9/1  Video-Doktor

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:44

Eine kühne Idee, um dem Mangel an Hausärzten zu begegnen: wer sich krank fühlt, kann in die Apotheke gehen. Das war zwar schon immer so. Aber diesmal kommt eine neue Stufe dazu. Wenn die Apothekerin aufgrund der beschriebenen Symptome nicht einfach ein rezeptfreies Präparat abgeben kann, wird der Patient in einen separaten Raum geführt. Dort kann er sich per Video-Konferenz mit einem Arzt unterhalten. Dieser gibt medizinisch abgesicherte Empfehlungen. Wenn nötig kann er ein Rezept ausstellen und dieses direkt in die Apotheke übermitteln. Das neue Konzept nennt sich netCare und soll ab April in rund 200 Apotheken getestet werden.

Grundsätzlich passt die Idee in unser digitales Zeitalter, wo es bald für jede Selbstdiagnose eine App gibt. Die telefonische Beratung kennt man ja schon, sie ist für viele Erkrankte eine wichtige Institution, die eine erste Orientierung ermöglicht und günstiger kommt als der Besuch im Notfallzentrum oder in der Permanence.

Das Spezielle daran scheint mir, dass der menschliche Kontakt, der zuweilen das Wichtigste am Artzbesuch zu sein scheint, durch das Apothekenpersonal gewährleistet wird. An den Spezialisten weiterleiten, das muss auch der traditionelle Hausarzt.

Die Aktion scheint mir überdies eine gelungene Retourkutsche gegenüber der Ärzteschaft zu sein, die in einzelnen Kantonen selber Medikamente abgeben kann, zum Leidwesen der Apotheker, die dadurch nicht zuletzt ihren Beratungszuschlag verlieren, auch wenn sie einem die Arzneimittel bisher wortlos über den Tresen geschoben haben… Ah doch, da ist immer noch die obligate Frage: brauchen Sie einen Plasticsack? Aber daran würde sich ja nichts ändern.