11/8  Über den Wolken

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:22

Kürzlich habe ich gelesen, dass die Lufthansa ihre Sitze nach Durchschnitts-Normen fertigen lasse, wie sie auf 90 Prozent der Bevölkerung zutreffen: für Männer, die zwischen 162 und 184 cm gross sind, und Frauen mit einer Grösse zwischen 151 und 172. Die elektrisch verstellbaren Sitze in der ersten und der Business-Klasse sind für eine Grösse von 1,95 und ein Gewicht von 130 Kilo ausgelegt. Dicke Menschen haben es also immer noch eng beim Fliegen.

Nun wird es nach einem Reuters-Bericht aber auch eng für das Personal. die türkische Fluggesellschaft hat 28 übergewichtige Flight-Attendants vor die Alternative gestellt, in einem halben Jahr abzunehmen oder umplatziert bzw. entlassen zu werden. Den Angestellten, davon 13 Frauen, wurde ein unbezahlter Urlaub verordnet, bis sie abgenommen haben. Sie seien alle schon früher verwarnt worden, wie ein Sprecher sagte.

Wer als regelmässiger Flugpassagier realisiert, wie eng der Durchgang zwischen den Sitzreihen in den meisten Flugzeugen geworden ist und wie wenig Platz es in den winzigen Kombüsen gibt, der versteht das Anliegen der Betreiber, dass sich das Personal auf seinen Gängen über den Wolken wenigstens reibungsfrei kreuzen kann. Aber ein schales Gefühl der Diskriminierung bleibt dennoch zurück.




10/8  Eine Bieridee

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:07

Freund Rolf, der dem goldenen Gerstensaft herzlich zugetan ist und der gelegentlich darunter leidet, dass ihm sein Arzt – der auch meiner ist – bloss ein einziges Glas pro Tag bewilligt hat, könnte nun eigentlich aufatmen und davon ausgehen, dass die Welt wieder in Ordnung ist.

Um den Bierkonsum anzukurbeln läuft in England derzeit eine grosse Werbekampagne unter dem Motto The Campaign For Real Ale (Camra). Dabei wird u.a. argumentiert, wissenschaftliche Studien hätten bewiesen, dass Bier – entgegen landläufigen Vorurteilen – bei weitem nicht das Getränk sei, das dick mache, denn es enthalte ja weniger Alkohol als andere alkoholische Getränke. Es sei daher zum Beispiel sinnvoll, von Wein auf Bier umzusteigen, da letzteres einen geringeren Alkohol-Gehalt habe, ergo auch weniger Kalorien. Kurz: Bier sei gut zum Abnehmen.

Eine dieser Aussagen stimmt zwar: Der Energie-Brennwert steckt vor allem im Alkohol und davon hat es im Bier weniger als im Wein oder im Schnaps. – ABER: Dafür wird vom Bier in aller Regel eine weit grössere Menge geschlürft und geschluckt als unter normalen Umständen vom Wein. Wie gross wäre doch der Trinkerfrust, wenn man künftig dazu angehalten würde, vom Bier nur noch die gleiche Menge zu sich zu nehmen wie bisher vom Wein!? Da wäre es für immer aus mit der Durstlöscherei und der zischenden Erfrischung, dem runden Gurgeln durch die Kehlen und dem befreienden Rülpser danach…

Nein, Friends, bei aller Wertschätzung der britischen Biere, das ist – kalorienmässig – sogar eine richtige Schnapsidee!




9/8  Popeye als Vorbild

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:59

Das habe ich nicht gewusst: Als die Comic-Figur Popeye der Seemann 1933 erstmals auf der Filmleinwand auftauchte, schlug bei den Kids die Spinat-Bombe ein. Der Konsum des bis dato verhassten Grünzeugs soll so sprunghaft angestiegen sein, dass man dem schlagfesten Matrosen in Crystal City, Texas, wo das Gemüse gezogen wurde, ein Denkmal errichtete. Seither gilt er allgemein als Erretter der US-Spinat-Industrie in den 30er-Jahren.

