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Von Heinrich von Grünigen um 16:01 |
Trügt die Wahrnehmung? Hat die Gewaltkriminalität wirklich signifikant zugenommen? Oder handelt es sich nur um eine massiv erhöhte Medienpräsenz von Verbrechen, über die früher keiner gesprochen hat?
Interessant ist eine Untersuchung, die von einer Elternorganisation in England gemacht wurde. Dabei ging es um den Schulweg der Kinder. Statistiker hatten festgestellt, dass trotz aller Aufforderungen, die Kids doch nicht mit dem Auto zur Schule zu fahren, bloss noch 48 Prozent der Kinder zu Fuss in die Schule kamen. Warum?
Bei einer Befragung gaben 30 Prozent der Eltern an, sie fürchteten, dass ihr Kind sonst unterwegs entführt oder einem Gewaltdelikt zum Opfer fallen könnte. Weitere 30 Prozent sagten, sie hätten sonst Angst, dass ihr Kind auf dem Schulweg in einen Verkehrsunfall verwickelt werden könnte. – Darüber, dass sich der Schulweg im Auto allenfalls langfristig negativ auf die Gesundheit der Kinder auswirken könnte, machten sich lediglich 5 Prozent Gedanken.
Dabei spricht die Statistik eine andere Sprache: Das Risiko, dass ein Kind auf dem Schulweg einem Kapitalverbrechen zum Opfer fällt, beträgt (in England, aber hierzulande wird es kaum anders sein) gerade eins zu einer Million. Für die Gefahr, dass mangelnde Bewegung spätere Gesundheitsschäden verursachen wird, beläuft sich das Risiko auf eins zu drei!
Der Unterschied in der emotionalen Wahrnehmung liegt wohl darin, dass ein mögliches Gewaltverbrechen oder ein Verkehrsunfall „aktuell“ bedrohlich wirken, auch wenn sie unwahrscheinlich sind… während gesundheitliche Spätfolgen des Schultransports in weiter Ferne liegen und einen hypothetischen Charakter haben, auch wenn sie unausweichlich programmiert sind. Mit Vernunft hat das nichts zu tun.
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Von Heinrich von Grünigen um 20:03 |
Zahlen zum Nachdenken, gestern in den Nachrichten. Das Gesundheitwesen werde – so die KOF-Prognose – nächstes Jahr mehr als 65 Milliarden kosten. Der Gesundheitssektor sei einer der wichtisgten Wirtschaftzwseige geworden mit einer halben Million Beschäftigter. Die Schweiz habe die Krise besser bewältigt als andere Staaten. Ein Aufschwung sei in Sicht.
Gibt es da einen Zusammenhang? – Wenn die Gesundheitskosten steigen, so bedeutet das für die in diesem Sektor Tätigen doch Aufschwung, Wachstum, Wohlstand. Würden die Kosten im Gesundheitswesen massiv gesenkt (wie im Blick auf die Kassenprämien immer wieder gefordert wird) so würde dies für die Branche und die darin Beschäftigten zu einem Verdienst-Einbruch führen, zu Entlassungen, zu Betriebs-Schliessungen…
Wenn Wachstum das Mass für wirtschaftliches Wohlergehen ist, dann kommt das – im Inland – nicht anders zustande als dadurch, dass mehr konsumiert und verbraucht wird.
Steigende Gesundheitskosten sind also kein Fluch und keine Katastrophe… sondern der Ausdruck und die Nebenwirkung eines prosperierenden Wirtschaftswachstums. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:07 |
Mittwochnachmittag. Wir sitzen in einem Konferenzraum hinter der Selbstbedienungs-Kantine im Europa-Parlament in Strassburg. Gut zwanzig Leute aus verschiedenen EU-Ländern, zum Teil Adipositas-Mediziner, Europa-Abgeordnete, Leiter von nationalen Patienten-Organisationen, Fachleute aus Regierungsstellen… wir tauschen unsere Erfahrungen und Erwartungen aus. Am Vormittag war mit einer Medienkonferenz der erste europäische Adipositas-Tag (European Obesity Day) proklamiert worden, der am kommenden Samstag, 22. Mai 2010 stattfindet.
