21/1  Kosmische Häppchen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 13:58

Das Übergewichtsproblem wäre auf einen Schlag gelöst, wenn wir alle die Fähigkeit erlernen würden, uns nicht mehr von substanzieller Energie in fester oder flüssiger Form von Kohlenhydraten oder Fetten und Eiweiss zu ernähren, sondern uns mit der kosmischen Energie begnügen würden, etwa des Lichts oder aus dem Kraftfeld eines Baums…

Im Sat.1-Talk Kerner hat man gestern Abend die Bi Gu-Methode kritisch hinterfragt. Bi Gu ist chinesischen Ursprungs und bedeutet Verzicht auf Nahrung. Wer Bi Gu praktiziert, kann von kosmischen Energien leben, unterstützt allenfalls von etwas Wasser und ein paar Früchten, frisch oder getrocknet… Es handelt sich offenbar um eine meditative Praxis, die man jahrzehntelang erlernen muss.

Ein Sat.1-Reporter hat in einem Selbstversuch erprobt, ob ihm dies auch gelingen könnte. Unter ärztlicher Kontrolle hat er eine zeitlang ganz ohne Wasser und Nahrung gelebt, jeden Tag wurden seine verschiedenen gesundheitsrelevanten Werte gemessen, bis der Doktor nach einigen Tagen die Notbremse zog: Abbruch der Übung, wegen Lebensgefahr! Es drohten akutes Nierenversagen, Austrocknung, Gehirnschäden.

Es ist natürlich vermessen, wenn sich ein westlich verdorbenes Zivilisations-Subjekt so aus dem Stand in einer alten asiatischen Meditationsdisziplin versuchen will. Das kann ja nicht gut gehen. Vor frühen Reisen in den fernen Osten sind uns die Berichte bekannt über die seltsamen Fähigkeiten der Fakire, die durch reine Willenskraft ihre Körperfunktionen kontrollieren, die Blutungen stoppen, den Herzschlag verlangsamen, Schmeerzen ausblenden können, bis hin zum selbstgesteuerten Sterben und zur Mumifizierung… – Wer solche Biotechniken beherrscht, für den ist es wohl auch möglich, die Nahrungsaufnahme zu drosseln und spirituelle Energien in Nahrung umzuwandeln, da dürfen wir es getrost mit Shakespeare halten und dem Glauben an die Dinge zwischen Himmel und Erde

Aber nie sollten wir so vermessen sein, uns einzubilden, dass sich so etwas aus reiner Neugierde und allfälligem Opportunismus einfach imitieren liesse. Das Scheitern derartiger Versuche spricht nicht gegen die Sache an sich – sondern höchstens gegen den, der auf den Versuch unzureichend vorbereitet war. Schön wäre es, wenn sich ein weltweites Problem so simpel lösen liesse. Aber die Kriegs- und Krisenherde rund um den Globus verschwinden ja auch nicht, weil plötzlich alle Menschen friedfertig geworden wären…