17/3  Naive Frage

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:12

Generalversammlung des Vereins Public Health Schweiz. Einleitend hält eine Politikerin ein Referat. Sie befasst sich mit der Gegenüberstellung der Verantwortung des Einzelnen für seine eigene Gesundheit und der Verantwortung der Gesellschaft für die Gesundheit des Einzelnen. Grundsätzlich, sagt sie, sollte jedes Individuum selber mehr Verantwortung übernehmen für sein gesundheitliches Wohlergehen. Der massive alljärliche Kostenschub bei den Krankenkassen-Prämien könnte etwas gedämpft werden, wenn die richtigen Massnahmen getroffen würden.

Eine Aussage im Referat hat mich allerdings nachdenklich gemacht. Da wurde mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre es die unbestreitbarste Tatsache der Welt, gesagt, es sei nun mal so, dass die Gesundheitskosten auch in Zukunft stetig wachsen würden, damit hätten wir uns abzufinden. Wir hätten jedoch darauf zu achten, dass dieses Wachstum nicht zu rasch und zu stark erfolge…

Da habe ich mich plötzlich bei einer naiven Träumerei erwischt: Wie denn das? Wie kann es sein, dass die Medizin immer perfekter wird, dass schon beim Kleinkind spätere Risiken diagnostiziert und beseitigt werden können, dass wir an einem Präventionskonzept arbeiten, das möglichst viele Menschen vor schweren Krankheiten bewahren soll… und trotzdem muss alles immer teurer werden?

Ist es denn nicht denkbar, dass all die Aufklärung, als das Vermitteln von Gesundheitswissen, eine vernünftige Ernährung, ausreichende Bewegung, das Vermeiden von Stress und all all die Stärkungen sämtlicher Abwehrkräfte auch einmal dazu führen könnten, dass wir schlicht und einfach „gesünder“ sind als es noch unsere Eltern waren? Ist das eine idealisierende Sichtweise, eine einfältige Heilserwartung? Was hilft uns jede Anstrengung im Dienste der öffentlichen Gesundheit, wenn gleichzeitig immer mehr Krankheitsteufel unsere gesunden Seelen benagen und ins Elend zu stürzen versuchen? Zwar leben wir heute länger als vor hundert Jahren. Aber diese zusätzlichen Lebensjahre sind unsere teuersten, was die medizinische Versorgung betrifft! Und die Leiden, die wir bekommen WEIL wir älter werden, die haben wir uns in der Regel selber eingebrockt… – Was also, liebe Frau Politikerin, wäre der Ausweg?