2/6  Ein zweites Leben

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:19

Die Frage wurde in einem Ernährungs-Blog aufgeworfen: Könnte es beim Abnehmen etwas bringen, wenn man die neuen Social-Communications-Mittel zu einer Art von fremdbestimmter Selbstkontrolle einsetzen würde?

Anders gesagt: Wenn jemand über sein tägliches Essverhalten auf facebook oder twitter oder sonst einer Plattform laufend berichten müsste (würde), könnte dies dann auf ihn insofern einwirken, dass er sich schämen würde, zugeben zu müssen, dass er „schwach“ geworden ist, sein Ernährungsprogramm nicht eingehalten hat, wieder zugenommen hat?

Wäre der öffentliche Druck durch das persönliche „Profil“ stark genug, diese Person davor zu bewahren, gegen die eigenen Ziele und Regeln zu verstossen? – Die Frage wird im genannten Blog sehr kontrovers, eher ablehnend diskutiert. In einer Abstimmung überwiegt die Skepsis, die Mehrheit meint, so etwas könnte höchstens kurzfristig wirken und würde dann auf Dauer unterlaufen, nur jeder Fünfte gibt der Idee eine Chance.

eBalance-User können das aus eigener Erfahrung beurteilen. Die Selbstkontrolle durch Protokollführung und gelegentliche Berichte im Forum oder im Blog kann durchaus wirken, unter günstigen Voraussetzungen. Aber das System macvht es auch einfach, die Wirklichkeit zu frisieren, „Sünden“ zu beschönigen oder ganz zu cachieren… wer will oder kann das kontrollieren? Es besteht die reale Gefahr, dass man in eine parallele Selbstwahrnehmung abdriftet und sich viel besser darstellt, als man wirklich ist. Die virtuelle Welt erlaubt den Persönlichkeitswandel und entzieht ihn der Überprüfbarkeit. Ebensogut könnte man – wie einer der Diskussionsteilnehmer schreibt – so richtig erfolgreich auf Second Life abnehmen… rein viortuell, avatarmässig, und dabei im Diesseits doch dick bleiben.