14/4  Rat an Kelly

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:31

Soll sie – oder soll sie nicht? Es geht um ein Magenband. Eine Meldung aus dem Showbiz macht dieser Tage die Runde: Kelly, ein Spross aus der Osbourne-Family von Stammvater Ozzy, ist in die Schlagzeilen geraten, weil sie verlautenm liess, sie möchte sich ein Magenband einsetzen lassen. Sie hatte vor einiger Zeit mit eiserner Disziplin zwanzig Kilo abgenommen, dann allerdings wieder einige Pfunde zugelegt, so dass die Panik vor dem Jojo-Effekt sie ergriff.

Ihre Muter Sharon hatte seinerzeit mit einem Magenband über 50 Kilo abgespeckt, es läge also quasi in der Familie. Nun wird die gute Kelly von allen Seiten mit Ratschlägen und Empfehlungen eingedeckt. Sie solle lieber Sport treiben, heisst es. Nur ihre Bequemlichkeit treibe sie unter das Messer. Wenn sie wirklich wollte, könnte sie ihr neues Gewicht problemlos halten…

So ähnlich lautet auch die Belehrung in der medizinischen Kolumne des ex-Mister Schweiz, Dr. Adel Abdel-Latif im heutigen Blick am Abend. Abdel-Latif, seines Zeichens Facharzt für Radiologie, hat den Durchblick. Er warnt vor den Risiken und Nebenwirkungen einer Vollnarkose und vor der Infektionsgefahr bei einer solchen Operation. – Ein Satz, den er formuliert, kann man vorbehaltlos unterschreiben: „Der Patient muss meiner Meinung nach auch zuerst psychologisch und medizinisch-therapeutisch abgeklärt werden.“

Da hat er völlig recht, der Abdel-Latif, und das ist nicht nur „seine Meinung“, sondern das ist auch die anerkannte Lehrmeinung der Spezialisten: ohne eine sorgfältige Abklärung und Prüfung der Voraussetzungen bei Kelly wird kein verantwortungsbewusster Adipositas-Operateur diesen Eingriff durchführen. Das ist etwas anderes als eine Schönheits-OP (die nicht weniger Risiken bergen kann). Immerhin ist die Rede von einem Magenband. Das ist jene Übergewichts-Operation, welche auf dauerhafte Verstümmelung der Innereien verzichtet und die relativ problemlos wieder rückgängig gemacht werden kann, wenn es sein muss…

Kein Grund also zur Massenhysterie und vor allem auch kein Anlass, eine erprobte, wirkungsvolle und sichere Operationstechnik zu verteufeln. Das Leben nach dem Eingriff ist freilich kein Zuckerschlecken mehr, die Operation erzwingt jenes Essverhalten, zu dem man sich freiwillig meist nicht auf Dauer bequemen mag… – Eine elegante Lösung könnte darin bestehen, der guten Kelly ein eBalance-Abonnement zu vermitteln.