Lanciert war die Idee vor zwei Jahren worden, von Jean-Paul Allonsius, dem Präsidenten der Belgischen Vereinigung Adipöser Patienten, ein Schrank von einem Mann, der einst 185 Kilo wog und nun dabei ist, abzunehmen. Seine Geschichte und sein Erfolg machen Mut. Es ist der Erfolg der kleinen Schritte, weshalb sich das Motto des ersten Europa-Tages des Übergewichts auch eher bescheiden gibt: 5-10% lautet es, was ausgedeutscht bedeutet, dass eine europaweite Gewichtsabnahme um 5 bis 10 Prozent schon eine massive Verbesserung der Gesundheits-Situation in allen EU-Ländern bewirken würde und dass kein Grund zur Resignation besteht, wenn es nicht so recht vorwärts gehen will mit der Gewichtsreduktion… Wissenschaftlichen Background lieferten Prof. Dr. David Haslam, Vorsitzender und medizinischer Leiter des Nationalen Obesity Forums in England, sekundiert von Prof. Dr. Gema Frühbeck, der Vizepräsidentin der europäischen Arbeitsgruppe zur Erforschung der Adipositas. Zur Begrüssung gibt uns der EU-Kommissar für Gesundheit die Ehre und erklärt Prävention zum Schlüssel für die Gesundheit künftiger Generationen.
Es sind engagierte Voten, die fallen, von Vertreterinnen aus Rumänien, aus Spanien, Portugal, Frankreich… Ich sitze neben einer Französin, die in einer eigens von Präsident Sarkozy einberufenen Arbeitsgruppe mitmacht: auch in Frankreich hat der Staagtspräsident den Kampf gegen Übergewicht zur Chefsache gemacht. – Wir Schweizer haben die Sache sachte angehen lassen. Ich höre zu, beantworte Fragen, tausche Visitenkarten aus… aber einen Aktionsplan rund um den Adipositas-Tag kann ich (noch) nicht vorweisen. Wir werden ein Mediencommuniqué verschicken, auf den Samstag hin. Abre ob das jemand abdrucken wird, ist eine andere Frage.
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Von Heinrich von Grünigen um 10:33 |
Die Geschichte mit den zu mageren Models nimmt immer verworrenere Züge an. Mal beweist die Forschung, dass mollige Models dem Verkauf von Produkten nicht förderlich seien, dann sieht man die Models mit prachtvollen Schwangerschafts-Bäuchen posieren, als müssten sie zwangshaft beweisen, dass mehr in ihnen steckt als nur Haut und Knochen, dann heisst es, die Jugend müsse dringend darüber aufgeklärt werden, dass die so superschlanken Idealfiguren in Wirklichkeit gar nicht existieren, sondern dass sie am virtuellen Reissbrett geschönt und verdünnt worden sind… Und jetzt kommt die Sache mit Miss Kamilla Wladyka.
Das Bild des schönen Models sollte die Titelseite eines englischen Gesundheitsmagazins zieren. Doch die Redaktion befand, die Dame habe zwar ein hübsches Gesicht, aber sie sei so ausgemergelt und brandmager, dass man ihren Anblick keinesfalls mit dem Begriff „Gesundheit“ in Zusammenhang bringen würde. Deshalb griff die Bildagentur zum digitalen Werkzeug und „mollisierte“ die Schöne, zauberte die Falten weg, retouchierte hervorstehende Knochen und straffte die Haut, unterpolsterte, wo es nötig war, bis das Bild der perfekt gesunden Beauty geschaffen war.
Ist das nun die Trendwende? Setzt dieses Vorgehen neue Massstäbe? Unlängst hat auch das Modelabel LaRedoute mit einem Plus-Size-Model Farbe zu mehr Gewicht bekannt. Hier ist allerdings alles echt.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:17 |
Zugegeben, der Begriff war mir nicht geläufig. Es ist möglich, dass ich ihm im Laufe meiner humanistischen Grundschulung einmal begegnet bin… aber damals hatte er noch keine Bedeutung für mich und brauchte also nicht aktiv wahrgenommen um später wieder identifiziert zu werden. Akrasia stammt aus der alten griechischen Philosophie und meint so viel wie Handeln wider besseres Wissen. Ein solches Verhalten wird als akratisch bezeichnet.
