12/11  Schrittmacher

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:03

Seit Jahren wird damit experimentiert. Eine sichere Sache sei es noch nicht, ist von den Spezialisten zu hören, denn für den Magenschrittmacher gab und gibt es noch keine verlässlichen klinischen Erfahrungswerte. An einzelnen Spitälern wurde damit experimentiert, nicht ohne Erfolg, aber es gelang oft nicht auf Anhieb, die richtige Einstellung zu finden, so dass das Gerät auch optimal wirkte. Mitunter waren mehrere Eingriffe nötig, bis es klappte.

Die Idee ist an sich bestechend. Es gibt heute winzige Taktgeber für viele lebenswichtige Funktionen. Fürs Herz, damit es nicht aus dem Rhytmus kommt, gegen das Kammerflimmern im Herzen, gegen Schmerzgefühle im Gehirn, gegen Gehörstörungen, bei Muskelverkrampfungen… wo immer elektrische Reize Linderung oder Hilfe bringen können, wird ein kleines Gerät implantiert, das dem Menschen nützlich beisteht.

Mit dem Magen ist es ähnlich: ein kleiner Impulsgeber wird in der Bauchhöhle befestigt, von ihm führen feine Drähte bis zur Magenmuskulatur, werden dort an geeigneter Stelle fixiert, so dass gewissermassen der Funke überspringen kann… und wenn der kleine Helfer einen Stromstoss schickt, meint der Magen, er sei schon voll. Dieses elektronisch simulierte Sättigungsgefühl hat den Vorteil, dass es nicht – wie bei Pharma-Präparaten – im Gehirn ein Chaos anrichten muss und den ganzen Organismus in Mitleidenschaft zieht, sondern es wirkt ganz gezielt und am Ort des Geschehens. Zudem ist der Eingriff, verglichen mit Magenbypass oder Schlauchmagen, eher harmlos und unblutig, es wird nichts weggeschnitten, nichts herausgenommen und nichts zugenäht…

Aus England kommt nun die Kunde, dass die Technik auf breite Zustimmung stösst und dass man mit dem Gedanken spielt, Patienten ab BMI 30 einen Schrittmacher einzusetzuen, damit sie nicht mehr weiter zunehmen. So weit sind wir hier noch nicht. Auch im Interesse der Patienten braucht es viel Erfahrung und Evidenz, ehe eine neue Technik im grossen Stil anzuwenden ist. Das ist gut so.