14/1  Lieber kriminell?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:14

Ist das eine Geschichte! (Es stand im Blick.) Da wurde berichtet über einen Einbrecher, der nachts in ein Geschäft eingedrungen war, vom Inhaber jedoch überrascht, überwältigt und der Polizei übergeben wurde. In der gestrigen Ausgabe des Blattes wird der tapfere Ladenbesitzer zitiert mit der Aussage: „Ich habe einen dicken Einbrecher erwischt“. Und das Foto zeigt auch, dass der junge Mann, der da auf frischer Tat ertappt worden war, nicht eben dünn ist.

Heute nun kommt die boulevardeske Fortsetzung: der Kleinkriminelle entschuldigt sich bei seinem Opfer und begründet seine Tat damit, dass er knapp bei Kasse war und dringend Geld brauchte. Dazu lässt er sich zitieren: „Tut mir leid, ich war finanzschwach. Aber dick bin ich nicht!“

Weit haben wir es gebracht. Abgesehen davon, dass man heute offenbar kriminell werden muss, um prominent in der Zeitung abgebildet und zitiert zu werden… Ist Dicksein (oder auch nur „dick“ genannt zu werden) tatsächlich schon dermassen zum Stigma geworden, dass sich die Leute in aller Form davon distanzieren müssen und es voeziehen, Verbrecher und kriminell zu sein? – Es lohnt sich, darüber nachzudenken.