25/2  Ekelschmaus

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:48

Eine kalkulierte Welle aus Abscheu und Erregung ging durch das hiesige Medienpublikum, als vor einigen Wochen die letzte Staffel der TV-Serie zuende ging von Ich bin ein Star – holt mich hier raus!, auch bekannt unter der Kurzformel Dschungelcamp.

Der abstossende Reiz dieser Realityshow aus der australischen Wildnis beruht unter anderem darauf, dass die bunt zusammengewürfelte Schar der Protgonisten jeden Tag neue „Prüfungen“ zu bestehen hat. Einige sind akrobatischer Natur, bei anderen gilt es, das individuelle Grausen vor schleimigem und krabbeligem Getier zu überwinden. Die meisten dieser Mut- bzw. Ekelproben bestehen jedoch darin, dass Dinge gegessen werden müssen, die unsereins nie im Leben freiwillig in den Mund nähme, geschweige denn kauen und hinunterschlucken würde.

Vergleichsweise harmlos mutet das Essen von gekochtem Hirsch-Penis an, der hat etwas von einem grösseren Wienerli und erinnerte mich ein wenig an Kuh-Euter, das wir in unserer Jugend – in Ermangelung von anderem Fleisch – nicht ungern gegessen hatten. Schon mehr zu beissen und würgen gaben die rohen Känguruh-Hoden, die Würmer, Maden, Larven und lebendigen Insekten.

Womit wir beim Thema sind: Ernährungswissenschafter vertreten die Ansicht, dass es auf Dauer für das Weltklima erträglicher wäre, wenn die Menschheit mehr Insekten verspeisen würde. Denn die Ökobilanz eines Kilos Grashüpfer sei wesentlich günstiger als bei einem Kilo Speck oder Rinderhuft. Die Speise sei zudem für die Verdauung bekömmlicher und ausgewogener in ihrer Zusammensetzung.

Wer sich jetzt mit Grausen abwendet, möge bedenken, dass es ganze Kontinente gibt auf dieser Welt, auf denen die Menschen regelmässig Insekten futtern, in jeder denkbaren Form und Zubereitung. Ein nachwachsender Rohstoff, gewissermassen, für den nicht ganze Tropenwälder abgeholzt werden müssen, der sich auf einfache Weise züchten lässt und der uns mit allen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt.

Sicher ist solche Kost gewöhnungsbedürftig. Eine Umstellung könnte nicht innerhalb einer Generation erfolgen. Aber wenn uns die Umstände zwängen… es freiwillig zu tun? Gibt es Globetrotter, die in fernen Ländern schon einschlägige Erfahrungen gesaammelt haben?