Fernsehen, das über diese Ankündigung informierte, kam auch eine kritische Stimme zu Wort. Es war ein Vertreter des Schweizerischen Gewerbeverbandes. Er zeigte sich gar nicht erfreut über die Neuerung. Man habe, sgte er, Mühe mit der Vorstellung, dass nun Beamte in Bern sagen würden was gesund sei und was nicht. Der Konsument sei mündig genug, das selber zu beurteilen.

Viel einfältiger als der gute Mann kann man ja wohl nicht mehr argumentieren. Erstens ist die ganze Sache freiwillig, keiner muss sich daran halten, der das nicht will. Und zweitens werden die Richtwerte für „gute“ Produkte nicht von irgendwelchen „Beamten“ willkürlich festgelegt, sondern erarbeitet von fachkundigen Experten-Teams, die aufgrund von evidenzbasierten Erkenntnissen aus der Ernährungswissenschaft ihr Knowhow einbringen.

Unsere Ernährung ist zu wichtig, als dass wir sie allein dem Eigennutz und dem Profitstreben der Wirtschaft überlassen könnten. Und wenn der gute Mann auch nur einen Zentimeter über seine Gewerbenase hinaus gedacht hätte, dann hätte er erkannt, dass ein solches Label auch eine Herausforderung ist und dass dem Handel mit einer gesunden Klientel langfristig besser gedient sein wird als mit einer kranken.




5/10  Osteo-Test

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:21

Als ich vor zehn Jahren mich dazu durchgerungen hatte, meiner Adipositas den Kampf anzusagen, ging es zuänchst um eine gründliche Analyse meines Zustands. Als erstes wurde ich auf eine Liege gelegt, über der sich eine Art Röntgnlampe meiner ganzen Körperachse entlang verschob. Nur Sekunden später konnte man auf einem Bildschirm meinen kompletten Leib in Umrissen sehen. Da war ein kleines Skelett abgebildet, umhüllt von helleren und dunkleren Flecken, welche die Muskelmasse und das Fettgewebe darstellten. Auf der Seite verschiedene Zahlen zu den jeweiligen Anteilen dieser Körper-Materialien. In leuchtendem Hellweiss erstrahlten meine Beinknochen.

Der behandelnde Arzt erläuterte die verschiedenen Befunde und sagte unter anderem sinngemäss: Hier sieht man, dass die Knochen der Ober- und Unterschenkel besonders solide und dicht sind. Das ist die Folge der dauernden Last, die sie seit 30 Jahren zu tagen hatten. Dies hat dazu geführt, dass sie vom Körper besonders solide konstruiert und verstärkt wurden. Osteoporose wird für Sie kein Thema sein.

So hätte das Übergewicht neben all seinen gesundheitlichen Risiken doch auch einen positiven Effekt gehabt!? – Am 20. Oktober findet der Weltosteoporosetag statt. Aus diesem Anlass hat die Patientenorganisation OsteoSwiss eine Reihe von Aktivitäten eingeleitet, die Beachtung verdienen. Auf ihrer Website gibt es einen Risiko-Test, den auszufüllen sich lohnt. Wer auch nur eine der gestellten Frgen mit JA beantworte, tue gut daran, sich mit seinem Arzt in Verbindung zu setzen. Das wäre bei mir der Fall… denn auf mich trifft zu, dass ich mich in letzter Zeit zu wenig bewege. Zum Glück ist mein Adipositas-Spezialist auch Osteoporose-Spezialist. Bei der nächsten Konsultation werde ich ihn fragen.




4/10  Metzgete

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:14

Kaum ist es Oktober, so geht landauf-landab ein fleischliches Treiben sondergleichen los. Die Gaststätten rüsten sich, bieten lustige Musikanten auf, nehmen Gäste nur noch gegen Voranmeldung an… und dann geht es los:

Früh schon strömt die Klientel ins herbstlich dekorierte Lokal. Auf einem kunstvoll gestalteten Menüplan wird der ganze Reichtum der Kadaververwertung angeboten: Speck, Rippli, Schnörrli, Wädli, Blut- und Leberwurst (begleitet von Sauerkraut und Apfelmus), die knackige Schweins- oder Bauernbratwurst, das Kotelett, der Rostbraten… man könnte sich schlaraffenlandmässig durch die ganze Karte schlemmen, wäre aber am Schluss so kugelrund, dass man kaum noch auf eigenen Beinen aus der Wirtschaft käme.

Bier, Wein, saurer Most fliessen um die Wette mit Mineralwasser und Schorle für das fahrende Personal. Zu fortgeschrittener Stunde wird gesungen und geschunkelt. Das ist schon die halbe Verdauung. – Was ist die Faszination dieses Brauchs, der nur noch von sehr ferne an die Zeiten erinnert, da die Sippe um das Feuer in der Höhle sass und den frisch erlegten Fang verzehrte? Jedenfalls sind die Lokale überfüllt, die Laune schlägt Purzelbaum und es wird wohl insgesamt mehr gegessen, als man eigentlich brauchen würde. Deshalb haben verantwortungsbewusste Metzgete-Fans auch den ganzen Tag vorgehungert. Und das Angebot fügt sich nahezu nahtlos in eine ketogene Ernährung. Die Gewissensbisse halten sich in Grenzen.




