6/8  Braucht es Dicken-Parkplätze?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:44

Eine simple Frage erhitzte unlängst in einem amerikanischen Blog die Gemüter: Ist es richtig oder falsch, dass bei US-Einkaufszentren (z.B. Wal-Mart) oder in Vergnügungs-Parks stark adipöse Kunden die Behinderten-Parkplätze und auch die Elektro-Rollis benützen dürfen, mit einem offiziell ausgestellten Behinderten-Ausweis?

In 150 zum Teil geharnischten Kommentaren wurden kübelweise Wut und Hass über die fetten Zeitgenossen ausgegossen, denen man vorwarf, zuerst haltlos und egoistisch sich mit dickmachendem Essen vollzustopfen, um dann auf Kosten von ehrlichen Kriegsversehrten und anderen redlichen Invaliden deren Parkplätze zu okkupieren. Dabei hätten es doch gerade die Dicken nötig, sich mehr zu bewegen. Denen müsste man doch eigentlich überhaupt verbieten, mit dem Auto zum Einkaufen zu fahren. Die sollten zuerst abspecken, ehe sie der Allgemeinheit zur Last fallen!

Versuche, mit rationalen Argumenten einen anderen, differenzierteren Standpunkt zu vertreten, werden mit Häme niedergeschrieben: Die Dicken hätten es alleine und selber in der Hand, ihr vermeintliches Schicksal abzuwenden, wenn sie denn nur wirklich wollten. Alles andere seien billige Ausreden.

Die Lektüre der langen Liste der Kommentare macht traurig und nachdenklich zugleich. Ich selber habe mich auch schon gefragt, wieviel Unverfrorenheit es eigentlich braucht, um ohne entsprechende Vignette am Auto auf einem Behinderten-Platz zu parkieren. Die Kriterien für eine Autorisierung sind mir hierzulande nicht bekannt. Ich denke, es hat zu tun mit einem IV-Bezug und einer amtlich anerkannten Gehbehinderung, zumindest für RollstuhlfahrerInnen (das signalisiert ja auch das Logo, das am Boden aufgemalt ist).

Die Frage bleibt, ob starkes Übergewicht, das jede Fortbewegung zu einer schmerzhaften Tortur macht, einer Behinderung gleichzusetzen sei. – In einem US-Diskussionsforum wurde zu dieser Fragestellung eine elektronische Abstimmung eingerichtet. Die Umfrage, an der auch Übergewichtige teilnahmen, zeigte ein klares Resultat: 85 Prozent lehnten eine solche Lösung ab, nur 15 Prozent hatten ihr zugestimmt. Es ist nach wie vor so, dass Adipositas noch nicht den Krankheitswert hat, der ihr zustehen müsste.