18/3  Gen-Umkehr

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:12

Übergewicht ist einerseits genetisch bedingt, anderseits wird es durch gewsisse Faktoren in unserer Umwelt begünstigt. Das ist bekannt. Professor Stephen O’Rahilly von der University of Cambridge hat sich mit den verschiedenen Theorien der Adipositas-Genetik befasst und ist auf interessante Fragestellungen gestossen.

Wenn wir mehr oder weniger alle die gleichen historischen genetischen Voraussetzungen haben und wenn alle in den praktisch gleichen Umweltbedingungen leben (müssen) – warum werden dann nicht auch alle dick? Man müsste – folgert er – also eigentlich nicht fragen, weshalb die einen dick werden, sondern weshalb die andern NICHT Gewicht zulegen… Man müsste herausfinden, wie das genetische Sysem bei den Schlanken anders funktioniert als bei den Dicken, um daraus Methoden abzuleiten, mit denen den Übergewichtigen geholfen werden könnte.

Denn – und das ist für O’Rahilly, der selber auch übergewichtig ist, klar – es würde viel zu kurz greifen, wenn man einfach allen Dicken unterstellen wollte, sie könnten sich nicht beherrschen und hätten sich ihr Gewichtsproblem selber zuzuschreiben. Durch seine Studien hat er herausgefunden, dass die verschiedenen Gene weniger den Energie-Umsatz und den Kalorienverbrauch des Individuums regeln, als vielmehr bestimmen, nach welcher Nahrungsmenge jemand sich satt fühlt – oder nicht. Da Nahrung heute immer und überall verfügbar ist, kann sich das Fehlen einer solchen genetischen Steuerung fatal auswirken.

O’Rahilly ist optimistisch. Er hofft, wenn man genug über das Zusammenspiel der verschiedenen genetischen Voraussetzungen wisse, könne man es mit der Zeit auch beeinflussen. Er stellt sich vor, dass es einmal möglich sein wird, mit kostengünstigen Medikamenten (nach dem Vorbild der Blutdruck-Senker) einen ähnlichen Effekt auszulösen, wie ihn heute erst die chirurgischen Eingriffe haben… Dann wäre die weltweite Adipositas-Epidemie im Griff zu halten.