11/12 Gegen Mutlosigkeit
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:33 |
Es sei, sagte in einem Vortrag die international renommierte Präventionsexpertin Ilona Kickbusch, absolut einzigartig und einmalig, dass sich in der Schweiz eine „Allianz“ aus Wirtschaft und Politik gebildet habe, welche GEGEN Prävention kämpft.
Faktum ist, dass in einer der nächsten Sessionen den Räten ein Entwurf für ein Präventionsgesetz vorgelegt werden soll, der im Bundesamt für Gesundheit vorbereitet wurde. Schon in der Vernehmlassungsphase hatten sich Vertreter des Gewerbes zu Wort gemeldet, hinter denen kräftige Lobbyisten der Tabak-Industrie, der Werbewirtschaft, der Gastronomie etc. vermutet wurden. Vorgeschoben wurde von den Kritikern die geplante Schaffung eines nationalen Präventionsinstitutes, das zu einem „steuerfressenden Moloch“ hochstilisiert wurde, mit dem wildgewordene Bürokraten und „Gesundheits-Taliban“ (so das gängige Schimpfwort) das freie Schweizervolk unter die Knute nehmen würden…
An einer Tagung haben wir kürzlich eine Auslegeordnung erstellt zu den vielfältigen Risiken und belastenden Rahmenbedingungen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein Drittel davon wird nach neuen Studien durch Übergewicht verursacht. Eine zentrale Erkenntnis war, dass eine sinnvolle Prävention und die Koordination aller Aktivitäten auf den verschiedenen Ebenen in Politik und Gesellschaft NUR von einer zentralen, nationalen Stelle aus vorgenommen werden kann. Auch die Formulierung von Gesundheitszielen, die mit vereinten Kräften anzustreben sind, MUSS von einer einzigen, politisch legitimierten Stelle ausgehen können.
Dass „staatstragende“ Gruppen sich gegen diese Einsicht stemmen, ist ein Phänomen, das betroffen und ratlos macht. Schon gibt es vernünftige Gesundheitspolitiker, die das Gesetz aufgegeben haben, die mutlos geworden sind, die nicht mehr damit rechnen, dass die Vorlage im Parlament eine Chance hat, angenommen zu werden. – Sind wir schon so weit, dass orchestrierter Eigennutz über Vernunft und Gemeinwohl siegen dürfen?