30/6  Gen-Fisch ok?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:40

Wann immer die Rede auf gentechnisch veränderte Lebensmittel kommt, macht sich Verunsicherung breit. Die KonsumentInnen sind ablehnend, abweisend eingestellt. Würde Gentech-Food auffällig deklariert, bliebe es vermutlich in den Regalen liegen. Und doch lässt es sich kaum vermeiden, dass gentechnisch manipulierte Elemente betimmter Pflanzen bereits – wenn auch nur in Spuren – in vielen Lebensmitteln vorhanden sind, sei es auf dem Umweg über Vieh-Kraftfutter oder durch Kontamination beim Transport oder bei der Verarbeitung.

Erstmals steht nun in Amerika ein genetisch verändertes Fleisch-Erzeugnis kurz davor, auf dem Markt zugelassen zu werden. Es geht um Lachs, der in der Zucht dank einer genetischen Anpassung doppelt so schnell wächst und doppelt so gross wird wie in der freien Natur. Verschiedene Prüfungen der Zulassungsbehörde wurden bereits erfolgreich bestanden, noch sind zwei letzte Hürden zu nehmen, aber in kurzer Zeit dürfte das Zuchtfleisch in USA auf den Markt kommen. Wie lange es dauern wird, bis es – und auf welchen Umwegen – auch in hiesigen Kochtöpfen landet, ist eine andere Frage. Vielleicht zuerst als Tierfutter bei unseren mehrbeinigen Freunden.

Wie kommt es, dass wir genetischen Veränderungen gegenüber derart misstrausich sind? In einer Online-Umfrage haben zwei Drittel der Antwortenden angegeben, sie würden keinen solchen Fisch essen, nur ein Drittel meldete Unbedenklichkeit an. – Dabei wäre dieses Zucht-Konzept, nüchtern betrachtet, durchaus segensreich: die Verdoppelung der produzierten Fleischmenge käme der Ernährungslage in der Welt zugute und würde die Überfischung der Meere lindern, die verkürzte Dauer für die Aufzucht würde den Verbrauch an entsprechenden Ressourcen einschränken. Und wenn die gründliche Analyse aller Aspekte punkto Lebensmittelsicherheit nicht zu negativen Erkenntnsisen führt – was soll dann die Furcht? – Sie ist nicht rational begründbar. Es ist die Scheu vor dem Unbekannten, vor einem noch nicht erfassten, noch nicht erfassbaren Gefährdungspotenzial. So wie die ersten Experimente mit radioaktiven Stoffen aus lauter Unkenntnis in völliger Unbefangenheit erfolgt sind… und schliesslich zum vorzeitigen Strahlentod der Forscher geführt haben.

Wenn viele von uns schon zögern, ein Straussenfilet oder ein Känguru-Entrecôte zu bestellen, darf es nicht verwundern, dass der genetisch hochgezüchtete Kunst-Lachs noch nicht auf Gegenliebe stösst.