Nun hat man ihn und seine propagandistische Wirkung wieder reaktiviert. In einem Versuch mit 26 Kindern im Alter zwischen 4 und 5 Jahren hat man in Bangkok festgestellt, dass diese nach dem Betrachten von Popeye-Filmen und nach der Beschäftigung mit einschlägigen Spielen, dank denen allerlei Wissenswertes über Gemüse und Obst vermittelt wurde, deutlich mehr vegetarische Kost zu sich nahmen als vorher.

Einige der Kinder hatten vor dem Versuch nie oder höchstens einmal pro Woche Früchte oder Gemüse verzehrt. Dabei stellte sich heraus (wen wunderts), dass neben dem Comic-Held Popeye ganz allgemein die Vorbildfunktion von Erwachsenen oder von Idol-Figuren eine entscheidende Rolle für das Essverhalten der Kinder spielt.

Der besorgte Hausmann (dessen eigene Kinder schon längst erwachsen sind) fragt sich nun allerdings, ob sich die Vorbild-Rolle des Trickfilm-Matrosen nur auf das hemmungslose Verschlingen von Büchsenspinat bezieht (den das Kerlchen ja mit brachialer Gewalt aus den ungeöffneten Dosen quetscht und sich ohne zu kauen einverleibt), oder ob allenfalls auch die hammermässige Schlagkraft seiner spinatgestählten Muskelpakete (Asterix und der gallische Zaubertrank lassen grüssen), etwas mit der zunehmenden Gewaltbereitschaft der heranwachsenden Jugend zu tun haben könnte… Aber nein, sagen die Experten, im Gegenteil, die bildlich erlebten Gewalttätigkeiten führen nicht zu Nachahmung, sondern bewirken Katharsis und emotionalen Spannungsabbau, wie die Itchy und Scratchy-Filme bei den Simpsons, die sogar von der sanftmütigen Lisa geliebt werden!




8/8  Die Autorin liest

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:26

Heute will ich diesen Platz wieder einmal in eigener Sache, also für die Schweizerische Adipositas-Stiftung SAPS nutzen. Es geht um eine Voranzeige. Eine Autorinnen-Lesung, zu der wir anlässlich einer Benefiz-Veranstaltung einladen.

Das Datum ist der 11. September 2010, ein Samstagnachmittag. Das Buch, aus dem seine Autorin vorliest, heisst Wenn jede Diät versagt – wie ich 70 Kilo abgenommen habe. Aratemis Gounaki, bekannt als Vocal Coach und Jurymitglied der SF-Sendung MusicStar, hat dank einer Magenband-Operation ihr Gewicht halbiert. In ihrem sehr persönlichen Bericht beschreibt sie zunächst ihren Kampf mit dem zunehmenden Körpergewicht, dann die Entschlussfassung, sich einer Operation zu unterziehen und die sorgfältige Vorbereitung darauf.

Der zweite Teil handelt vom Leben nach der Operation, vom täglichen Kleinkrieg um die richtige Ernährung, ausreichende körperliche Aktivität und die stetigen Versuchungen, dem inneren Schweinehund nachzugeben. Der Erfolg innerhalb von drei Jahren ist bewundernswert. Mit eiserner Disziplin hat Artemis ihre selbst gesetzten Ziele erreicht, nicht zuletzt auch dank der Unterstützung, die sie in ihrem privatren Umfeld gefunden hat.

Am 11. September liest sie nicht nur aus ihrem Buch vor, sie stellt sich auch den Fragen aus dem Publikum. Im Rahmenprogramm zu Lesung werden Informationen ausgetauscht und verschiedene attraktive Beratungsangebote gemacht. Ich würde mich freuen, die eine oder den anderen aus dem Kreise der eBalance-ler begrüssen zu können!




7/8  Was ein Kilo kostet

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:59

Die Gesundheit muss einem etwas Wert sein. Denn sie ist ein teures Gut. In früheren Jahren war ich auch schon mal in Abnehm-Kliniken und liess mir meine Kilos mit aufwändigen Kuren, Trainings und speziellen Diäten wegpflegen. Die Bilanz bei Abschluss der Prozedur, aufgerechnet nach verlorenem Gewicht und ausgegebenem Geld, ergab mit schöner Regelmässigkeit und unabhängig vom Ort des Geschehens jeweils die ansehnliche Gleichung: 1 Kilo = CHF 1’000!

