27/7  Dick am TV

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:41

Schwergewichte auf dem Bildschirm: Unter dem Titel Alarm auf der Waage läuft eine TV-Serie, deren Sinn sich mir bisher noch nicht erschlossen hat. Ich sehe sie auch bloss gelegentlich beim Zappen. Diesmal war eine Gruppe von schwer Adipösen auf Ferienreise in Ägypten. Man sah sie beim Shoppen auf dem Basar, beim Karaoke-Singen, beim Coiffeur, reitend auf Kamelen und bei der Wassergymnastik… massig aus der Kleidung quellende Leiber, die Mühe hatten, sich aus den Autos und kleine Treppen hoch zu stemmen… Im Untertitel der Sendung war die Rede von den „dicksten Touristen der Welt“ oder so, und das Ganze war so augenfällig ausgerichtet auf plumpen Voyeurismus: Da, seht her, die fetten Freaks, Hartz-IV-Empfänger, im Luxushotel, und immer wieder beim Essen gefilmt… – Zum Verständnis der Probleme, mit denen stark Übergewichtige in ihrem Alltag konfrontiert sind, tragen solche Beiträge nun rein gar nichts bei.

Von anderem Kaliber war ein Bericht im Infomagazin AKTE 20.10 auf Sat.1: Da ging es um die 28jährige Jennifer B., 221 Kilo schwer. Jahrelang hatte sie mit ihrer Krankenkasse um einen chirurgischen Eingriff gekämpft, erst als der TV-Sender sich einschaltete, wurde die OP finanziert. Die Bilder aus ihrem schweren Alltag waren eindrücklich. Sprechend eine Szene, in welcher ein Leistungssportler zeigte, welche Mühe es ihm bereitet, die 140 Kilo „Zusatzgewicht“ – die Jennifer tagtäglich mit sich herumschleppt – in Form einer Hantel auf seinen Schultern auch nur eine kurze Zeit zu tragen.

Nach einer Schlauchmagen-Operation hat die junge Frau in kurzer Zeit über 50 Kilo abgenommen. Sie bewegt sich leichter und lieber, hat ein neues Leben und eine neue Identität gefunden, auch wenn sie noch nicht am Ziel ihrer Träume angekommen ist: Ihre Situation wird langsam normal und die Erleichterung, die sie verspürt, ist deutlich nachvollziehbar. Hier erfüllt das Medium Fernsehen einen echten Informationsauftrag und bietet Lebenshilfe.