Ich bin beim Lesen über dieses Wort gestolpert, desen Bedeutung mir nicht sofort klar war. Es ging um ein neues Buch eines Arztes, der ein Konzept zum Abnehmen entwickelt hat: Gesund. Essen. Schlank Sein. – Im Zentrum stehen das „richtige“ und lustvolle Essen sowie dessen Zubereitung, vor dem Hintergrund einer recht umfassenden Auslegeordnung der physiologischen Zusammenhänge rund um die Nahrungsaufnahme und den Energieverbrauch. Unter dem Stichwort „Motivation“ wird auch die Frage erörtert, wie es wohl kommen könne, dass noch nie das Wissen um die Theorien vom Abnehmen so gross gewesen sei… und dass es dennoch immer mehr übergewichtige Menschen gebe.
Eine der Antworten heisst: Akrasia. – Es wird (u.a.) aus dem Lustprinzip heraus anders gehandelt – und gegessen – als das Wissen es eigentlich bestimmen müsste… Nun gelte es, sagt der Autor, eine „kopernikanische Wende“ zu vollziehen, indem man die Befriedigung durch einen kurzzeitigen Genuss dauerhaft aufgebe zu Gunsten eines höheren Wertes, der da heisst „Befriedigung durch Wunschgewicht“. Dadurch müsste es gelingen, auf spontane Genüsse zu verzichten, um eines dauerhaften Fernziels willen…
Das kommt mir etwas unzeitgemäss vor: Wir leben in einem hedonistischen Zeitalter, sind auf Instant-Lusterfüllung programmiert. Die Zeiten, da wir klaglos im diesseitigen Jammertal litten, um eines fernen Paradieses und seiner künftigen Segnungen willen, sind längst vorbei. Natürlich würde uns die Gewichtsabnahme schon im hiesigen, irdischen Dasein fühlbare Erleichterung und Wohlbefinden bringen… Warum aber verhalten wir uns dann immer wieder akratisch? Warum nehmen wir das Dessert, obwohl wir uns vorgenommen haben, diesmal darauf zu verzichten? Warum zelebrieren wir so oft „das letzte Mal“… obwohl wir genau wissen, dass es dabei nicht bleiben wird?
Ein Unternehmensberater sagte einmal in einem Workshop sinngemäss: Jeder Zustand, auch wenn er uns belastet und Mühe bereitet, hat irgendwo sein Gutes, bietet uns Vorteile… sonst würden wir aktiv daran arbeiten, ihn zu überwinden und zu verbessern. Aber solange die „Vorteile“ uns wichtiger sind, nehmen wir die „Nachteile“ im Kauf. Und so lange verändern wir unsere Situation nicht. Jedenfalls nicht von uns aus. Diese Bilanz aus Vor- und Nachteilen müsste man sich bewusst machen können, um dem akratischen Handeln vorzubeugen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:07 |
Eine BBC-Dokumentation am Fernsehen hat mich heute sehr beeindruckt und einige Bilder haben sich mir tief eingeprägt. Es ging um junge Frauen, Kinder noch, die an Anorexie litten, an Magersucht, und die in ein spezialisiertes Heim eingewiesen wurden, wo sie zu normalem Essverhalten gebracht werden sollten, um ein gesundes Gewicht zu erreichen. Das Heim hat rund 30 Plätze und wird von einer Ärztin geleitet. Die Mädchen, zwischen 13 und 17 Jahre alt, kommen stark untergewichtig und müssen lernen, sich in kleinen Schritten und unter grosser Mühsal an ein neues Selbstgefühl und einen veränderten Umgang mit Nahrung und eine völlig andere Wahrnehmung des eigenen Körpers anzunähern.
Es sind kluge Kids aus gutem Haus, die sich der TV-Reporterin gegenüber dezidiert und klar äussern, die absolut in der Lage sind, ihre Situation zu reflektieren und ihr eigenes Verhalten zu analysieren, die aber auch glasklar die Regeln im Heim und deren strikte Anwendung kennen und kommentieren, mit einem wachen Sinn für Verhältnismässigkeiten und Gerechtigkeit.
