1/6 Seelentrost
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:36 |
Wann ist man dick, zu dick? Die Frage der Selbstwahrnehmung ist vor allem für Frauen ein ungelöstes Rätsel. Kleidergrössen sind das eine; BMI und „Idealgewicht“ sind das andere… der Blick in den Spiegel kann zu völlig unterschiedlichen Befunden führen. Ganz allgemein – denken wir Männer mit einem Anflug von Mitgefühl – sind die weiblichen Wesen einem viel stärkeren, oft gnadenlosen Druck ausgesetzt, was Körperform und Gewicht betrifft.
Nun ist allerdings tröstlicher Zuspruch angesagt: Am Internationalen Adipositas-Kongress, der kürzlich in Istanbul stattfand, wurde eine Studie der Universität Liverpool präsentiert. Darin geht es um die Frage, wie Frauen von anderen wahrgenommen werden, nachdem sie erfolgreich abgenommen haben.
Dabei wurden Bilder von attraktiven Frauen einer Gruppe von Männern und Frauen gezeigt, zusammen mit einer kurzen Notiz zu der abgebildeten Person. Bei der einen Hälfte wurde gesagt, diese Dame sei früher einmal stark übergewichtig gewesen und habe nun abgenommen… bei der andern Hälfte hiess es, sie sei ihr ganzes Leben lang schlank gewesen.
Interessant ist nun, dass Männer und Frauen unterschiedlich auf diese fiktiven Lebensläufe reagierten. Frauen mit (angeblicher) Übergewichts-Vergangenheit wurden von ihren Geschlechtsgenossinnen durchwegs negativer qualifiziert als undiszipliniert, faul, schlampig und unsauber… während sie auf Männer positiv wirkten und als freundlich, umgänglich, klug und kreativ beurteilt wurden… im Unterschied zu ihren (angeblich) immerschlanken Kolleginnen… Am besten kamen die einst mutmasslich übergewichtigen Frauen weg bei Männern, die selber ein Gewichtsproblem hatten.
Wozu kann – abgesehen vom tröstlichen Element, das aber keine Frau ernst nehmen dürfte, wenn sie sich beim Blick in den Spiegel selber zu dick findet – solche Erkenntnis nützlich sein? – Die Forscher denken an die Stellenbewerbung: ist es von Vorteil, wenn frau im Lebenslauf ein früheres Problem mit Übergewicht ehrlich offenlegt? – Wenn der Personalchef ein (ev. übergewichtiger) Mann ist: durchaus. Aber wehe, wenn der HR-Chef eine Chefin sein sollte!