28/11  Bauchsachen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:39

Er ist ins Gerede gekommen, dieser Tage, der Bauch. Sein Umfang ist unter Umständen ein Indiz dafür, dass der oder die BauchträgerIn ein möglicherweise erhöhtes Risiko hat, im späteren Leben an einem seriösen Leiden zu erkranken oder gar vorzeitig zu sterben.

Umso erfreuter war ich heute auf dem Heimweg von einer Sitzung mit dem Aktionskomitee gegen kardiovaskuläre Krankheiten, als ich im Zürcher Hauptbahnhof hoch über meinem Kopf an der Seite gegen die Bahnhofstrasse auf der riesigen Werbe-Leinwand drei gewölbte Männerbäuche munter im azurblauen Wasser planschen sah – virtuell natürlich, als elektronisches Abbild eines Werbespots. Nicht irgendwelche Bäuche waren es, sie gehörten den drei Bahn-Propagandisten Sergio, Benoit und Beat, abgekürzt SBB. Sie warben fröhlich für Ferienziele im Wasser, zu denen man natürlich per Bahn gelangen kann. Zum Glück, sagte ich mir, gibt es hier so etwas sie eine Rehabilitation des Bauchs, sind es keine fotoshop-gestylten Badenixen, die da ihre schlanken Luxuskörperchen räkeln, sondern gestandene Mannsbilder mit etwas Wampe, auch wenn mir die drei sonst eigentlich auf den Keks gehen.

Und wenn wir schon beim Bauch sind: die Sache mit dem Bauchumfang, über den die Medien seit Tagen berichten, hat für einige Verwirrung gesorgt. Denn es ist nach wie vor nicht eindeutig klar, wo und wie dieser gemessen werden soll. Ist es der „Umfang“ an der breitesten Stelle, wie der Begriff eigentlich vermutgen liesse? Oder ist es der Taillen-Umfang, der eigentlich am schmalsten sein sollte? Soll das Messband auf Höhe des Bauchnabels angesetzt werden? Auch wenn dieser Nabel durch die Schwerkraft des Bauchs bös nach unen verschoben ist? Oder ist zu messen nach einer Formel „fünf Finger unter dem unteren Rippenbogen“… Soll man dabei den Bauch einziehen? Soll man ihn herausstrecken? Oder ganz locker lassen?

Wikipedia hat eine präzise, wenn auch komplizierte Anweisung: Der Bauchumfang (engl. waist circumference) bezeichnet den in der Mitte zwischen dem unteren Rippenbogen und der Oberkante des Hüftknochens (etwa zwei Querfinger oberhalb der Oberkante des Beckenkamms) gemessenen Körperumfang. – Alles klar?

In der heutigen PULS-Sendung wurde glücklicherweise in der Sache Klartext gesprochen, durch den eBalance-Experten Philippe Beissner. Die in der aktuellen Studie genannten Werte (BMI und Bauchumfang) sind kein absoluter Massstab für den effektiven Gesundheitszustand. Sie sind ein Indikator dafür, dass – in Kombination mit anderen Risiko-Faktoren – allenfalls ein erhöhtes Gefährdungspotenzial bestehen könnte, später an einer Begleiterkrankung zu leiden… aber das muss nicht sein, das hängt von einer ganzen Reihe von weiteren Faktoren ab, die fachlich analysiert und beurteilt werden müssen. Die Messung allein sagt noch nichts aus. Man sollte sich dadurch unter keinen Umständen ins Bauchshorn jagen lassen.