30/10  Keine Wunder zu erwarten

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:49

Der Aufmarsch war gross, gestern Abend. Über hundert Personen waren gekommen, auf Einladung der Magenband und -Bypass-Selbsthilfegruppe Bern. Drei Fachreferate waren angekündigt. Dr. med. Natascha Potoczna gab eine generelle Einführung zum aktuellen Stand der Adipositas-Kenntnis, Dr. med. Rudolf Steffen, einer der erfahrensten Adipositas-Chirurgen der Schweiz, informierte über die verschiedenen Operationsformen und PD Dr. med. Fritz Horber legte dar, wie stark unsere Umwelt unser Verhalten beeinflussen kann und wie auch nur geringe Abweichungen vom Tagesbedarf im Energiehaushalt auf Dauer dazu führen, dass die entsprechend Veranlagten ihr Leben lang mit der Übergewichtsproblematik zu kämpfen haben.

Betroffen waren die meisten im Saal, entsprechend engagiert waren denn auch die Diskussionen, die nach jedem Referat entbrannten, denn die meisten im Publikum hatten vor kürzerer oder längerer Zeit eine Operation erlebt, gehörten zum Patientenkreis der Referierenden. – Es war eine Informations-Veranstaltung von schonungsloser Offenheit. Ohne Illusion machte Steffen auf die Risiken und die Grenzen eines Eingriffs aufmerksam und auf die unausweichliche Verpflichtung, sich anschliessend konsequent und lebenslänglich an die neuen Vorgaben für die Ernährung zu halten, wenn der erfolgreiche Gewichtsverlust von Dauer sein soll. 

Horber plädierte für eine individuelle und gezielte Beschränkung. Wenn ein täglicher Energier-Überschuss von nur 50 Kalorien im Verlauf von zehn Jahren zu einer Gewichtszunahme von 25 Kilo führt, so lohnt es sich, jeden Tag auf etwas zu verzichten, was diesen 50 Kalorien entspricht… und etwas, das man nicht allzu sehr vermisst. Dazu – und das dürfte nicht allen leicht fallen – sollte man pro Tag mindestens (oder: wenn möglich) eine Stunde lang gehen. Und dies wirklich jeden Tag, um das Gewicht zu halten, ohne Ausnahme.

Eines war am Ende allen klar: wer einmal richtig dick ist, hat kaum Chancen, je wieder auf sein Idealgewicht zu kommen. Wer es schafft, etwas abzunehmen oder sein Gewicht stabil zu halten, kann stolz auf sich sein und tut auch was für seine Gesundheit. Wunder gibt es keine und zu erwarten sind sie nicht. Gewichtskontrolle ist tagtäglicher Kampf. (Eine Video-Aufzeichnung soll zu einem späteren Zeitpunkt auf der Website der Selbsthilfegruppe ins Netz gestellt werden.)