19/11  Wie Kokain

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:54

Im Scherz haben wir es immer gesagt: in gewisse Lebensmittel müssten die Hersteller doch irgend eine Substanz einarbeiten, dass wir sie immer und immer wieder kaufen und essen wollen… Anfixen quasi, nur hat man dem früher nicht so gesagt. Und eigentlich wollte die Vernunft einer solchen Spekulation ja auch gar nicht zustimmen, denn eine so verwerfliche Absicht würde man einem anständigen Nahrungsmittelfabrikanten gar nicht zutrauen.

Und nun lese ich in Bloombergs  Businessweek einen Bericht über wissenschaftliche Erkenntnisse, die genau in diese Richtung gehen. Die  Forscher an verschiedenen Universitäten fädnen immer mehr Beweise dafür, dass gewissse Fertigprodukte mit viel Fett und Zucker oder Getränke mit viel Fructose im Hirn ähnliche oder identische Reaktionen auslösen wie Kokain. Und dass daraus eine suchtartige Abhängigkeit entstehe. Mit dieser Erkenntnis, die in diesem Jahr allein durch 28 wissenschaftliche Studien erhärtet worden sei, könnte der Lebensamittelindustrie eine ebenso erbitterte Auseinandersetzung ins Haus sthen, wie sie die Tabakindustrie weitgehend schon hinter sich hat.

Die Food-Produzenten argumentieren, sie würden ja ein immer breiteres Angebot an bewusst gesunden Lebensmitteln anbieten und jeder verantwortliche Konsument könne selber bestimmen, wie „gesund“ oder „ungesund“ er essen wolle… Aber eine Marktanalyse zeigt, dass die „gesunden“ Angebote nur einen kleinen Teil des Marktes ausmachen und dass die Profite und das Wachstum mit den Produkten erzeugt werden, die aus Lust konsumiert werden und keine Bedeutung für die gesunde Ernährung haben.

Die Wissenschafter sehen auch hier eine Parallele zur Tabakindusrie: die hatte jahrelang auf den Vorwurf der Gefährlichkeit des Rauchens damit reagiert, dass sie immer neue „Light-Zigaretten“ auf den Markt warf… bis unwiderlegbar erwiesen war, dass auch diese dem Menschen schaden.