Billiger wird es, wenn man seinem extremen Übergewicht mit dem Skalpell zu Leibe rückt. Da kann man zum Preis von 20’000 Franken gut und gerne 50 Kilo schaffen, wenn es gut geht. Es gibt teurere und es gibt günstigere Prpogramme zur Gewichtsreduktion. Interessant ist, dass das bezahlte Geld für manche Patienten eine Art Garantie dafür ist, dass die das Programm bis am Schluss zu Ende führen – weil sie ja schon bezahlt haben. – Übernimmt die Krankenkasse die Kosten, kann es geschehen, dass das persönliche Engagement nachlässt. Am günstigsten wäre ein vernünftig angepasster und ausgewogener Lebensstil mit ausreichend Bewegung…

Eine Studie, die von einer Kasse in England durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass Frauen ein bestimmtes Abnehm-Programm (mit einer besonderen Ernährungsumstellung und mehr Bewegung) im Mittel gerade 19 Tage durchhalten. Dann brechen sie es wieder ab und fallen in den alten Trott zurück. Natürlich gibt es Ausnahmen, die länger dran bleibden. Auch beim eBalance-Programm, das eines der preiswertesten überhaupt ist, gibt es AussteigerInnen, das ist normal, denn ein Konzept, an das man sich längere Zeit halten kann, das man erfolgreich in seinen Alltag integriert, muss mit den individuellen Bedürfnissen und Gewohnheiten „übereinstimmen“.

Im Rahmen der gleichen Studie wurde berechnet, dass die Durchschnitts-Engländerin im Laufe ihres Lebens für Schlankheits-Bemühungen iunsgesamt 40’000 britische Pfund ausgibt, as sind sage und schreiben 66’000 Schweizer Franken. Zum traditionellen Wechselkurs von einem Tausender pro Kilo kann man für all dies Geld recht happig ab- und wieder zunehmen!




6/8  Braucht es Dicken-Parkplätze?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:44

Eine simple Frage erhitzte unlängst in einem amerikanischen Blog die Gemüter: Ist es richtig oder falsch, dass bei US-Einkaufszentren (z.B. Wal-Mart) oder in Vergnügungs-Parks stark adipöse Kunden die Behinderten-Parkplätze und auch die Elektro-Rollis benützen dürfen, mit einem offiziell ausgestellten Behinderten-Ausweis?

In 150 zum Teil geharnischten Kommentaren wurden kübelweise Wut und Hass über die fetten Zeitgenossen ausgegossen, denen man vorwarf, zuerst haltlos und egoistisch sich mit dickmachendem Essen vollzustopfen, um dann auf Kosten von ehrlichen Kriegsversehrten und anderen redlichen Invaliden deren Parkplätze zu okkupieren. Dabei hätten es doch gerade die Dicken nötig, sich mehr zu bewegen. Denen müsste man doch eigentlich überhaupt verbieten, mit dem Auto zum Einkaufen zu fahren. Die sollten zuerst abspecken, ehe sie der Allgemeinheit zur Last fallen!

Versuche, mit rationalen Argumenten einen anderen, differenzierteren Standpunkt zu vertreten, werden mit Häme niedergeschrieben: Die Dicken hätten es alleine und selber in der Hand, ihr vermeintliches Schicksal abzuwenden, wenn sie denn nur wirklich wollten. Alles andere seien billige Ausreden.

Die Lektüre der langen Liste der Kommentare macht traurig und nachdenklich zugleich. Ich selber habe mich auch schon gefragt, wieviel Unverfrorenheit es eigentlich braucht, um ohne entsprechende Vignette am Auto auf einem Behinderten-Platz zu parkieren. Die Kriterien für eine Autorisierung sind mir hierzulande nicht bekannt. Ich denke, es hat zu tun mit einem IV-Bezug und einer amtlich anerkannten Gehbehinderung, zumindest für RollstuhlfahrerInnen (das signalisiert ja auch das Logo, das am Boden aufgemalt ist).

