11/10  Dökterlis

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:34

Als Knirpse haben wir uns spielend darin geübt, unsere Gespänlein zu untersuchen… Dabei ging es uns weniger um das Auffinden von unbekannten Krankheiten als um die genauere Kenntnis der körperlichen Besonderheiten unserer „Patientinnen“. In der Rolle des „Doktors“ erhielt jeder Eingriff eine quasi wissenschaftliche Legitimation. So waren wir es wenigstens von unseren eigenen Besuchen bei den Halbgöttern in Weiss gewohnt.

Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient hat einen ganz besonderen Einfluss auf den therapeutischen Erfolg ärztlicher Massnahmen. Bestimmend ist dabei eher das Veerhalten des Mediziners als das der Patienten. Entsprechender Anschuungs-Unterricht wird uns fast täglich auf vielen TV-Kanälen zuteil, vom misanthropisch-aggressiven Dr. House bis zu Dr. Frank, dem Arzt, dem die Frauen vertrauen…

Am Beratungstelefon der Schweizerischen Adipositas-Stiftung gibt es nach wie vor häufige Klagen, dass übergewichtige PatientInnen mit ihrem Hausarzt nicht oder nicht gut über Gewichstfragen reden könnten. Er habe kein Verständnis für ihre Nöte und Probleme, kritisiere sie, mache ihnen Schuldgefühle.

Im American Journal of Preventive Medicine ist nun ein Artikel erschienen, in dem genau diese Frage thematisiert wird. 40 Hausärzte wurden während anderthalb Jahren bei über 460 Gesprächen mit übergewichtigen und adipösen PatientInnen beobachtet. Die Gespräche wurden aufgezeichnet und ausgewertet, ohne dass die Ärzte jedoch wussten, worauf geachtet wurde. Drei Monate nach den jweiligen Gesprächen wurde kontrolliert, ob und wie viel die Patienten abgenommen hatten.

Interessant war, dass die Leute bei Ärzten, welche sich anteilnehmend, ermutigend und verständnisvoll auf das Gewichts-Gespräch eingelassen hatten, klar abgenommen hatten, während die Patienten jener Ärzte, die reserviert und kritisch blieben und vor allem Anweisungen gaben, nicht abnahmen oder gar zugenommen hatten. Je verständnisvoller und motivierender der ärztliche Zuspruch war, desto mehr wurde abgenommen.

Als Referenzpersonen spielen Ärzte und Ärztinnen also eine zentrale Rolle. Durch ihr eigenes Verhalten den Patienten und deren Problemen gegenüber bestimmen sie massgeblich die Erfolgschancen. Ein guter Arzt ist die beste Medizin, war mal ein Buchtitel. Beim Abnehmen ist das nicht anders. Nur haben wir das seinerzeit nicht so geübt.