15/9 Kunst-Gewicht
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:57 |
Es seien, sagte man früher, wenn die Waage ein höheres Gewicht anzeigte als das gewünschte, die Knochen. Man habe eben „schwere Knochen“ und sein darum eigentlich gar nicht richtig übergewichtig.
Diese Ausrede habe ich selber jahrelang auch gebraucht, bis mir ein professioneller Body-Scan definitiv die Augen öffnete: mit einer Art Röntgenkamera wurde ich ganzheitlich beleuchtet, und auf einem Bildschirm erschien ich in hellgrauer Gestalt, wobei verschiedene Regionen des Körpers unterschiedliche eingefärbt waren, heller oder dunkler, je nachdem, ob es sich um Muskelmasse oder Fett handelte. Darin eingebettet war das feine Skelett, auch hier war die Knochendichte durch die Farbe gekennzeichnet, und der prozentuale Anteil der verschiedenen Bestandteile am gesamten Körpergewicht war in Zahlen ausgewiesen.
Das Skelett mit seinen über 200 Knochen macht dabei gerade mal 11 Prozent eines „normalgewichtigen“ Köpers aus, also um die 8 Kilo. „Leichter“ oder „schwerer“ Knochenbau können dabei eine Abweichung von bis zu 3 Kilo ausmachen. – Daneben gibt es jedoch auch künstliche Zulasten, wie Kollegin Rosa Aspalter in ihrem Kurier-Blog schlüssig nachwies: es geht um Implantate bzw. Gelenk-Prothesen.
Ein künstliches Kniegelenk wiegt – je nach Fabrikat – rund ein Pfund. Etwas leichter (gut 400 Gramm) ist ein Hüftgelenk. Die inwendige Verstärkung eines gebrochenen Oberschenkelknochens schlägt mit 100 Gramm zu Buche. Viel weniger wiegt etwa ein High-Tech-Gerät wie ein Herzschrittmacher, nämlich nur gerade 30 Gramm… es sei denn, es handle sich um ein Fabrikat aus der seinerzeit mit grimmigem Polit-Humor verspotteten DDR-Produktion. Frage: Warum ist der UdSSR-Chef Leonid Breschnew von so massiger Gestalt? Antwort: Er hat einen Herzschrittmacher aus der DDR!
Jedenfalls können wir heute den Implantaten keine Schuld am Gewichtsexzess geben, selbst wenn wir alle unsere dadurch ruinierten Gelenke ersetzt hätten. Das ist gut zu wissen.