Die Frage bleibt, ob starkes Übergewicht, das jede Fortbewegung zu einer schmerzhaften Tortur macht, einer Behinderung gleichzusetzen sei. – In einem US-Diskussionsforum wurde zu dieser Fragestellung eine elektronische Abstimmung eingerichtet. Die Umfrage, an der auch Übergewichtige teilnahmen, zeigte ein klares Resultat: 85 Prozent lehnten eine solche Lösung ab, nur 15 Prozent hatten ihr zugestimmt. Es ist nach wie vor so, dass Adipositas noch nicht den Krankheitswert hat, der ihr zustehen müsste.




5/8  Fettgeschichten

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:15

Der beleibte Schauspieler Rainer Hunold sinniert im ersten Kapitel seines Buches ich bin nun mal dick – ein Wohlfühlbuch unter anderem über die Begriffe dick und dünn nach und kommt zum (zunächst verblüffenden) Schluss, dass im allgemeinen Sprachgebrauch mit Worten wie „dick“ und „fett“ in der Regel durchaus positive, lustvolle und wichtige Inhalte verbunden werden, während die Ausdrücke „dünn“, „schmal“, „mager“ eindeutig emotional negativ besetzt sind.

Eine zusätzliche, neue Dimension kommt nun ins Gespräch, nachdem ein Forscherteam in Colorado „neue“ Fett-Zellen entdeckt hat. Dabei geht es um besondere Zellen, die aus Stammzellen des Knochenmarks kommen und sich über die Blutbahnen im Körper verteilen können. Diese Zellen sammeln weitere Fett-Anlagerungen um sich und entwicklen sich zu den Adipositas-Polstern. Sie haben überdies die Eigenschaft, dass sie für die Gesundheit schädliche, entzündliche Prozesse auslösen können.

Da diese Zellen sich in weiblichen und männlichen Körpern unterschiedlich entwickeln, liegt darin möglicherweise eine der Begründungen, weshalb verschiedene Ausprägungen des Körperfettes für einzelne Krankheiten von unterschiedlicher Bedeutung sind. Es spielt also weniger eine Rolle, „wo“ sich das Fett ablagert, als um welche „Art“ von Fett es sich handelt. Dies wiederum würde erklären, weshalb es adipöse Menschen gibt, die zwar während Jahren stark übergewichtig sind, und dennoch nicht automatisch alle möglichen Komorbiditäten entwickeln.

Diese neuen Erkenntnisse könnten – so hoffen die Wissenschafter – dazu beitragen, frühzeitig die verschiedenen gesundheitlichen Risiken von Fettleibigkeit zu realisieren und sie gezielt zu bekämpfen – sofern nötig. Dies könnte auch dazu beitragen, dass Betroffene mit einzelnen Ausprägungen von Übergewicht etwas entspannter und gelassener umgehen würden… was unter anderem auch das Anliegen des Buches von Dr. Sommerfeld alias Rainer Hunold ist.




4/8  Diskriminell!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:23

Dass einem Menschen aus einem – zu grossen – Körpergewicht keine Nachteile erwachsen sollen/dürfen, darüber sind sich die meisten einig. In der Praxis sieht es indessen oft ganz anders aus. Die Diskriminierung übergewichtiger Personen in Ausbildung, Beruf, Alltag und sogar im Gesundheitswesen ist leider nach wie vor eine Realität, die sich nicht leugnen lässt.

Nun gibt es in Deutschland seit einiger Zeit eine Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung (GgG). Sie ist der Amerikanischen NAAFA (National Association to Advance Fat Acceptance) nachempfunden und setzt sich durch Lobbying und politische Aktivitäten gegen jede Diskriminierung von übermässigem Körpergewicht zur Wehr. Das ist verdienstvoll und lobenswert, zumal die Initiative auf Ehrenamtlichkeit beruht und dadurch weitgehend unabhängig ist.

