30/3  Suchthäufchen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:32

Die Meldung ist so brisant, dass sie es heute sogar bis in meinen seriösen Tages-Anzeiger geschafft hat: Dass Junkfood süchtig machen könnte. Untersucht wurde das Phänomen zwar an Ratten, aber wie immer verspricht man sich davon bei Gelegenheit auch Erkenntnisse, die auf den Menschen anzuwenden wären.

Die Sache ist rasch berichtet, wie eine Studie am Scripps-Forschungs-Institut in Florida gezeigt hat: Man hat Ratten in drei Gruppen eingeteilt. Jede von ihnen hatte Zugang zu normalem, „gesundem“ Rattenfutter. Die erste Gruppe erhielt gar kein Junkfood, die zweite Gruppe erhielt kleine Mengen und die dritte Gruppe hatte unbeschränkten Zugang zum Junkfood. Dieses bestand aus Speck, Wurst, Käsekuchen, Cake mit Zuckerguss und Schokolade.

Die Ratten reagierten unterschiedlich: Die mit dem uneingeschränkten Zugang zum Junkfood verloren mit der Zeit die Kontrolle über ihr Essverhalten und sie brauchten immer grössere Mengen davon, um satt zu werden. Gleichzeitig wurden die Tiere mit Impulsen im Belohnungszentrum im Gehirn stimuliert und es zeigte sich, dass die Junkfood-Fresser mit der Zeit unempfindlich gegen die Glücks-Stimuli wurden bzw. stärker gereizt werden mussten als die andern, bis sie gleich reagierten. Dies – so sagen die Forscher – sind Merkmale eines eindeutigen Suchtverhaltens bei Abhängigkeit. Und wenn man den Ratten ihr Junkfood wegnahm, verweigerten sie jedes Essen.

Für die Forschungsleitung folgt daraus die Erkenntnis, dass Übergewicht und Drogenabhängigkeit auf vergleichbaren Mechanismen beruhen könnten. Dass man zuviel von schmackhaftem Essen zu sich nimmt, kann auf die gleiche Weise zur Gewohnheit werden, wie man Drogen zwanghaft konsumieren muss. – Haben wir es bloss (noch) nicht gemerkt?