17/1  Versalzen?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:54

Unsere Zivilisation, habe ich unlängst in einem Medienbericht gehört, beruhe auf Salz. Die grossen Handelswege zwischen Ost und West seien anfänglich in erster Linie die Salzstrassen gewesen. Salz erst ermöglichte es, Nahrungsmittel über eine längere Zeit zu konservieren. Bei Salzmangel stirbt der Mensch.

Und dann ist da noch das herzzerreissende Märchen von der jüngsten Königstochter, die ihrem Vater sagen sollte, wie sehr sie ihn liebe. Wie das Salz, sagte sie, worauf er sie vom Hofe verstiess. Als aber kurz danach im Schloss und im ganzen Land das Salz ausging und keinem mehr die Speisen schmeckten, erkannte der König den wahren Wert des Salzes. Seine Tochter, die inzwischen bei einer guten Fee gelebt hatte, kehrte mit einem unerschöpflichen Salz-Schatz zurück und wurde Königin.

So weit, so salzig. – Gleichzeitig aber haben wir gelernt, dass zuviel der schmackhaften Chemikalie für unsere Gesundheit auch schädlich sein kann. Und da wir an sich in einer Welt des Überflusses leben, essen wir auch täglich mehr Salz, als uns bekommt. Und die Weltgesundheitsorganisation hat längst Empfehlungen zur Einschränkung des Salzkonsums herausgegeben, die von vielen Ländern eingehalten oder zumindest angestrebt werden. So auch von der Schweiz.

Allerdings, sagen die Lebensmittelhersteller, die sich freiwillig verpflichtet haben, die Rezepturen für ihre Backwaren anzupassen, würden sie das Verhalten der Kundschaft genau beobachten. Sollte sich zeigen, dass das salzärmere Gebäck nicht mehr so gefragt wäre, würden sie auf ihren Entscheid zurück kommen.

Nun hat die Universität von Burgund in Frankreich dank einer Studie (im Auftrag des Lebensmittelkonzerns Unilever) festgestellt, dass es möglich ist, salzarme Speisen mit Salz-Aroma soweit wieder schmackhaft zu machen, dass sie von den Kunden gerne genommen und gegessen werden. Diese Erkenntnis gilt zunächst für Käse, für den Frankreich ja berühmt und bekannt ist. Salzloses Salz mit Salzgeschmack… man fragt sich natürlich, was dies für unsere Ernährung auf Dauer bedeuten kann. Künftig wird der Salzgehalt der Suppe nicht mehr unbedingt Rückschlüsse auf die Verliebtheit des Kochs zulassen.  Und wie soll ich sicher sein, dass mein minimaler Tagesbedarf gedeckt ist? – Auf Dauer wird sich wohl die Frage stellen, ob nicht auch dem Salz-Aroma negative Effekte innewohnen, die jetzt noch nicht bekannt sind. Wir brauchten die Hilfe einer gütigen Fee – nötiger denn je!