Bei der Durchsicht der „häufig gestellten Fragen“ (FAQ) ist mir aufgefallen, dass neben sehr vielen wissenswerten Sachinformationen auch mit einer gewissen Militanz der Standpunkt vertreten wird, jedes Bemühen, übergewichtige Menschen beim Abnehmen zu unterstützen, trage letztlich zu deren Diskriminierung bei und richte mehr gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Schaden an als das Übergewicht an sich. Simpel vereinfacht: Lasst die Dicken dick sein!

Was mir an dieser Botschaft gefällt ist die eindeutige Absage an jede Form von Schlankheitswahn und der Appell, man solle auch seinen allenfalls etwas molligen Körper zu akzeptieren und zu lieben lernen. Es ist richtig, dass falsch verstandene Schönheitsideale viele junge Menschen in einen Teufelskreis von Fastenkuren und Jojo-Effekt treiben. Aber auf der andern Seite bleibt der Aspekt der individuellen Befindlichkeit. Schon in den 80er-Jahren gab es die Bewegung „Wir sind rund – na und?“, der ich mich als jüngerer Mensch mit einiger Begeisterung angeschlossen hatte. Nie hätte ich mein exzessives Gewicht als „Krankheit“ anerkannt. Erst zwanzig Jahre später, als sich die Gelenkschmerzen einstellten, als der Atem immer schwerer ging, als das Treppensteigen zur Qual wurde… da hat mich mein Körper unmissverständlich eines anderen (ich sage nicht „besseren“) belehrt. Und ich wäre froh gewesen, schon früher mein Gewicht etwas weniger auf die leichte Schulter genommen zu haben.

Das ist der heikle Aspekt einer solchen Bewegung, die das Gute meint, aber fatalerweise auch Schlechtes bewirkt, nicht zuletzt dadurch, dass sie gratis Munition liefert für jene, welche die gesundheitlichen Präventions-Bemühungen aus politischen Gründen abschiessen möchten.




3/8  Keine Satire

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:32

Es gibt immer noch zu viele Menschen, die dem Phänomen Übergewicht mit völliger Ahnungslosigkeit und erfüllt von bittersten Vorurteilen gegenüberstehen. Davon zeugt auch eine Zuschrift, die unlängst in unseren Briefkasten geflattert ist. Ein Mann, der als Leiter von Jugend-Sport-Lagern tätig ist, bekundet darin seine persönliche Mühe im Umgang mit dicken Kindern. Er ist überzeugt, dass kindliches Übergewicht allein die Folge von falscher Erziehung und fehlender Strenge im Elternhaus ist. Er rühmt sich unter anderem, dass er einem massiv übergewichtigen Kind die Teilnahme an einem Sport-Lager verweigert hat und formuliert eine Reihe vom – offenbar ernst gemeinten – Vorschlägen, wie kindlichem Übergewicht zu begegnen sei:

  • In Kindergärten/Schulen müssen überall Bilder von dicken Kindern mit dem Titel DICK = HÄSSLICH! aufgehängt werden
  • Kinder, die beim Schuleintritt übergewichtig sind, sollen von den Behörden eine Behandlung zur Gewichtsreduktion aufgezwungen bekommen, zu bezahlen durch die Eltern, nicht durch die Krankenkasse. Wer sich weigert, fliegt von der Schule.
  • Übergewichtige Kinder müssen in ihrer Freizeit an sogenannten „Moppelturnstunden“ teilnehmen. Zu bezahlen sind die Leiter ebenfalls von den Eltern. Wer sich weigert, fliegt von der Schule.
  • Das Schulgeld soll um ca. 25% erhöht werden, so kann eine vernünftige Verpflegung abgegeben werden. Wer selber von zu Hause etwas mitbringt, dessen Eltern bezahlen CHF 100 beim ersten Mal, 200 beim zweiten Mal, bis 500 beim 5. Mal… Beim 6. Mal fliegt das Kind von der Schule.
  • Ohne Eltern können Kinder an Kiosken und in Läden keine Süssigkeiten/Limos mehr laufen. Erhält das Kind im Laden trotzdem etwas, wird die Kassiererin gebüsst, von CHF 5000 an aufwärts.

