17/1 Leben in Flaschen
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:56 |
Dass Wasser unser unverzichtbares Lebenselixir ist, das realisieren wir erst, wenn es uns fehlt. Wenn im Sommer einmal Knappheit herrscht, ärgern wir uns vielleicht darüber, dass wir unseren geliebten Wagen nicht mehr waschen dürfen… oder dass wir den Rasen nicht mehr sprengen können… Aber an Trinkwasser hat es uns eigentlich noch nie gefehlt. Im Gegenteil, wir leisten uns den unglaublichen Luxus, unsere Exkremente mit bestem Tafelwasser herunterzuspülen und in industriellen Prozessen hunderttausende von Hektolitern zur Fertigung unserer alltäglichen Güter zu verbrauchen. Gut, die Industrie hat inzwischen die Zeichen der Zeit erkannt und legt viel Wert darauf, mit raffinierten Recycling-Anlagen das kostbarte Nass rückzugewinnen und immer wieder neu zu verwenden. Aber dass das beste Trinkwasser bei uns aus dem Hahnen kommt, das nehmen wir quasi als selbstverständlich.
Wer erlebt hat, wie schwierig es ist, in Entwicklungsländern Brunnen zu bauen, um eine minimale Grundversorgung der Bevölkerung sicher zu stellen, und welche Opfer die Menschen in wasserlosen Erdregionen auf sich nehmen müssen, um sich mit der lebenserhaltenden Flüssigkeit zu versorgen, der schätzt deren Bedeutung andeers ein.
Ich habe das vor einigen Jahren in Pakistan erlebt, dass an jedem öffentlichen Brunnen ein Schild angebracht war, das davor warnte, dieses Wasser zu trinken, da für seine Reinheit nicht grantiert werden konnte. Wer durstig war, musste Wasser in einem Geschäft einkaufen, in blauen Flaschen, auf denen der Schriftzug „Nestlé“ stand.
Der private Wasserverkauf in Drittweltländern ist ein extremes Entwicklungs- und Ernährungs-Politikum. Das Monopol, das „unser“ Lebensmittelriese auf diesem Gebiet anstrebt, ist eine Bedrohung für das Wohlergehen und die Gesundheit vieler Länder. An den Solothurner Filmtagen, die nächste Woche beginnen, wird ein Dokumentarfilm uraufgeführt, der diese Situation ausleuchtet: Botteled Life – Nestlés Geschäfte mit dem Wasser. Der 90-minütige Film ist vorab bereits mit dem Prix de Solheure ausgezeichnet worden und kommt am Donnerstag nächster Woche in die Schweizer Kinos.