2/12 Anreizend
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:37 |
Das neue Zauberwort heisst Nudge. Das ist Englisch und bedeutet so viel wie Stupsen, jemanden vorsichtig anstossen. Es wird neuerdings gerne verwendet im Zusammenhang mit Verhaltensänderungen: nicht durch Einschüchterung, Drohung oder moralinsaure Predigten sollen die Leute dazu gebracht werden, ein bestimmtes Verhalten aufzugeben und etwas anderes, allenfalls „Gesünderes“ zu tun, sondern durch ein diskretes Anstossen, einen kaum merklichen Impuls, der eine Aktion auslösen kann.
Ich stelle mir dabei eine feuchte Hundeschnauze vor, die an meine Hand anstösst, immer wieder, weil Bello Gassi gehen möchte bzw. muss. Oft bringt das dressierte Tierchen schon die Leine mit im Maul. – Anstupsen also als neue Maxime für Präventionsprogramme, die der Staat unter sein Volk bringen will, dabei an die Eigenverantwortung appellierend: man kann den Stupser aufnehmen und handeln – aber man muss nicht.
Diese Überlegung liegt auch einer Aktion zugrunde, die derzeit in England erprobt wird: Kinder und Jugendliche sollen motiviert werden, zu Fuss zur Schule zu gehen. Um ihnen diese körperliche Aktivität schmackhaft zu machen, werden Anreize geschaffen, in Form von Gutscheinen, sei es für Kinotickets oder für stylisches PC-Zubehör. Jeder zu Fuss zurückgelegte Schulweg bringt Punkte ein. Diese Punkte können gesammelt und dann gegen einen Gutschein getauscht werden. Damit will das neue konservative Regime in England deutlich machen, dass es sich abgewendet hat vom früheren „Nanny-State“ der Labour-Regierung, die dem Bürger seine Selbstverantwortung durch strikte Regelungen und Auflagen abgenommen hatte.
Anreize schaffen – an Stelle von Verboten… gut und recht. Was das Nudging in der Praxis bewirkt, muss sich erst noch weisen.