31/7  Erster August

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:15

Die Frage ist ja, ob man am Vorabend des Nationalfeiertags erfüllt sein sollte von vaterländischen Gefühlen. Früher, als wir klein waren, gehörte es dazu, dass man sich auf den Abend am Höhenfeuer freute. Man hatte sich eingedeckt mit Knallkörpern (die heute für Kids verboten sind) und verspürte eine unbändige Lust am Experimentieren. Dass da vorher noch jemand auf einem Podest stand und eine Rede hielt, war so ziemlich egal. Wichtiger waren das Glas Sirup und die Bratwurst gewesen, sofern es eine gab.

Zwei-drei Mal war ich später selber gebeten worden, eine Ansprache zu halten und ich hatte mich dabei immer gefragt, wen das wohl interessieren möchte… Jetzt bin ich diesbezüglich keiner Gefahr mehr ausgesetzt und mein patriotisches Engagement könnte sich darauf beschränken, am Ferienhaus die Schweizerfahne zu montieren, oben beim kleinen Fenster unter dem Giebel, so dass man sie von Weitem sieht, als Zeichen für alle Barfusswanderer, dass hier ein aufrechter Bürger wohnt…

Feuerwerk habe ich schon lange keins mehr gekauft. Wenn Besuch kommt, freuen sich die Jungen, sofern sie etwas dabei haben, das sich abbrennen lässt. – Der Patriotismus findet in den Gazetten statt, in Leitartikeln und Kommentaren. Das ist wahscheinlich gut so. Denn der Stolz, in unserem Land im Wohlstand und in Freiheit leben zu dürfen, sollte sich nicht auf einen offiziellen Tag beschränken.