24/5  Ameisenrätsel

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:12

Heute Mittag, beim Essen am Gartensitzplatz, gemütlich unter dem Sonnenschirm, ist mir die Ameisen-Kolonne aufgefallen. Unaufhaltsam emsig strömten die kleinen Arbeiter der Hauswand entlang, verweilten kurz bei einer kleinen Öffnung in der Mauer, tauchten hinein ins Dunkel, kamen später wohl wieder heraus, um mit flinkem Trippeln weiter zu hasten, in Erfüllung irgend einer gemeinsamen höheren Aufgabe.

Dabei kreuzte ein kurioser Gedanke mein Gehirn. Wie war denn das? Haustiere werden dick, wenn sie von ihren Herrchen und Frauchen mit ungesunden Häppchen gemästet werden, so dass sie mit der Zeit ihre Hängebäuche kaum noch schleppen können und faul in der Wohnung herumliegen. Beim Schwein ist es gewollt, dem soll es ja an den Speck gehen, nicht aber bei Hund und Katze, für die inzwischen die Industrie ganze Diätnahrungs-Programme entwickelt hat.

Was aber ist mit den Ameisen? Auch sie leben in der Nähe des Menschen, können sich Zugang verschaffen zu dessen Vorräten, haben möglicherweise ein leichteres Leben als früher mal, indem sie weniger weit marschieren müssen, bis sie an nahrhafte Substanzen kommen… Aber hat deswegen schon jemand eine „dicke“ Ameise gesehen? Oder liegt es daran, dass die fleissigen Kerlchen in ihren Chitin-Gehäusen gefangen sind wie die Ritter einst in ihren Rüstungen und gar keine Möglichkeit haben, in die Breite zu gehen? Oder gibt es ein strenges Genetik-Programm, nach welchem alle Ameisen, die aus der Norm fallen, von den Wächtern eliminiert werden?

Oder liegt es daran, dass sie – unbesehen der Nahrungsquellen, die sie sich erschliessen – permanent unterwegs und in Bewegung sind, unaufhörlich marschierend, scheinbar planlos auf der Piste, aber eben ruhelos und unermüdlich, stets on the move? Wir wissen es nicht. Wenn es im Schöpfungsplan läge, dass auch Ameisen Fett ansetzen, wäre es wohl bereits geschehen. Aber hier haben die Insekten – als die eigentlichen Herrscher der Welt – uns einiges voraus.