15/7 Wirb und verdirb
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:11 |
Es ist ein alter Disput um die Frage, ob Werbung für Junkfood überhaupt einen Einfluss auf dessen Konsum habe. Während Werbeleute stets standhaft ihre Unschuld beteuern und mit der absoluten Wirkungslosigkeit ihrer Arbeit argumentieren, werden etwa die Kinderärzute in USA nicht müde, gesetzliche Verbote zu fordern für Werbung, die den Kindern kalorienreiche, fettige, süsse und salzige Nahrung schmackhaft macht.
Eine Studie in England bei 6-13jährigen Kids hat nun aber nach Reuters gezeigt, dass Kinder, die viel TV schauen (als „viel“ gelten dabei mehr als 21 Stunden pro Woche!), sehr wohl ein ausgeprägteres Verlangen bekundeten nach dem Food, den sie eben im TV gesehen hatten, als wenn sie vorher nur Werbespots für Spielsachen schauten. Allerdings sei dieses „Mehr“ an Verlangen nicht sehr ausgeprägt, so dass es nicht leicht sei, der Werbung allein die Schuld an kindlichem Übergewicht zuzuweisen. Aber es sei ein klares Element von mehreren, die in der Summierung eben zur Adipositas-Epidemie schon im Kindesalter beitrügen.
Idealerweise, sagen die Forscher, müsste der TV-Konsum der Kids eingeschränkt werden, aber das sei wiederum eine schwierige Sache, weil die Kinder die Propagandafilmchen nicht nur am heimischen TV-Gerät sehen, sondern auch auf den Smartphones und an privaten wie an öffentlich zugänglichen PCs. Um hier etwas zu erreichen, bräuchten die Eltern unbedingt Hilfe. Aber sind sie auch bereit, eine solche überhaupt anzunehmen? Immer mehr sind sie ja schon dazu übergegangen, selbst ihre Kleinsten vor den bequemen Babysitter mit der Mattscheibe zu setzen, nachdem die Medien ihrerseits bereits spezielle Programme für Babies anbieten.
Über der Thematik liegt der Fluch unserer freien Marktwirtschaft. Wirb oder stirb – lautete einst der Slogan, als die Werbung mit ihrer wirtschaftlichen Bedeutung salonfähig zu werden begann. Bald muss man im Blick auf die Kinder sagen: Wirb und verdirb. Denn dass die Lebensmittelproduzenten plötzlich dazu übergehen würden, die Werbewirkung mit gleichem Effort für „gesunde“ Nahrung einzusetzen, das dürfte mehr als unwahrscheinlich sein.