31/10  Forum forever

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:42

Die modernen Medien bringen so etwas wie die virtuelle Unsterblichkeit mit sich. Heute erreicht mich die E-Mail einer Person, die vor einiger Zeit einen Eintrag im Diskussionsforum der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS platziert – gepostet – hatte. Unlängst nun hatte sie ihren eigenen Namen gegoogelt und war dabei auch auf diesen alten Forums-Beitrag getsossen. Darüber hat die Person sich geärgert und von uns ultimativ verlangt, dass wir solches unterbinden sollten und unser Forum von dem Google-Zugriff schützen müssten.

Die Einsicht kommt etwas spät. Wir können zwar, mit einigem Aufwand, die früheren Eintragungen dieser Person aufspüren und sie in unserem Forum löschen. Das bedeutet aber nicht, dass der entsprechende Inhalt nicht noch sonst irgendwo in einem thematischen Zwischenspeicher abgelegt wurde und jederzeit bei entsprechender Recherche wieder hervorkommen könnte.

Das ist die Segnung – und der Fluch – unserer digitalisierten Gegenwart: wer immer etwas ins Netz stellt, und wäre es nur ein trivialer Ulk, muss damit rechnen, dass diese Botschaft dort bis in alle Zeiten irgendwo auf Abruf verfügbar ist und von Dritten eingesehen werden kann, zu jedem beliebigen Zeitpunkt und von jedem Ort der Welt aus. Es gilt das Wort, das Shakespeare einst geprägt hat, in Julius Caesar, wo Marc Anthon es ausspricht: Mischief thou art afoot – take thou what course thou wilt. (Unglück, du bist unterwegs – nimm nun den Verlauf, den du willst.)

In den allgemein zugänglichen Foren zum Thema Adipositas, meist benutzt von operierten PatientInnen, stehen so manche persönliche Lebensbeichten und Schicksalsberichte, dass man über die unverblümte Offenheit oft staunt, mit der intimste Fakten ausgebreitet werden. Zurückholen und ungesagt machen lassen sich solche Botschaften nicht. Man sollte sie so abfassen, dass man auch später noch zu ihnen stehen kann.