14/9 Label tot
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:17 |
Böse Zungen sprachen schon im Vorfeld von einer Totgeburt. Es ging darum, zu prüfen, ob auch in der Schweiz – wie in vielen andern Ländern – eine besondere Kennzeichnung eingeführt werden sollte für fertig produzierte Lebensmittel, anhand derer leicht erkennbar wäre, wieviel an „verborgenen“ Inhaltsstoffen und Energiewerten sich darin befindet: Fettgehalt, Zucker, Salz, Kalorien-Dichte…
Eines war schon beim Auftrag zur Studie klar gewesen: Die „Ampel“-Kennzeichnung, wie sie von der Labour-Regierung in England eingeführt worden war, wollte man nicht. Die sei zu wenig differenziert. Vielleicht könnte sie zwar jenen Leuten helfen, die partout abnehmen wollen, aber für eine sachgerechte Information über die tatsächlichen Inhalte sei sie zu wenig aussagekräftig und nciht eindeutig.
So stand am Ende der Evaluation ein international bereits erprobten „Logo“ im Vordergrund: das „Healthy Choice“-Zeichen mit dem Slogan Bewusst Wählen. Es sollte auf freiwilliger Basis jene Lebensmittel kennzeichnen, die innerhalb ihrer Kategorie die „gesündere Wahl“ darstellten. Aber die mit der Studie beauftragte Gesellschaft für Ernährung SGE hatte die Rechnung ohne die Wirtschaftskapitäne gemacht. Diese fürchteten, ihre Produkte könnten bei einer detaillierten Prüfung zu schlecht abschneiden und legten sich in der Vernehmlassung quer. Das Bundesamt für Gesundheit verstand das Signal und zog seinen Vorschlag – ganz im Sinne der Freiwilligkeit – freiwillig zurück.
Zwar soll die Information über die Komponenten und Nährwerte insgesamt verbessert und vereinheitlicht werden, nach europäischen Normen, aber auf eine optische, einfach zu deutende Orientierungshilfe wird verzichtet. – Vorerst, sagen die Optimisten. Denn dieser Verzicht ist logisch. Während die SGE noch an ihrer Studie feilte, nahmen auf den Lebensmittel-Verpackungen die täuschend ähnlichen „OK-Zeichen“ sprunghaft zu, die mit einem empfehlenden Häkchen alles Mögliche zu versprechen vorgaben, von reinen Naturprodukten bis zu fehlenden künstlichen Aromen, von Gluten-Freiheit bis zum Fruchtzucker…
Dass jetzt auf eine Signal-Kennzeichnung verzichtet wird, schliesst ja nicht aus, dass sich zu einem späteren Zeitpunkt immer noch eine solche einführen lässt, wenn die Zeit reif bzw. der Druck gross genug geworden ist. In der Zwischenzeit gilt es Organisationen wie Foodwatch zu unterstützen, die in unserem und im Auftrag der kritischen Konsumenten den Produzenten auf die Finger schauen und auch vor unzimperlichen Massnahmen nicht zurückschrecken. Und vielleicht erscheint am Ende doch die Ampel noch als machbar…