20/12 Bonus/Malus
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:24 |
Jetzt kommt – laut SonntagsZeitung – auch noch die FDP mit einem brachialen Vorschlag zur Sanierung des Gesundheitswesens, indem sie anregt, Leute, die „gesund“ leben, sollten einen Nachlass, einen Bonus erhalten auf der Krankenkassenprämie. Leute, die „ungesund“ leben, müssten dann natürlich die Differenz zusätzlich berappen, wodurch sich deren Prämien verteuern müssten. Aber das wird selbstvertändlich nicht gesagt. Im Endeffekt läuft es auf die gleiche alte Forderung hinaus, Leute mit Risikofaktoren sollten höhere Prämien zahlen, was nach wie vor gegen den Solidaritätsgedanken verstösst.
Als Kriterien für „ungesundes“ Leben könnten etwa – immer laut SonntagsZeitung – der BMI herhalten und/oder ein regelmässig zu absolvierender Fitnesstest. Nun will ich hier nichts zur relativen Untauglichkeit des BMI als Gesundheits-Barometer sagen, denn der Hinweis darauf, dass auch ein topfitter Bodybuilder einen zu hohen BMI haben könnte, weil er sich zu viel Muskeln antrainiert hat, der sticht nicht wirklich: zu verschwindend klein ist ist der prozentuale Anteil der BodybuilderInnen an unserer Gesamtbevölkerung.
Was schon eher gegen einen solchen Schnellschuss spricht, das ist die längst erwiesene Tatsache, dass jemand mit leichtem bis mittlerem Übergewicht, der sich daneben regelmässig bewegt, nicht raucht und kaum trinkt, eine wesentlich bessere Aussicht hat, von späteren Erkrankungen verschont zu bleiben als ein „Normalgewichtiger“, der säuft oder Drogen nimmt und sich kaum körperlich bewegt…
Ich gebe zu, es wäre interessant, wenn es eine vernünftig umzusetzende Lösung gäbe, wie man über finanzielle Anreize das Verhalten der Menschen beeinflussen könnte, denn für viele scheint das Portemonnaie wirklich der wirksamste Hebel zu sein, um etwas zu verändern. Aber gerade beim sogenannt „gesunden“ Lebenswandel ist jeder Wechsel mit so vielen Unwägbarkeiten verbunden, dass eine saubere und faire Realisierung nicht realistisch ist. Und dabei spreche ich hier nur von der chronsichen Krankheit Adipositas. – Was ist mit all den anderen Gesundheitsrisiken, vom Extremsport bis zum Inline-Skaten? Vom Wohnen an stark befahrenen Strassen? Von Berufs- und Arbeitsrisiken? Müsste es dann für all diese Phänomene Spezielle Rekursgerichte mit medizinischen Experten geben?
Und der Gipfel der Unsolidarität ist dann erreicht, wenn eine solche Lösung – ganz FDP-Programm-konform – die Reichen entlastet, die sich ein gesundes Leben leisten können, von Wellnessferien bis zum Personal-Trainer, und die Mehrkosten den Armen und Unterprivilegierten aufbrummt, die sich von Junk-Food ernähren müssen und heute schon Mühe haben, ihre Kassenprämien zu berappen. – Hoffen wir, dass auch dieses Gedankenspiel bleibt, was es ist: ein weiterer Furz in der Laterne.