Und doch treten aberwitzige, unglaubliche Situationen ein: Die Kinder sammeln im Garten Kieselsteine, mit denen sie sich heimlich beschweren, damit es auf der Wage wirkt, als hätten sie zugenommen. Sie lassen bei Tisch Essen in ihren Taschen verschwinden, das sie aufs Zimmer schmuggeln, um es dort zu verstecken, damit sie es nicht zu sich nehmen müssen. Sie erbrechen sich heimlich in ihren Koffer oder ihre Handtasche, um nicht zuzunehmen. Ein Mädchen bewegt sich in der Nacht heimlich, sie steht auf und läufgt in ihrem Zimmer herum, umn Kalorien zu verbrauchen… damit sie dies nicht mehr kann, wird sie rund um die Uhr bewacht, auch auf der Toilette, damit sie dort nicht heimlich Wasser trinkt, um sich schwerer zu machen. Ein anderes Kind kommt völlig ausgetrocknet aus dem Heim-Urlaub zurück: sie hat drei Tage lang nichts getrunken, weil sie von der fixen Idee besessen ist, auch Wasser enthalte Kalorien und der Etiketten-Aufdruck sei Schwindel.
Während Monaten haben die Jugendlichen ein solches Programm zu absolvieren, bis sie wieder nach Hause können, und auch dort werden sie wöchentlich kontrolliert, ob sie das neue Gewicht halten können. Die Anzahl magersüchtiger Kinder ist wesentlich kleiner als die der Übergewichtigen. Und doch schweben die Kids in Lebensgefahr, wenn sie den Ausstieg nicht schaffen. Das Krankheitsbild ist hier irgendwie klarer, eindeutiger. Umso unverständlicher bleibt, dass sich die Notwendigkeit einer Therapie in der Regel jeder Einsicht bei den Betroffenen entzieht.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:02 |
Es ist bekannt, dass es zwei Arten von Körperfett gibt: das weisse und das braune. Kleinkinder haben reichlich vom braunen Fett, doch das wächst sich in der Regel aus. Erwachsene haben kaum noch davon, mit wenigen Ausnahmen – das sind dann die Glücklichen, die essen können was sie wollen, ohne dass sie Gewicht zulegen.
Die Frage stellt sich, ob es eine Möglichkeit gibt, diesen Anteil an braunem Fett zu vergrössern. In Tierversuchen ist das mit bestimmten Wirkstoffen gelungen, noch nicht aber beim Menschen. Ein anderer Weg, der bei Tieren erprobt wurde, bestand darin, dass man sie regelmässig der Kälte aussetzte. Dadurch wurde das Wachstum des braunen Fettes stimuliert, da dieses den Wärmehaushalt regulieren kiann.
Würde diese Methode auch beim Menschen wirken, dann hätten wir eine einfache Lösung gefunden. Verzicht auf Heizung würde unseren eigenen Kalorienverbrauch ankurbeln, die 2000-Watt-Gesellschaft würde näher rücken und die Dicken würden dünner werden… Aber noch ist es nicht so weit, wie ein Forscher-Team in München herausfand. Noch reagiert der Mensch anders als das Tier, was ja letztlich auch sein Gutes hat.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:39 |
Im heissen Öl gebacken schmecken sie am besten… Die Pommes sind aus unseren Kindermündern nicht mehr wegzudenken, das ist mir gestern augenscheinlich bewusst geworden. Ich hatte im Verkehrshaus Luzern zu tun (es galt eine Sonderschau von Terre des hommes zu eröffnen) und konnte dabei in den Restaurationsbetrieben und auch bei der ambulanten Verpflegung beobachten, dass vier von fünf Kindern genüsslich ihre Pommes-Stäbchen ins Ketchup tunkten, um sie dann im Mund verschwinden zu lassen. Ob gesund oder nicht – Frittiertes ist in.
