10/10  Berufsverfettung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:41

Als der Landmann noch gemessenen Schritts über die Scholle ging und der Schmied am Amboss den Hammer schwang, da bedeuteten Arbeit und Beruf in reichem Ausmass auch körperliche Ansgtrengung. Heutige Berufsbilder lassen kaum mehr Bewegung zu. Ein Forscherteam in Kanadischen Montréal hat die Daten zum Alltagsverhalten der Bevölkerung, die während der letzten 30 Jahren erfasst wurden, ausgewertet und eine verblüffende Feststellung gemacht.

Zwar ernährten sich die Kanadier im Verlauf dieser drei Jahrzehnte immer gewundheitsbewusster, auch nahm das Ausmass an gezielter sportlicher Betätigung stetig zu – und doch war das Körpergewicht in der gleichen Zeit um 10 Prozent angestiegen. – Wie kam es zu diesem Paradox? Das konnte – so lautete die Erkenntnis – nur daher rühren, dass sich im gleichen Zeitraum die meisten Berufsbilder ebenso klar verändert hatten, zugunsten von mehr Automatisierung, mehr Bürojobs, mehr sitzender Tätigkeit am Bildschirm…

Zwar fehlte es nicht an innovativen Ideen und Vorschlägen, wie etwa dem Büro-Arbeitsplatz mit Laufband, wo man im Stehen seinem Job „nachgehen“ könnte… aber so richtig flächendeckend durchgesetzt haben sich derlei Lösungen ja nie. Auch hört man wenig mehr von den kollektiven Fitnessübungen in fernöstlichen Fabriken oder anderen angeordneten Aktivitäten in dieser Richtung.

Jedenfalls scheint für die kanadischen Forscher erwiesen, dass der Bewegungsmangel im Job einer der Hauptgründe für die nach wie vor grassierende Gewichtszuahme ist. Empfehungen werden allerdings keine abgegeben. Alle 45 Minuten eine kommandierte Lockerungs- und Bewegungsübung – das würde unseren freiheitsdurstigen Deregulierungskämpfern zu deutlich gegen den Strich gehen. Und doch bleiben uns am Ende nur solche Massnahmen, denn der wiederholte Appell an die Eigenverantwortung bringt es offenbar nicht.