28/6 Geruchs-TV
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:51 |
Denkbar ist Vieles. Machbar fast alles. Ob es sinnvoll ist? Was es bringt? Wann es kommt?
Die Idee vom Geruchs-Fernsehen ist nicht neu. Seit Jahren schon geistert sie durch die Zauberküchen der Visionäre, so weit entfernt wie einst der Traum von einer farbigen oder gar dreidimensionalen Bildübertragung, verlacht und verspottet, und doch ist die Farbe längst Alltag und die dritte Dimension in Griffnähe gerückt.
Was aber ist mit dem Geruch? – Befassen wir uns – abgesehen von der Machbarkeit, an der technisch wohl nicht zu zweifeln ist – mit dem Nutzen. Da verströmt also der TV-Kasten in Zukunft betörende Gerüche, wie es heute die selbsttätigen Aroma-Kapseln versprechen, und untermalen so ein dramatisches oder dokumentarisches Geschehen: schauen wir eine Reportage über den Walfang, füllen schwerer Trangeruch und stickiger Dieselruss-Gestank die gute Stube… und bleiben im Polstermobiliar hängen bis zur nächsten Reinigung… Oder ist der Fernseher mit einer Lüftungs-Automatik verbunden, die selbsttätig die Fenster öffnet, wenn ein bestimmter olfaktorischer Level überschritten ist?
Und wie steht es beim Zappen? In einer gestalteten Produktion kann der Aufbau, das Wabern und das Verwehen von Gerüchen ein geplantes Stilmittel sein, das reizvolle Steigerungen und Stimmungswechsel, nette Überraschungseffekte erlaubt… Wenn ich mich aber zackig durchs Programm zappe, riskiere ich, ein Pandämonium zu entffesseln von widersprüchlichen, unerwarteten, sich zu Stinkklumpen verfilzenden Geruchs-Immissionen…
Vor allem aber: wenn dem Fernsehschauen an sich schon vorgeworfen wird, es mache dick, um wie viel dicker muss dann das Geruchsfernsehen machen?! Wenn der betörende Duft von frisch gebackenem Brot oder der süsse Hauch einer Schokoladencrème aus dem Gerät dringt und meine Nüstern umschmeichelt, so dass meine Hungerhormone sprudeln… und wenn die heute schon verlogene Lebensmittel-Werbung noch einen draufsetzen kann mit ganzen Aroma-Fontänen, die mir vorgaukeln, wie gut die synthetischen Produkte schmecken würden… – Das ist jeweils der Moment, wo ich im Schlaf zu mir selber sage: so ein Schwachsinn muss nicht weiter geträumt werden, ich steige aus dem Traum aus und erwache!