13/10  Hilfesuche

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:47

Die Dame am Telefon war offenbar Mitarbeiterin eines Sozialdienstes auf Gemeindeebene. Sie war am Ende ihres Lateins und hoffte, an unserem Beratungstelefon Hilfe zu finden. Es ging um ein Heim für betreutes Wohnen, in dem sie für jemanden zuständig war, der mit einer geistigen Beeinträchtigung seinen Weg durchs Leben zu finden hatte. Dieser Mensch war stark  übergewichtig, adipös mit BMI über 40, und sollte endlich sein Gewichtsproblem in den Griff bekommen.

Wer sie wohl beraten könnte, wie am besten mit dieser Person umzugehen sei? Einerseits müsste man sie mit konsequenter Hand anleiten und überwachen können… anderseits aber gehörte es gerade zur Stärke dieses Wohnkonzeptes, dass die Bewohner möglichst viel Eigenverantwortung übernehmen konnten. Frühstück und Mittagessen wurden gemeinsam eingenommen, da war eine Steuerung der Essensmenge einigermassen möglich. Am Abend kochten die Leute für sich, da war das Essen über den Einkauf zu beeinflussen; aber was war mit den Zeiten dazwischen?

Wie konnte ein unkontrolliertes Snacken verhindert werden, wenn es sogar „normal“ intelligente Leute nicht schafften, am Bratwurststand vorbei zu gehen, ohne der Versuchung zu erliegen? Und ich weiss, wovon ich rede! – In solchen Momenten wird uns bewusst, wie begrenzt unsere Möglichkeiten sind, Hilfe anzubieten. Ich verwies die Dame an einige Kliniken und Institutionen in ihrer Region, von denen ich annahm bzw, zu wissen glaubte, dass sie über konkrete, praktische Erfahrungen im Umgang mit besonderen Patienten verfügen. Ich hoffe, dass diese Piste für die Ratsuchende zu einem Ziel fühlt, denn es gibt Situationen, in denen die Einsamkeit greifbar wird, wenn man auf sich allein gestellt bleibt.