Da freut uns eine Nachricht von der Front der Produzenten: Eine Studie, die von einem der grössten Pommes-Hersteller in Auftrag gegeben wurde, hat gezeigt, dass die Form der Kartoffel-Stückchen offenbar eine wichtige Rolle spielt. Als Alternative zu den geraden Stäbchen (Sticks) empfiehlt sie frittierte Kartoffeln in Ring-Form. Kartoffelringe hätten die positive Eigenschaft, dass sie beim Vorgang des Frittierens 22 Prozent weniger Öl aufnehmen als die Stäbchen und dass sie 26 Prozent weniger Salz benötigen, um dennoch von besserem Geschmack zu sein und ebenso gut auszusehen. Darüber hinaus sei bei den Ringen auch der Gehalt an gefährlichem Acrylamid deutlich niedriger als bei der gestreckten Version.
Allerdings setze die Produktion von runden Kartoffel-Ringen neue Massstäbe für die Herstellung voraus: Neue Maschinen und vor allem eine strengere Selektion des Rohstoffes, denn nur Kartoffeln mit einem ganz bestimmtenDurchmessen würden sich für die Herstellung der Ringe eignen. Alle andern Knollen müssten weiterhin den Weg der länglichen Pommes gehen… oder für Kartoffelstock kandidieren.
Leider ist es mir nicht gelungen, ein Bild der neuen Speise zu finden. An die Zwiebel-Ringe (Onion Rings) haben wir uns ja schon gewöhnt, aber die sind in eine Schicht von fetttriefendem Bierteig eingebacken, da ist nichts mit einer gesünderen Alternative. Und auch die Calamares-Ringe haben auf der Liste der fettreduzierten Speisen nichts verloren. Also bleibt uns nur abzuwarten, ob und wann das neue Produkt seinen Weg auf unsere Tische findet.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:39 |
Wenn man ins Alter kommt und die Enkelchen sich sachte ankünden, dann liest man mit grösserem Interesse alles, was das Wohlbefinden der künftigen Kleinen betrifft. Dass die Weichen für Übergewicht bereits vor der Geburt gestellt werden können und dass die ersten Wochen ernährungsmässig für den Säugling und sein weiteres Leben eine grosse Rolle spielen, das ist inzwischen unbestritten.
Nun zeigt eine aktuelle Studie an 1’250 Neugeborenen, dass das Trinkverhalten eindeutig bestimmt wird durch die Tatsache, ob ein Kind gestillt wird oder mit der Flasche ernährt. Beim Stillen regelt sich der Nahrungsbredarf und damit die Dauer des Trinkens auf direkte Weise zwischen Kind und Mutterbrust, durch diskrete Signale, die das Kind realisiert. Es hört von sich aus mit Trinken auf, wenn es satt ist, wird ruhig, schläft ein. Nicht so das Schoppen-Kind (unabhängig vom Inhalt der Flasche): Hier bestimmt weitgehend der Mensch, der die Flasche gibt, die Dauer und damit die Menge des Trinkens. In der Regel bis die Flasche leer ist. Man will ja nur das Beste für das Kleine, es soll nicht Hunger leiden, so ermutigt man es, setzt erneut an, wenn es nicht mehr saugen will, wenn es den Kopf wegdreht, fährt man mit der Flasche nach, bis sie leer ist…
So sind denn später Flaschenkinder signifikant häufiger auch jene Kinder, die ihre Tasse leer trinken, den Teller leer essen, nicht auf die eigenen Sättigungssignale achten (können) und so schon früh ein Übermass an Nahrung und Kalorien zu sich nehmen, so dass bei ihnen auch häufiger kindliches Übergewicht oder gar Adipositas festgestellt werden muss.
Offenbar ist die Natur die bessere Mutter. Es sei denn, die Schoppen-GeberInnen würden gezielt geschult, auf die Botschaften der Winzlinge zu achten.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:44 |
In zehn Tagen ist es so weit, da steigt zum ersten Mal der Europäische Adipositas-Tag: am 22. Mai 2010.
An diesem Tag geht es darum, europaweit den von Adipositas und Übergewicht Betroffenen „eine Stimme zu geben“. Man kann sich informeiren, kann eine Petition an die europäischen Staatenlenker unterzeichnen und so seine Solidarität ausdrücken. Ich bin gespannt auf das Echo, das diese Aktion auslösen wird.
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