11/8 Fach-Streit down under
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:25 |
In Australien tobt derzeit ein Experten-Zoff unter Adipositas-Spezialisten, wie die Zeitung Herald Sun berichtet. Mit einigen kühnen und markanten Behauptungen hatte sich Prof. Dr. Joseph Proietto im Medical Journal of Australia aus dem Fenster gelehnt: gesund essen und sich bewegen brächten gar nichts, um abzunehmen, die einzige nachhaltige Therapie sei die Magen-Chirurgie. Das Gewicht – so Proietto – werde durch das Gehirn verteidigt, wenn jemand Gewicht verliere, wolle der Körper es mit aller Macht wieder zurückholen. Abnehmen an sich sei einfach, aber das tiefere Gewicht zu halten sei schier unmöglich. Wenn man dies mit Bewegung erreichen wolle, so genüge es nicht, um den Häuserblock zu laufen, man müsste schon regelmässig Marathonläufe absolvieren.
Sein Gegenspieler im öffentlichen Disput ist Dr. Leon Massage, der eine private Klinik zur Gewichtskontrolle führt. Dies sei eine zu defätistische Botschaft, sagt er, die all jene entmutige, die gegen ihr Gewicht kämpfen. Auch wenn jemand die genetische Veranlagung habe, Gewicht zuzulegen, so könne doch dessen Umfang durch das richtige Verhalten bestimmt und kontrolliert werden. Dazu müssten die Leute angeleitet und motiviert werden. Man müsse ihnen beibringen, wie sie essen, wie sie sich bewegen und wie sie denken sollten… und es brauche alle drei Faktoren, um Erfolg zu haben. Man müsse nicht hungrig sein, um abzunehmen… aber man müsse auch keine Pizza oder keinen Schokoladekuchen essen, um nicht hungrig zu sein.
Auch Jane Martin von der Obesity Policy Coalition widerspricht Proietto: die baritarische Chirurgie könne nicht die Lösung für die ganze Adipositas-Epidemie sein. Wir müssen uns darauf konzentrieren, wie wir vor dem Abgrund einen Zaun errichten können, und nicht darauf, wie wir die Ambulanz unten installeren. Es müssten Strategien entwickelt werden gegen jene Umwelt-Faktoren, welche die Adipositas vorantreiben. Dass bald 60 Prozent der Bevölkerung (Australiens) übergewichtig seien, könne nicht in der Genetik allein begründet sein.