So weit der vorgeschlagene Massnahmen-Katalog, der zum Teil erinnert an das Programm, das von der diktatorischen Regierung in Singapur vor einiger Zeit umgesetzt wurde.

Was sollen wir von solchem Denken halten?




2/8  Essen und Bewegen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:05

Man könnte sich ein Vorbild nehmen. Für ihre Rolle als CIA-Agentin Evelyn Salt musste Superstar Angelina Jolie ihren Body in Topform bringen. Zu diesem Zweck verschrieb sie sich einem harten Training (fünfmal 2 Stunden pro Woche) und einer rigorosen Ernährung, die zu 70 Prozent aus Kohlenhydraten und zu 30 Prozent aus Eiweiss bestand (offenbar gab es dabei Null Prozent Fett!?), verteilt auf fünf kleine Mahlzeiten pro Tag. Nach Beginn der Dreharbeiten wurden die Kohlenhydrate auf 60 Prozent gesenkt und es gab 40 Prozent Eiweiss… und trainiert wurde nur noch über Mittag, denn Bewegung gab es am Set bei den Stunts in ausreichendem Masse…

Der einfache Mensch in seinem täglichen Trott hat da eine andere Praxis. Das hat das Bundesamt für Gesundheit BAG in einer aktuellen Broschüre publiziert. Sie trägt den etwas holperigen Titel Wie essen und bewegen wir uns? (ich habe grundsätzlich nicht im Sinn, mich selber oder jemand anderen zu essen… aber das ist ein anderer Punkt). Das Büchlein gibt Aufschluss über das Gesundheitswissen, das Ernährungsverhalten, das Bewegungsverhalten, das Körpergewicht und den Gesundheitszustand der Schweizer Bevölkerung und zeigt entsprechende Trends auf. So hat etwa das Ernährungsbewusstsein in den letzten 15 Jahren um drei Prozent zugenommen (von 68 auf 71), nur noch 30 Prozent der Bevölkerung geben zu, dass sie beim Essen „auf nichts achten“. Die Gründe für ein ungesundes Essverhalten sind vielfältig. An erster Stelle steht der hohe Preis gesunder Lebensmittel, dann kommt die Vorliebe für gutes Essen, gefolgt von Alltagsgewohnheiten und fehlender Zeit für den Einkauf.

Nur 30 Prozent der Bevölkerung geben an, die täglichen 5 Portionen Gemüse und Früchte zu konsumieren, 7 Pr0zent schaffen winiger als 2 Portionen und zwei Dritttel bringen es immerhin auf 2-4 tägliche Portionen! 22 Prozent der 15-49-jährigen Bevölkerung geben an, unter Essstörungen zu leiden („enorm viel, ohne aufhören zu können“). Die Anzahl der körperlich Aktiven, die dreimal und mehr pro Woche ins Schwitzen kommen, hat in den letzten 15 Jahren um 6 Prozent zugenommen (von 26 auf 32), aber noch immer sind ein Drittel der Bevölkerung völlig inaktiv.

Interessant ist die Verteilung des BMI: Die Anzahl der Adipösen hat in den letzten 15 Jahren um 3 Prozent zugenommen (von 5 auf 8), diejenige der Übergewichtigen hat 4 Prozent zugenommen (von 25 auf 29) und die der Normalgewichtigen hat sich um 7 Prozent von 66 auf 59 verringert. Untergewichtige gibt es noch 3 Prozent (1 Prozent weniger als vor 15 Jahren). Dabei ist zu beachten, dass die Angaben zu Gewicht und Grösse, aus denen sich der BMI berechnen lässt, nicht gemessen wurden, sondern von den Befragten selber angegeben wurden… die effektiven Werte dürften also wohl etwas höher bzw. tiefer liegen.

Diese Bestandesaufnahme dürfte einigen Stoff für weitere Informationen und Planungen bieten, die wohl von nachhaltigerer Wirkung sein wird als das Wissen um die Ernährungs- und Bewegungs-Phänomene der Hollywood-Prominenz.