3/10  Statistisches

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:21

Es war eine kleine Meldung heute im Blatt. Gemäss einem deutsch-dänischen Forschungsbericht könne mehr als die Hälfte aller Babies, die in den Industriestaaten zur Welt kommen, 100 Jahre alt werden. Dies, sofern die Lebenserwartung im gleichen Masse noch zunehme wie bisher.

Sollen wir uns darüber freuen? Wird diese statistische Aussicht die nächste AHV-Revision beeinflussen?- Ihr steht ein anderer Wert gegenüber: bald wird jeder/jede Zweite übergewichtig bis adipös sein! Dies wiederum soll die Lebenserwartung verkürzen. Frage an die Statistiker: sind die 100-Jahr-Aspiranten jene, die dünn bleiben? Oder gibt es eine Schnittmenge mit dem sogenannten Obesity-Paradox, das – wissenschaftlich belegt – besagt, dass übergewichtige Menschen im Alter weniger häufig an bestimmten Krankheiten sterben als normal- oder gar untergewichtige. Warum das letztlich so ist, hat man noch nicht herausgefunden, es sit auch eine statistische Korrelation.

Ob der nächste Fall auch etwas mit Statsitik zu tun hat, weiss ich nicht. Der moderne Volksmund sagt ja: Glaube nur an jene Statistik, die du selber gefälscht hast! – Im gleichen Sinne gehen die Werbeleute vor, die den aktuellen Spot für die Maltesers-Schokokugeln realisiert haben. Da nimmt sich eine junge Dame eines der luftig-leichten Bonbons, bietet einer zweiten die Tüte an, diese guckt – vorbildliche Konsumentin! – auf die Nährwert-Deklaration und ruft in hellem Entzücken aus: Weniger als 190 Kalorien, das ist ja wirklich nicht viel! – Solche Werbeverantwortliche sollte man wie Stopflebergänse mit ihren eigenen Produkten mästen. Es ist ja wirklich nicht viel.

(Im Kalorienrechner nachgeschaut: 100 Gramm Maltesers haben 496 Kalorien und 25 Gramm Fett.)




2/10  Alkadipositaspression

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:56

Das Wort gibt es nicht. Aber es ist offenbar eine komprimierte Formel für einen Tatbestand, den in Amerika eine Studie erhärtet hat: Adipositas, Alkoholmissbrauch und Depression gehen oft miteinander, begünstigen sich gegenseitig, und zwar ausgeprägter bei Frauen als bei Männern.

Die Forscher sprechen dabei von einem „giftigen Dreieck“, bestehend aus zuviel essen, zuviel trinken und zuviel nachdenken… In der Studie, die junge Menschen während 25 Jahren begleitet hat, wurden die gegenseitigen Abhängigkeiten dieser drei Faktoren untereinander untersucht, wobei sich zeigte, dass sich im Laufe der Zeit die Schwere der Verhaltensstörungen veränderte: bei Männern eher abnahm, bei Frauen sich – vor allem in der Unterschicht – stark verschlechterten.

Was kann dagegen unternommen werden? – Die Forscher haben noch kein Patentrezept. Es gehe wohl darum, sagen sie, darüber nachzudenken, wie man die Leute dazu bringen kann, dass sie in ihr Leben Dinge einbauen können, die ihnen Freude machen… damit ihr Leben wieder lebenswert wird.




1/10  10 Punkte Down-Under

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 13:02

Während sich hierzulande verantwortungslose Wirtschaftleute gegen eine koordinierte Prävention auf Bundesebene wehren, lanciert Australien für 2010 ein landesweites Programm mit zehn „Tipps“ zum besseren Essen. Sie sind eigentlich nicht „miesepetrig“ oder lustfeindlich, wie man hiesigen Kampagnen in der Öffentlichkeit gerne unterstellt. Dies sind die „zehn kleinen Schritte“ bezüglich Ernährung, die relativ viel bewirken könnten:

1. Iss Frühstück
2. Nimm zum Mittag- und Abendessen Gemüse oder Salat
3. Nimm Früchte als Zwischenvverpflegung
4. Ersetze vollfette Lebensmittel durch fettreduzierte Produkte
5. Wähle Vollkornprodukte anstelle der raffinierten
6. Iss kleinere Portionen, indem du kleinere Teller und Schalen nimmst
7. Iss langsam und hör auf, wenn du satt bist, warte nicht, bis es nicht mehr geht
8. Iss nur, wenn du wirklich Hunger hast, nicht „einfach so“
9. Trink Wasser an Stelle von gesüssten Getränken oder Fruchtsaft
10. Schalte beim Nachtessen den Fernseher ab

Zugegeben, viel Überraschendes ist da nicht dabei, und man hätte alles eigentlich schon gewusst. Aber man macht es nicht. Deshalb braucht es immer wieder einen Appell an die Erinnerung.